Debatte: Pflege will Taten sehen
Mehr Pflegepersonal lässt sich nur durch bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen finden, sagt ver.di-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. Um das Ziel zu erreichen, sieht sie auch die Politik in der Pflicht.
In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen fehlt es an Personal. Inzwischen lassen sich die vorhandenen und neu geschaffenen Stellen immer schwerer besetzen. Es ist überfällig, dass alle Beteiligten den Arbeitskräftemangel in der Pflege entschlossen angehen. Wesentlich ist eine gute Ausbildung in der Pflege. Dass die Zahl neuer Ausbildungsverträge 2022 um sieben Prozent zurückgegangen ist, lässt aufhorchen. Auch steigende Abbruchquoten sind ein Alarmsignal. Laut Pflegestatistik von Nordrhein-Westfalen hat im größten Bundesland fast die Hälfte der Auszubildenden in der Altenpflege zwischen 2019 und 2022 keinen Abschluss gemacht. So einen Verlust können wir uns nicht leisten.
Zehntausende haben Beruf bereits verlassen
Die massive Steigerung der Ausbildungsqualität, mehr strukturierte Praxisanleitung und gute Bedingungen in den Pflegeschulen müssen die Antwort sein. Diejenigen, die die Pflegeausbildung erfolgreich absolviert haben, brauchen bessere Arbeitsbedingungen, damit sie dauerhaft im Beruf bleiben.
Zwei von drei Beschäftigten in der Altenpflege und sogar drei von vier in der Krankenpflege gehen davon aus, ihre Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten zu können, wie der Index „Gute Arbeit 2023“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt. Das liegt vor allem an der hohen Arbeitsbelastung, weil die Zeit für gute Pflege und häufig auch die Wertschätzung von Vorgesetzten fehlt. Zehntausende haben den Beruf bereits verlassen. Sie zurückzuholen, wäre daher ein wichtiger Schritt. 263.000 bis 583.000 zusätzliche Fachkraftstellen könnten laut einer Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen mit Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrern besetzt werden.
„Steigende Abbruchquoten sind ein Alarmsignal.“
Mitglied im ver.di-Bundesvorstand
Einführung der PPR 2.0 ist wichtiger Schritt
Damit die Pflegefachkräfte so arbeiten können, wie es gute Pflege erfordert, ist die Einführung eines Systems zur bedarfsgerechten Personalausstattung im Krankenhaus, die PPR 2.0, ein wichtiger Schritt. Dass die CSU gerade versucht, sie auf den letzten Metern zu sabotieren, ist unverantwortlich. Ein „Weiter so“ verbietet sich. Ob in der Altenpflege oder in den Kliniken – es braucht verbindliche und bedarfsgerechte Personalvorgaben, um die Überlastung zu beenden und verlässliche Arbeitszeiten zu ermöglichen. Nur so kann es gelingen, eine hochwertige pflegerische Versorgung zu sichern.
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