Gesundheit wie fördern?
Der Staat steckt viel Geld in die medizinische Versorgung und Forschung. Doch nur ein Bruchteil davon bewirkt, dass Menschen gesund leben und bleiben. Braucht Deutschland eine Public-Health-Strategie und welche Rahmenbedingungen sind hierfür notwendig?
Alle Politikbereiche müssen zusammenarbeiten
Eine Public-Health-Strategie ist wichtig, denn sie fördert die Gesundheit der Bevölkerung, beugt Krankheiten vor und verbessert die Lebensqualität nachhaltig. Dafür müssen wir gesunde Lebensbedingungen und Lebenswelten schaffen und erhalten. Eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik ist hierfür Voraussetzung.
Da wesentliche Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Bevölkerung außerhalb des Gesundheitswesens liegen, müssen alle Politikbereiche zusammenarbeiten. Dazu gehören die verschiedenen Sektoren wie Bildung, Soziales, Umwelt und Gesundheit. Darüber hinaus müssen wir allen Bevölkerungsgruppen Zugang zu Gesundheitsdiensten und Präventionsmaßnahmen ermöglichen. So können Menschen ihre Lebenswelt gesund und selbstbestimmt gestalten. Die Strategie macht erfolgreiche Ansätze zur Prävention bekannt und vernetzt die Akteure. Damit entsteht eine gemeinsame Basis für eine bessere Gesundheit der gesamten Bevölkerung.
Public-Health-Strategie längst überfällig
Die im internationalen Vergleich schlechte öffentliche Gesundheit bei sehr hohen Kosten ist inakzeptabel. Menschen erkranken und versterben hierzulande zu früh. Eine auf Gesundheitsförderung und Prävention konzentrierte Public-Health-Strategie ist daher sinnvoll und überfällig. Sie sollte intersektoral im Sinne von Health in All Policies an den Lebensverhältnissen ansetzen. Außerdem muss sie über die Ebenen von Bund, Ländern und Kommunen hinweg entwickelt und umgesetzt werden. Ihre Grundlagen müssen evidenzbasiert und ihre Ergebnisse messbar sein.
Erste Eckpunkte sind bereits vom Zukunftsforum Public Health erarbeitet worden. Um sie verbindlich und nachhaltig umzusetzen, müssen parallel Strukturen für die Öffentliche Gesundheit ausgebaut werden. Der ÖGD setzt sich seit Jahrzehnten für die Verhältnisprävention in den Kommunen vor Ort ein und kann bei der Entwicklung nicht nur unterstützen, sondern bei der Umsetzung einer nationalen Gesundheitsstrategie auch eine zentrale Rolle einnehmen.
Gewohnheiten prägen sich früh
Deutschland hat die EU-weit höchsten Gesundheitsausgaben und trotzdem eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung. Dabei sind vier von zehn Todesfällen auf Tabak, schlechte Ernährung, Alkohol und Bewegungsmangel zurückzuführen. Es ist millionenfach vermeidbares Leid und eine milliardenschwere Last für unsere Volkswirtschaft. Im Januar sind gute Vorsätze bei vielen Menschen weit verbreitet.
Es fällt ihnen aber schwer, diese dauerhaft umzusetzen. Kein Wunder: Unsere Lebensbedingungen erschweren es. Die Lebensmittelwerbung zeigt fast nur Ungesundes, die Kennzeichnung ist unverständlich. Alkohol gilt als Kulturgut, schon Minderjährige haben Zugang. Selbst Nikotin erlebt durch bunte Vapes mit süßen Aromen ein Comeback. Vor allem der Kinder- und Jugendschutz ist rückschrittlich. Das ist fatal, denn Gewohnheiten prägen sich früh. Unsere Umgebungen beeinflussen uns stark. Die WHO sagt deshalb: „Make the healthy choice the easier choice“. Das muss zum Leitbild der Präventionspolitik werden.
Gesundheitssystem allein kann nicht alles leisten
Gute Wünsche zum Neuen Jahr beinhalten fast immer die Gesundheit, für die wir selber und für die die Gesellschaft als Ganzes Verantwortung übernehmen müssen. Das Gesundheitssystem allein kann zwar wichtige Beiträge leisten, aber es braucht mehr als das, um ein möglichst gesundes und gutes Leben für alle zur Realität werden zu lassen.
Mit einer umfassenden, sektorenübergreifenden Public- Health-Strategie könnte Deutschland auch wieder zu den führenden Länder in Bezug auf die Lebenserwartung aufschließen. Diese müsste auf Basis relevanter und aktueller Gesundheitsdaten den Gesundheitsschutz, die Prävention und Gesundheitsförderung vorantreiben sowie gesundheitliche Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen. Die Wissenschaft als Komponente der Strategie kann für die dafür notwendigen Entscheidungen, etwa zur Tabak- und Alkoholkontrollpolitik, fundierte Informationen liefern.
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