Viele Heilmitteltherapien für Pflegebedürftige
Ergo- und Physiotherapie, medizinische Fußpflege und mehr: Welche Behandlungen ambulant und stationär versorgte Pflegebedürftige erhalten, zeigt der neue Heilmittelbericht auf.
Rund 31 Prozent der AOK-Versicherten ab 65 Jahre sind pflegebedürftig. 2022 waren es knapp zwei Millionen. Wegen ihres Gesundheitszustandes, der meist durch mehr als eine Erkrankung und zudem auch oft noch zusätzlich durch kognitive Einschränkungen gekennzeichnet ist, benötigen sie Hilfe bei ihrer Lebensführung. Mehr als die Hälfte (53,6 Prozent) der rund zwei Millionen Pflegebedürftigen ab dem 65. Lebensjahr, die mindestens den Pflegegrad 2 haben, werden von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt. 21 Prozent erhalten Unterstützung von einem ambulanten Pflegedienst. Ein Viertel der Pflegebedürftigen dieser Altersgruppe (25,3 Prozent) lebt in einem Heim.
Mit zunehmendem Alter haben Menschen mit typischen Alterserkrankungen zu kämpfen, zu denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle zählen, aber auch mit einer insgesamt stärker werdenden allgemeinen Fragilität, der Abnahme der Muskelkraft und der kognitiven Fähigkeiten. Ältere Versicherte ab 65 haben deshalb einen höheren Unterstützungsbedarf in Form von Physio- oder Ergotherapie. Pflegebedürftigen werden diese Behandlungen aber auch verordnet, um ein Fortschreiten der Pflegebedürftigkeit aufzuhalten oder die Folgen von Erkrankungen oder Operationen zu lindern.
Hoher Anteil bei Verordnungen
Daher erhalten 65-jährige und ältere Pflegebedürftige im Vergleich zu ihrem Patientenanteil von 42,8 Prozent überproportional viele Heilmitteltherapien: Knapp 55 Prozent der Heilmittelverordnungen für Versicherte ab 65 Jahre entfallen auf Pflegebedürftige.
Der häufigste Grund für eine Heilmittelbehandlung von Pflegebedürftigen ab 65 Jahre ist Diabetes mellitus (siehe Grafik „Ältere Pflegebedürftige: Anlässe für Heilmittelverordnungen“): Bei knapp 18 Prozent der pflegebedürftigen Patientinnen und Patienten dieser Altersgruppe wird die gefürchtete Komplikation eines diabetischen Fußes durch regelmäßige podologische Kontrollen und Behandlungen zu vermeiden versucht. Etwa ebenso viele Pflegebedürftige erhielten Physiotherapie gegen Symptome, die das Nerven- oder das Muskel- und Skelettsystem betreffen. Diese Patientinnen und Patienten bekamen die Verordnung überwiegend aufgrund von „Störungen des Ganges und der Mobilität“. Auf dem dritten Platz liegen sonstige Rücken- und Wirbelsäulen-Erkrankungen: Mehr als jeder dritte Pflegebedürftige ab 65 Jahre (35,2 Prozent) bekam deshalb Physiotherapie. Die mit großem Abstand häufigste physiotherapeutische Behandlung ist die „normale“ Krankengymnastik (62,6 Prozent aller pflegebedürftigen Patienten mit Heilmitteltherapie ab 65 Jahre).
Weniger Therapien bei Hochaltrigen
Von den Pflegebedürftigen, die im häuslichen Setting mithilfe eines Pflegedienstes betreut werden, erhält nahezu die Hälfte eine Heilmittelversorgung (47,9 Prozent). Unter den Heimbewohnenden sind es 46,4 Prozent. Pflegebedürftige, die vollstationär versorgt werden, gelten als insgesamt morbider als ambulant Betreute. Sie sind oftmals zu krank oder zu fragil für eine Physio- oder Ergotherapie, die ein Mindestmaß an Beweglichkeit und Kraft voraussetzen. Dies zeigt sich auch in der Tendenz, dass eher die „jüngeren“ Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner Heilmittel in Anspruch nehmen, während die Behandlungsrate ab 80 Jahren beziehungsweise mit steigendem Schweregrad wieder abnimmt. Für die pflegebedürftigen Diabetiker, für die die Fachgesellschaften zu einer regelmäßigen Kontrolle der Füße raten, gilt dies jedoch nicht: Über (fast) alle Altersgruppen und Pflegegrade hinweg ist die Behandlungsrate mit Podologie in der vollstationären Pflege am höchsten.
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