„Wir untersuchen die Wirksamkeit von Komplementärmedizin“
In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Holger Cramer, Inhaber der Professur zur Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren am Universitätsklinikum Tübingen.
Herr Professor Cramer, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?
Prof. Dr. Holger Cramer: Wir untersuchen die Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von komplementärmedizinischen Verfahren, also Therapien, die auf anderen medizintheoretischen Grundlagen beruhen als die Biomedizin. Der Schwerpunkt liegt dabei auf nicht-pharmakologischen Methoden wie Yoga, Meditation und Ernährung – und damit auf der Frage, was jede und jeder Einzelne selbst tun kann, um Gesundheit zu fördern oder wiederherzustellen.
Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?
Prof. Dr. Cramer: Die Komplementärmedizin ist per Definition ein interprofessionelles Fach. Unser Team umfasst Mitarbeitende aus der Psychologie, Medizin, Pharmazie, dem Gesundheitsmanagement, der Sozial-, Ernährungs- und Pflegewissenschaft. Als Querschnittsfach sind wir auf die Vernetzung mit den verschiedenen klinischen und gesundheitswissenschaftlichen Einrichtungen angewiesen. Und ein Großteil des Diskurses findet in unserem Fach international statt; so sind wir etwa für die Redaktion des international führenden Journal of Integrative and Complementary Medicine verantwortlich.
Zur Person:
Prof. Dr. Holger Cramer studierte Psychologie in Münster und Bochum. An der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen war er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 2016 als Forschungsleiter tätig, forschte und lehrte aber auch in Australien. 2022 übernahm er die Professur für die Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren am Universitätsklinikum Tübingen, 2023 außerdem die wissenschaftliche Leitung des Robert Bosch Centrums für Integrative Medizin und Gesundheit am Bosch Health Campus in Stuttgart.
Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?
Prof. Dr. Cramer: Gesundheitspolitische Entscheidungen sollten immer – zumindest unter anderem – auf Basis der Evidenzbasierten Medizin getroffen werden. Nach David Sackett umfasst diese die beste verfügbare Evidenz aus klinischer Forschung, welche in Einklang gebracht werden muss mit den Wünschen, Werten und Präferenzen der Patientinnen und Patienten sowie der Behandelnden. Diese Definition liefert eine gute Leitlinie, um unabhängig von Kategorien, Interessenkonflikten und Vorannahmen gesundheitspolitische Entscheidungen grundsätzlich primär am Wohle der Bevölkerung auszurichten.
Forschungsschwerpunkte:
- Effektivität, Sicherheit und Kosteneffektivität nicht-pharmakologischer Verfahren der Komplementärmedizin
- Inanspruchnahme komplementärmedizinischer Verfahren in der Bevölkerung
- Metaforschung und Weiterentwicklung der komplementärmedizinischen Forschungsmethodik
Jahresetat:
keine Angabe
Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:
- 1 Universitätsprofessor
- 7 wissenschaftliche oder ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- 2 wissenschaftliche/studentische Hilfskräfte
- 2 administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Kontaktdaten
Universitätsklinikum Tübingen
Professur zur Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren
Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung
Osianderstraße 5
72076 Tübingen
Telefon: 0711 81017860
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