Interview Pflege

„Sorgende Gemeinschaften für Menschen mit Pflegebedarf“

19.02.2025 Silke Heller-Jung 3 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Andrea Teti, Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Vechta.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Foto: Prof. Dr. Andrea Teti leitet an der Universität Vechta das Institut für Gerontologie (IfG).
Prof. Dr. Andrea Teti gehört seit 2022 der 9. Altersberichtskommission der Bundesregierung an.

Herr Professor Teti, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Andrea Teti: Zurzeit beschäftige ich mich vermehrt mit der Frage, wie unsere Gesellschaft die Krise im Pflegesektor perspektivisch begeben kann. Deutschland, so wie die meisten europäischen Länder, zählt immer mehr ältere Menschen und deutlich weniger Erwerbstätige oder Kinder und Jugendliche, die später das Rentensystem finanzieren oder die Pflege Älterer übernehmen können. Meine Antwort darauf sind die sogenannten Caring Communities, „Sorgende Gemeinschaften“, die Lebensbindungen fördern können, um Menschen mit besonderem Unterstützungs- und Pflegebedarf in die Gesellschaft zu integrieren.

Wie fördern Sie an Ihrer Einrichtung die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Teti: Die Gerontologie ist eine Metadisziplin, die sich in Theorie, Methoden und Praxis aus vielen Disziplinen speist. Dazu gehören die Soziologie, die Psychologie, die Medizin, die Gesundheitswissenschaften, die Pflegewissenschaften und die Wirtschaftswissenschaften. Die meisten dieser Disziplinen sind an unserem Institut derzeit professoral vertreten. Ich selbst bin Soziologe, aber zugleich Gesundheitswissenschaftler. Jede Kollegin und jeder Kollege bringt verständlicherweise ihre beziehungsweise seine fachspezifischen Netzwerke mit, sodass wir national und international eng verbunden sind. Die Gerontologie ist die gemeinsame Sprache, über die wir uns wissenschaftlich verständigen können.

„Die Gerontologie ist eine Metadisziplin, die sich in Theorie, Methoden und Praxis aus vielen Disziplinen speist.“

Prof. Dr. Andrea Teti

Leiter des Instituts für Gerontologie an der Universität Vechta

Zur Person

Andrea Teti ist Gerontologe und Medizinsoziologe. Er hat in Italien und Deutschland Soziologie studiert, anschließend einen Masterabschluss in Public Health in Berlin erlangt und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin promoviert. Seit 2017 ist er an der Universität Vechta und leitet dort das Institut für Gerontologie (IfG). Als Mitglied der Neunten Altersberichtskommission beriet er ab 2022 die Bundesregierung zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe im Alter.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Teti: Ja, die wissenschaftliche Evidenz sollte in jedem Fall eine Grundlage für politische Entscheidungen darstellen. Die Politik hat dies bereits seit längerer Zeit erkannt. Seit zwei Jahren bin ich zum Beispiel in der Altersberichtsberichtskommission der Bundesregierung, die ausschließlich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besteht. Im Rahmen des 9. Berichts zur Lage der älteren Generation Deutschlands treffe ich mich regelmäßig mit weiteren zehn Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft, um Daten und Fakten zu analysieren sowie Ergebnisse theoretisch einzuordnen. Im 9. Altersbericht haben wir der Politik 31 Handlungsempfehlungen zur Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe älterer Menschen in Deutschland mitgegeben. Nun bleibt die Frage offen, ob, inwiefern und wann diese Empfehlungen umgesetzt werden.

Forschungsschwerpunkte:

  • Altern und Gesundheit
  • Empirische Alternsforschung
  • Psychologische Gerontologie
  • Gesundheitliche und pflegerische Versorgung im Alter
  • Soziale Gerontologie

 

Jahresetat:

keine Angabe

 

Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • 4 Professuren
  • 10 wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Mitarbeitende
  • 10 Doktorandinnen und Doktoranden

 

Kontaktdaten:

Universität Vechta
Institut für Gerontologie (IfG)
Driverstraße 22
49377 Vechta
Telefon: 04441 15620
E-Mail

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