Interview Gesundheitssystem

25 Jahre G+G

22.09.2023 Bernhard Hoffmann 8 Min. Lesedauer

Immer die gleichen Themen – und dennoch jedes Mal anders. Der Blick auf 25 Jahre G+G ist zugleich ein Blick auf die Entwicklung in der Gesundheitspolitik und der Medienlandschaft.

Ein Vierteljahrhundert G+G. Vieles hat sich seit ihrem ersten Erscheinen 1998 im Bereich Gesundheit und Gesellschaft getan.

Begleiter der gesundheitspolitischen Debatte

Foto: Cover der ersten G+G-Ausgabe, Juli 1998. Darauf ist eine Spritze und die Schlagzeile "Ärzte unter Druck" zu sehen.
Im Juli 1998 erschien die erste G+G. Sie löste die Zeitschrift „DOK“ ab, die unter dem Titel „Die Ortskrankenkasse“ erstmals 1914 erschienen war.

Es war die neue Freiheit aller gesetzlich Versicherten, ihre Krankenkasse selbst auswählen zu können, die ab Mitte der 1990er-Jahre die Gesundheitspolitik prägte. Mehrere Hundert Krankenkassen standen erstmals miteinander im Wettbewerb um Versicherte. In diese Zeit fällt die Entwicklung des Magazins „Gesundheit und Gesellschaft“, der G+G.

Sie löste im Juli 1998 die Zeitschrift „DOK“ ab, die unter dem Titel „Die Ortskrankenkasse“ erstmals 1914 erschienen war. Dabei beschritt die AOK neue Wege: Die G+G sollte als modernes Monatsmagazin neben Fachbeiträgen klassische journalistische Formate nutzen wie Interviews und Reportagen, um nicht mehr allein die enge Fachebene in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erreichen.

Denn durch die neue Kassenwelt war Gesundheitspolitik zu einem gesellschaftspolitischen Thema mit zunehmener Bedeutung in den Medien geworden. Dem Team um den damaligen Chefredakteur Hans-Bernhard Henkel-Hoving ist es gelungen, die G+G innerhalb kurzer Zeit zu einem Magazin zu entwickeln, das auf der gesundheitspolitischen Bühne Beachtung fand.

Das zeigte sich nicht zuletzt darin, dass das Bundesverfassungsgericht 2005 in seiner Urteilsbegründung zur Verfassungsmäßigkeit des Risikostrukturausgleichs aus Beiträgen in der G+G zitierte. Besondere journalistische Erfolge erzielte die G+G 2019 unter Chefredakteurin Karola Schulte: Die Reportage „Unser Dorf soll weiterleben“ wurde mit dem Hessischen Journalistenpreis auszgezeichnet.

Die G+G ist nicht allein das Magazin. Bereits die erste Ausgabe umfasste eine „G+G Spezial“, die monothematische Beilage. 2001 kam die „G+G Wissenschaft“ hinzu, die vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben wird. Seit 2020 gibt es den Mail-Newsletter „G+G Update“, das tagesaktuelle „AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft“.

In den 25 Jahren hat es zahlreiche gravierende Neuerungen und Veränderungen in der gesetzlichen Krankenversicherung gegeben – etwa die neue Vergütung für Krankenhäuser, die Neuorganisation der Kassenlandschaft mit Gründung des GKV-Spitzenverbandes oder die Einführung des Gesundheitsfonds. Die G+G hat die gesundheitspolitische Debatte begleitet und teils auch angestoßen.

Foto zeigt Pressekonferenz zum Start der G+G im Juli 1998 im Bonner Regierungsviertel.
Pressekonferenz zum Start der G+G im Juli 1998 im Bonner Regierungsviertel.

„So etwas wie G+G gab es damals nicht“

Drei leere Büros, ein Handy und kein Computer – beim Start der G+G-Redaktion vor 25 Jahren war Pioniergeist gefragt, erinnert sich Hans-Bernhard Henkel-Hoving. Der heute 58-Jährige war viele Jahre Chefredakteur der AOK-Fachzeitschrift und von Anfang an dabei.

