Interview Prävention

„Das Kind ist Experte seiner Angst“

24.07.2024 Astrid Maroß 3 Min. Lesedauer

Je frühzeitiger Kinder mit der Bewältigung ihrer Ängste beginnen, desto schneller werden diese verschwinden, sagt Julia Adam. Wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können, erläutert die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin von der Uniklinik Köln im Interview.

Foto: Julia Adam, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, arbeitet am Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Uniklinik Köln, und ist Mitautorin des AOK-Familiencoaches.
Julia Adam, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, arbeitet am Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Uniklinik Köln, und ist Mitautorin des AOK-Familiencoaches.

Frau Adam, warum ist es wichtig, die Ursachen der Angst zu verstehen?

Julia Adam: Wenn wir wissen, welche Rolle die Ursachen bei der Angstentstehung gespielt haben oder immer noch spielen, dann wissen wir auch, an welchen Stellen anzusetzen ist. In der Praxis erleben wir immer wieder, dass Eltern überrascht sind, dass sie so aktiv in die Angstbewältigung eingebunden sind und nicht nur ihr Kind etwas tun muss. Dass zum Beispiel die Arbeit an elterlichen Anteilen der Angst so wichtig ist, wird den Beteiligten oft erst klar, wenn sie die Ursachen der Angst verstehen. Und dann können sie sich auch eher hierauf einlassen.

Wie schätzen Sie die Erfolgschancen durch die Nutzung des AOK-Familiencoaches Kinderängste ein?

Adam: Es kann sehr gut etwas gegen die Angst getan werden. Es gibt Methoden, die sich als sehr wirkungsvoll erwiesen haben. Diese lernen Eltern im Familiencoach kennen. Entscheidend ist: Es geht nur Schritt für Schritt und nur, wenn alle mitmachen – sowohl die Eltern als auch das Kind. Je frühzeitiger sie mit der Angstbewältigung beginnen, desto schneller und leichter wird die Angst verschwinden. Aber auch wenn das Kind schon länger Ängste zeigt, lässt sich die Situation verbessern.

„Es geht nur Schritt für Schritt und nur, wenn alle mitmachen – sowohl die Eltern als auch das Kind.“

Julia Adam

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Uniklinik Köln

Foto: Ein Mann mit Kind schauen in den Horizont mit Blumen und Sternen.
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Worauf sollten Eltern achten, wenn sie ihr Kind in der Angstbewältigung unterstützen möchten?

Adam: Eltern sollten ihr Kind unbedingt aktiv einbinden. Das Kind ist der Experte seiner Angst, das heißt es kennt sich am besten aus mit seiner Angst und kann auch die Angst am besten einschätzen. Entscheidungen sollten auf jeden Fall gemeinsam getroffen werden. Bei Konfrontationsübungen ist es beispielsweise gut, das Kind zu fragen: „Was traust du dir als nächstes zu?“ Kinder sind oft sehr kreativ und haben tolle Ideen, die für die Übungen gut genutzt werden können. Wichtig ist außerdem, dass Eltern sicher auftreten. Kinder sind oft am Anfang skeptisch, ob die Angst wirklich aushaltbar ist. Deshalb hilft es, wenn Eltern Sicherheit ausstrahlen.

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