Zeitschriftenschau
In jeder Ausgabe kuratiert G+G Beiträge aus Fachzeitschriften und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft.

Demenzprävention: Einige Wirkstoffklassen zeigen positive Effekte
Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist der Frage nachgegangen, inwiefern die Einnahme bestimmter Arzneimittel das Risiko, an Demenz zu erkranken, beeinflusst. Dafür nahmen die Forschenden 14 Studien mit Daten von 139 Millionen Menschen und einer Million Demenzfällen unter die Lupe. Neun Studien stammen aus den USA, zwei aus Japan und jeweils eine aus Südkorea, Wales und Deutschland. Die Analyse der Studien zeigte, dass bestimmte Medikamente das Demenzrisiko beeinflussen können. Antimikrobielle Substanzen, Impfstoffe, Entzündungshemmer und Antihypertensiva werden mit einem verringerten Risiko in Verbindung gebracht. Antipsychotika und -depressiva hingegen scheinen das Risiko zu erhöhen. Bei Antidiabetika sind die Ergebnisse widersprüchlich. Statine zeigen keinen signifikanten Einfluss auf das Demenzrisiko. Die Forschung deutet darauf hin, dass einige Medikamente möglicherweise positive Auswirkungen haben und in Zukunft zur Demenzprävention oder -therapie eingesetzt werden könnten.
Alzheimer Associations Translational Research & Clinical Interventions
Endoskopien: Antidiabetika können Komplikationen verursachen
Nach einer US-amerikanischen Studie kann eine Therapie mit blutzuckersenkenden Medikamenten (GLP-1-Rezeptor-Agonisten) bei gastrointestinalen Endoskopien zu Komplikationen führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie. Die verzögerte Magenentleerung erhöhe das Aspirationsrisiko und beeinflusse die Untersuchungsergebnisse. Bei Ösophagogastroduodenoskopien (ÖGD), also endoskopischen Untersuchungen der Speiseröhre (Ösophagus), des Magens (Gaster) und des Zwölffingerdarms (Duodenum) wurden bei mehr als jedem sechsten Patienten, die GLP-1-Rezeptor-Agonisten einnehmen, deutlich häufiger Nahrungsreste im Magen festgestellt. Im Vergleich dazu wiesen Patienten ohne diese Medikation keine Nahrungsrückstände auf. Zudem kommt es bei Koloskopien (Darmspiegelung) öfter zu unzureichenden Darmreinigungen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, bei endoskopischen Untersuchungen die spezifische Medikation zu berücksichtigen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Dickdarmkrebs: Bewegung verlängert das krankheitsfreie Überleben
Chronische Entzündungen verkürzen das krankheitsfreie Überleben (DFS) bei Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) im Stadium III. Doch körperliche Aktivität kann diesem Effekt entgegenwirken. Das hat eine Studie US-amerikanischer und kanadischer Wissenschaftler mit 1.179 Probanden ergeben. Danach wiesen Patienten mit mittlerer oder hoher Entzündungsaktivität, die sich ausreichend bewegten (wöchentlich mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung), ähnliche Drei-Jahres-DFS-Raten auf wie Patienten mit niedriger Entzündungsaktivität. Bei unzureichender Bewegung sank die DFS-Rate signifikant. Die Messung von Entzündungsmarkern könnte helfen, Patienten zu identifizieren, die besonders von körperlicher Aktivität profitieren.
Journal of the National Cancer Institute 12/2024, Seite 2032–2039
Darmkrebs: Übergewicht als Risikofaktor unterschätzt
Übergewicht und Adipositas tragen stärker zum Auftreten von Darmkrebs bei als bisher angenommen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) belegt: Rund 23 Prozent der Darmkrebsfälle in Deutschland könnten auf ein erhöhtes Körpergewicht zurückzuführen sein. Dies ist deutlich mehr als frühere Schätzungen (fünf bis elf Prozent). Die Forschenden hatten die bisher weltweit größte Darmkrebs-Studie „Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening“, kurz DACHS, neu ausgewertet. Dabei handelt es sich um eine epidemiologische Fall-Kontroll-Studie des DKFZ, für die 7.098 Darmkrebspatienten und 5.757 Vergleichspersonen ohne Darmkrebs gleichen Alters und Geschlechts befragt und bezüglich ihres Krankheitsverlaufs über zehn Jahre nachbeobachtet wurden. Das DKFZ-Team kommt zu dem Schluss, dass die bisherigen Ergebnisse der DACHS-Studie verzerrt sind, da wesentliche Faktoren bei der Auswertung nicht ausreichend berücksichtigt worden sind: Gewichtsverlust vor der Diagnose, Schutzeffekt von Screening-Koloskopien und erhöhtes Risiko bereits innerhalb des normalen Body-Mass-Index. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht, um das Darmkrebsrisiko zu reduzieren.
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