Einwurf: Mehr Mittel für die Pflegeforschung
Die Wirksamkeit pflegerischer Interventionen sollte wissenschaftsfundiert überprüft werden, fordert Frank Weidner. Er beklagt, dass die Pflegeforschung in Deutschland ein Schattendasein führt.


Vor 25 Jahren haben Verbände, Hochschulen und Wissenschaftler das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (DIP) gegründet, um Fragen und Probleme der Pflege mit wissenschaftlichen Methoden beantworten beziehungsweise lösen zu können. Damals gab es überwiegend Pflegestudiengänge an Fachhochschulen mit geringen Mitteln für Forschungsaktivitäten. Heute sieht es nicht viel besser aus.
Dabei wäre es beispielsweise wichtig und möglich, pflegerische Diagnostik und die darauf gründende Planung von Pflegemaßnahmen durch Forschung zu systematisieren. Dies wiederum wäre eine Voraussetzung dafür, die Wirksamkeit pflegerischer Interventionen wissenschaftsfundiert zu überprüfen und damit Nachhaltigkeit in pflegerische Prozesse zu bringen. Fragen der Prävention und Beratung in der Pflege werden nur sporadisch und mit eingeschränkten Perspektiven untersucht. Der Einsatz von Assistenzsystemen und digitalen Anwendungen wird überwiegend technisch und weniger pflegerisch erforscht. Auch in Bezug auf das Wissen um Rahmenbedingungen, Ressourcen und Strukturen zu pflegerischen Herausforderungen wie Demenz, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychischen Problemen liegen bundesweit kaum brauchbare oder vergleichbare Eckdaten vor.
„In Deutschland traut man der Pflegeforschung nicht viel zu.“
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung
Es fehlt bislang eine Pflegeberichterstattung, die den Namen verdient hätte. Dies alles hängt damit zusammen, dass man in Deutschland der Pflegeforschung nicht viel zutraut, ihren Zweck noch nicht erkannt hat und ergo auch keine Mittel etwa für Forschungszentren oder -institute bereitstellt. Abgesehen von zwei Programmen des Bundesforschungsministeriums für die Entwicklung von Pflegeforschungsverbünden (2004 bis 2010) und zur Förderung der Pflegeforschung (ab 2019) gab es keine nennenswerten oder gar nachhaltigen Initiativen.
In dieser Lücke hat sich das DIP entwickelt: Die Pflegeforschungsplattform hat mit rund 30 Mitarbeitenden und rund 1,5 Millionen Euro jährlich eingeworbenen Drittmitteln seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mehr als 200 Projekte initiiert und umgesetzt. Wir sind stolz auf das aus eigener Kraft Erreichte. Doch angesichts von Milliardenausgaben für die Forschung sollte Deutschland auch die Pflegeforschung stärker fördern.
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