G+G ist vor 25 Jahren das erste Mal erschienen. Wie war die Startphase?

Hans-Bernhard Henkel-Hoving: Schon ein wenig abenteuerlich. Als es im April 1998 losging, haben Werner Mahlau als Leiter des Bonner Teils des KomPart-Verlages und ich nicht schlecht gestaunt: Drei Räume im Sockelgeschoss des AOK-Bundesverbandes waren für uns frei geräumt worden. Dort standen aber weder ein Schreibtisch, noch ein Telefon oder gar ein Computer. Dabei sollte drei Monate später die erste Ausgabe von G+G erscheinen.

Das klingt nach einer Menge Aufbauarbeit.

Henkel-Hoving: Genau so war es. Aber am ersten Tag ist man noch gelassen. Wir sind darum erst einmal in die Kantine gegangen und haben einen Kaffee getrunken. Von dort habe ich die ersten Anrufe als frisch gebackener Chefredakteur mit dem privaten Handy von Werner Mahlau gemacht. Und er hat sich um Büromöbel, eine Kaffeemaschine und vieles mehr für die Redaktion gekümmert.

Foto: Porträtbild von Hans-Bernhard Henkel-Hoving, ehemaliger G+G-Chefredakteur
Hans-Bernhard Henkel-Hoving war von 1998 bis 2018 Chefredakteur der G+G.

Und wie ging es weiter?

Henkel-Hoving: Das Team hat von Anfang an sehr engagiert gearbeitet, sodass die erste G+G mit der Schlagzeile „Ärzte unter Druck?“ pünktlich erschienen ist. Und nach einem halben Jahr hatten wir bereits deutlich mehr Räume in Beschlag genommen und konnten uns über eigene Möbel und Computer freuen. Und natürlich hat uns der Zuspruch für G+G motiviert. 

Wie war die Resonanz auf die neue Zeitschrift?

Henkel-Hoving: Sehr positiv. Wir haben Standpunkt für die AOK bezogen, uns aber zugleich als Forum für die gesundheitspolitische Debatte verstanden. Darum sind in jeder Ausgabe Vertreter der Ärzteschaft, der Kliniken oder der Pflege zu Wort gekommen. Und wir haben neben Fachaufsätzen auf Interviews und Reportagen gesetzt. So hat sich nicht nur die AOK in der G+G wiedergefunden, sondern auch andere Player aus dem Gesundheitssystem fühlten sich vertreten und gewürdigt. Das war für eine Verbandszeitschrift neu und gab es in der Form damals noch nicht. Dieses Konzept war im Übrigen vom AOK-Bundesverband als Herausgeber gewollt und ist vom KomPart-Verlag professionell umgesetzt worden. 

Wenn Sie auf Ihre Zeit bei G+G zurückblicken: Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Henkel-Hoving: Zum einen der Zusammenhalt im G+G-Team, das Ziehen an einem Strang. Zum anderen die Begegnungen mit klugen Köpfen aus dem Gesundheitswesen. Der Journalist in mir ist darüber hinaus besonders stolz auf die vielen ausführlichen Reportagen, die in G+G erschienen sind. Zum Beispiel über die Arbeit von Hospiz-Diensten, über ein Arzt-Mobil für Obdachlose oder über einen Patienten, der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und nach dem ersten Schock sein Leben wieder beherzt in die Hand nimmt. Solche Menschen sind einfach beeindruckend.

Foto: Illustration einer Hosentasche, in der ein Bleistift, eine Lupe und ein Zettel mit einer aufgezeichneten Glühbirne steckt.
G+G Blickwinkel
Kaum ein Politikfeld ist so nah am Menschen und gleichzeitig so komplex wie das Gesundheitswesen. Was sich im Großen wie im Kleinen in den vergangenen 25 Jahren auf dem gesundheitspolitischen Parkett geändert hat, stellt G+G anhand von acht Themenfeldern vor.
22.09.2023Sepideh Honarbacht8 Min

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