Solidarität statt Hass und Hetze
Jacobs' Weg: Die Finanzierung der Sozialversicherung und die Gesundheits- und Pflegeversorgung in Deutschland sind existenziell auf Zuwanderung angewiesen. Sonst droht ihnen der Kollaps.
Seit Januar gehen die Menschen in Deutschland zu Zehntausenden auf die Straße: für Demokratie und Menschlichkeit, gegen die Spaltung der Gesellschaft und für ihren Zusammenhalt. Das ist ein wichtiges Zeichen der Zivilgesellschaft. Denn die Wahlentscheidung für Rechtspopulisten ist längst mehr als nur Protest – sie würde Deutschland massiven Schaden zufügen. Das gilt gerade auch für die Gesundheits- und Pflegeversorgung und ihre Finanzierung.
Ohne den großen Zuwachs an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den vergangenen Jahren lägen die Zusatzbeträge der gesetzlichen Krankenkassen weit höher als schon jetzt. Aktuell sind rund 35 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit fast fünf Millionen mehr als vor zehn Jahren. Zu verdanken ist dieser Zuwachs zu einem Gutteil der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte. Hatte deren Anteil 2014 noch 8,5 Prozent betragen, liegt er heute bei 15,6 Prozent. Das zeigt, wie sehr Arbeitsmarkt und Sozialversicherungen auf Beschäftigungszuwächse aus dem Ausland angewiesen sind.
„Die Sozialversicherungen sind auf Zuwanderung angewiesen.“
Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
Für die Gesundheits- und Pflegeversorgung gilt dies besonders ausgeprägt. Die würde – so dankenswert klar die Deutsche Krankenhausgesellschaft – „ohne Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte mit Migrationsgeschichte kollabieren“. Die Landesärztekammer Brandenburg stellt fest, dass eine flächendeckende medizinische Versorgung in Brandenburg ohne ausländische Ärztinnen und Ärzte nicht mehr möglich wäre. Zugleich betont sie, wie wichtig es ist, „eine Kultur des Pluralismus, der Toleranz und Kompromissfähigkeit zu leben und sich Tendenzen entgegenzustellen, die solche demokratischen und freiheitlichen Prinzipien missachten“. Herrscht dagegen eine feindselige Stimmung gegenüber Zuwandernden, suchen die sich ein freundlicheres Lebensumfeld aus.
Natürlich sollten Krankenkassen und Ärzteorganisationen keine Parteipolitik machen, doch es geht längst um mehr. Allen muss klar werden, dass letztlich die Existenz unserer solidarisch finanzierten Gesundheits- und Pflegeversorgung auf dem Spiel steht. Das angeblich nicht gewusst zu haben, darf bei den kommenden Wahlen keine Ausrede sein.
Mitwirkende des Beitrags
Autor
Datenschutzhinweis
Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.
Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.