Interview Prävention

„Kinder identifizieren sich mit Henrietta“

22.05.2024 Änne Töpfer 4 Min. Lesedauer

Wenn Henrietta mit Kochlöffel Quassel übers Essen redet, fiebern Sechs- bis Zehnjährige mit. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung beim mmb Institut, erläutert, worauf der Erfolg des seit zwanzig Jahren vor einem Millionenpublikum gespielten AOK-Kindertheaters beruht.

Foto: Das Ensemble des AOK-Kindertheaters "Henrietta" steht auf der Bühne und hält Plakate hoch.
Seit 2004 begeistert Henrietta Grundschulkinder, Lehrer und Eltern. Was mit einem Theaterstück über gesunde Ernährung und Bewegung in Potsdam begann, ist heute das größte Präventionsprogramm seiner Art.
Foto: Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung beim mmb Institut.
Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung beim mmb Institut, wertet seit 2018 die Online-Befragungen von jeweils rund 200 Lehrerinnen und Lehrern aus, die mit ihren Klassen am Henrietta-Programm teilgenommen haben.

Herr Dr. Goertz, wie trägt das Henrietta-Programm dazu bei, Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen?

Lutz Goertz: Die Macherinnen und Macher von Henrietta haben ein gutes Gefühl dafür, was bei Kindern ankommt. Die Stücke beschäftigen sich ja mit eher moralischen Themen: gesunde Ernährung, das Einhalten von Regeln oder Nachhaltigkeit. Das darf aber nicht zu moralisch wirken nach dem Motto: Du musst jetzt das und das tun. Die Moral sollte quasi im Kopf der Kinder entstehen, sodass sie denken: Das ist eine gute Idee, eine Möhre oder einen Apfel zu essen. Die Kinder identifizieren sich mit der Figur Henrietta. Henrietta durchläuft sozusagen eine Entwicklungsgeschichte, macht Erfahrungen und wird ein Stückchen schlauer.

Die Akquise für das Programm läuft über die Schulen?

Goertz: Richtig. Das hat den organisatorischen Vorteil, dass die Kinder klassenweise in die Vorstellung kommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Botschaften hinterher in den Unterricht einbauen können. Das Theaterstück ist kein flüchtiges Erlebnis, sondern es wird vertieft. Die Lehrenden bekommen einen Koffer mit Spielmaterial. Dann können sie das, was die Kinder gesehen haben, immer wieder mal im Unterricht aufgreifen.

„Das Kindertheater ist anderen Angeboten um eine Nasenlänge voraus.“

Lutz Goertz

Welches Feedback geben Ihnen Lehrerinnen und Lehrer?

Goertz: In einer Online-Befragung legen wir Statements vor, die sie auf einer Sechser-Skala bewerten. Es geht beispielsweise darum, ob die Umsetzung ansprechend und altersgemäß ist oder die Themen im Stück verständlich dargestellt werden und die Kinder die Kernbotschaften verstanden haben. Die Lehrenden vergeben durch die Bank immer Zweien oder Einsen. Vor allen Dingen bringen sie zum Ausdruck, dass die Henrietta-Stücke den Kindern gefallen. Auch das Begleitmaterial bewerten die Lehrenden grundsätzlich positiv. 

Welche Zukunft hat Kindertheater in Konkurrenz mit digitalen Angeboten? 

Goertz: Das Programm hat zusätzlich den Henrietta-YouTube-Kanal. Neben den Filmen zum Thema Bewegung, die in der Corona-Zeit sehr beliebt waren, gibt es eine Fülle an weiteren Formaten zu weiteren Themen. Die Agentur Projekte und Spektakel, die Henrietta gemeinsam mit der AOK entwickelt hat, nutzt also durchaus auch andere Medien als die Bühne. Es bleibt aber ein besonderes Erlebnis, mit Klassenkameraden zusammen ins Theater zu gehen. Wenn man diesen Anker im Kopf gesetzt hat, sind auch die anderen Materialien interessant. Dieses Primärerlebnis, den Figuren des Theaterstücks gegenüberzustehen, die Freunde sind dabei und auch völlig begeistert – ich glaube, damit ist das Kindertheater anderen Angeboten um eine Nasenlänge voraus. Es ist authentischer, Präsenz wirkt immer noch anders.

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