Kommentar: Nicht nur Geld allein
Die Gesundheitsvorsorge muss in Deutschland wieder mehr in den Fokus der Politik rücken, sagt Jürgen Klöckner, Senior Politics Reporter und Head of Pros bei Politico.


Mit der Ampel-Koalition endete auch der unsägliche Versuch von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Präventionsmaßnahmen bis ins kleinste Detail vorzuschreiben. Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ erinnerte viele zu Recht an Staatsmedizin. Aber Lauterbach hat dennoch das richtige Signal gesetzt. Er hat Recht, wenn er sagt, dass Deutschland im weltweiten Vergleich eine zu niedrige Lebenserwartung hat. Eine ernüchternde Bilanz angesichts der horrenden Milliardenbeträge, die wir für Gesundheit aufwenden. Nur rund 2,7 Prozent davon geben die gesetzlichen Krankenkassen für Prävention aus. Der Rest fließt in die Behandlung von Krankheiten, die durch mehr Prävention vermieden werden könnten.
Mehr Geld allein kann aber nicht die Antwort sein. Die künftige Bundesregierung muss die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen, dass Krankenkassen und Leistungserbringer den Erfolg von Präventionsmaßnahmen messen können. Derzeit wissen wir nur, wer welche Angebote in Anspruch genommen hat – aber nicht immer, ob sie geholfen haben.
„Alle Lebensbereiche müssen in die Prävention einbezogen werden.“
Senior Politics Reporter und Head of Pros bei Politico
Darüber hinaus müssen die Möglichkeiten der elektronischen Patientenakte voll ausgeschöpft werden. Israel macht es vor: Anhand der Daten werden Versicherte algorithmisch identifiziert, die etwa ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Schlaganfall haben. Sie und ihre Ärzte erhalten diese Infos und können präventive Behandlungen einleiten.
Und drittens müssen alle Lebensbereiche in die Prävention eingebunden werden. Das Gesundheitssystem muss dazu mit weiteren Sektoren, wie zum Beispiel dem Sport- und Bildungssystem, kooperieren. Eine Zuckersteuer und Werbeverbote können helfen. Auch Arbeitgeber und Betriebsärzte müssen stärker eingebunden werden. Klar ist: Prävention ist nicht nur Aufgabe des künftigen Gesundheitsministers, sondern der gesamten Bundesregierung.
Mitwirkende des Beitrags
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Jürgen Klöckner
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