Interview Gesundheitssystem

„Sinnvolle Therapievorschläge für körperlich eingeschränkte Menschen“

18.04.2024 Silke Heller-Jung 4 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Michael Denkinger, Leiter des Instituts für Geriatrische Forschung (IFGF) am Universitätsklinikum Ulm.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Porträt von Prof. Dr. Michael Denkinger, bei dem er freundlich in die Kamera lächelt
Prof. Dr. Michael Denkinger ist Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm.

Herr Professor Denkinger, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Prof. Dr. Michael Denkinger: Können wir mit cleveren Algorithmen und künstlicher Intelligenz den nicht geriatrisch tätigen Ärztinnen und Ärzten helfen, die zunehmende Zahl älterer Menschen gut zu steuern? Das heißt für mich, dass auf Basis eines umfassenden geriatrischen Assessments (mit möglichst automatisiert erhobenen Daten) ein älterer Mensch vor einer invasiveren Therapie von allen Seiten betrachtet wird. Hier spielen Begriffe wie Frailty, Sarkopenie und Delir eine Rolle. Sinnvolle Therapievorschläge kann man allerdings nur dann machen, wenn die Evidenz für körperlich eingeschränkte Menschen differenziert betrachtet wird, mit neuen, komplexen Methoden, also einer Mischung von digitalen und klassisch geriatrischen Ansätzen. Für mich liegt darin die Zukunft.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Prof. Dr. Denkinger: Die letzten großen Studien waren immer komplexe Interventionen und Netzwerkprojekte mit verschiedenen Disziplinen und auch Professionen, wie der Pflege und der Sportwissenschaft. Auch in der Region sind wir eng vernetzt, hier insbesondere mit den internistischen Kliniken und der (Unfall-)Chirurgie. Bei Vorlesungen und Seminaren kooperieren wir mit der Allgemeinmedizin, der Psychiatrie, der Unfallchirurgie und anderen Disziplinen.

Zur Person:

Prof. Dr. Michael Denkinger studierte Medizin in Freiburg und Cleveland (USA). Seit 2014 ist der Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Palliativmedizin Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm. Ab 2015 bekleidete Denkinger eine außerplanmäßige Professur an der Universität Ulm. 2020 übernahm er die Professur für Innere Medizin und Geriatrie am Universitätsklinikum Ulm und die Leitung des dortigen Instituts für Geriatrische Forschung.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Prof. Dr. Denkinger: Für mich gibt es keine Alternative. Allerdings sollte die Politik immer versuchen, die bestmögliche Evidenz kritisch bewertet zu bekommen. Hierfür ist es wichtig, die entsprechenden Fachgesellschaften und -leute aus der evidenzbasierten Medizin zu hören, um dann als politischer Mensch im Sinne der Gesellschaft informiert zu entscheiden. Das hat die Politik zum Beispiel in der Pandemie verpasst. Obwohl vor allem viele alte Menschen gestorben sind, in Heimen und Kliniken, war die Geriatrie nicht gefragt.

Forschungsschwerpunkte:

  • Komplexe Interventionen und Kohortenstudien zu den Themen digitale Geriatrie mit KI, Frailty, Sarkopenie, Stürze und Delir
  • systematische Reviews für gebrechliche Personen und das geriatrische Assessment

Jahresetat:
keine Angabe

Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • 1 Professor
  • 1 Privatdozentin
  • 13 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • 7 Studienassistentinnen und Trainerinnen
  • 11 Wissenschaftliche Hilfskräfte/Doktorandinnen und Doktoranden
  • 1 Mitarbeiterin im Forschungssekretariat

Kontaktdaten:

Universität Ulm
Institut für Geriatrische Forschung und Agaplesion Bethesda Klinik
Zollernring 26
89073 Ulm
Telefon: 0731 187186
E-Mail: christine.sinz(at)agaplesion.de

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