Blickwinkel Gesundheitssystem

Kommentar: Die Patienten richtig steuern

21.09.2023 Tim Szent-Ivanyi 3 Min. Lesedauer

Das Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung lässt längst vergangene Debatten aufblühen. Ein Kommentar von Tim Szent-Ivanyi.

Ein Taschenrechner liegt neben einem Rechnungsbogen, darauf ein Stethoskop.
In der gesetzlichen Krankenversicherung steigen die Ausgaben wieder deutlich stärker als die Einnahmen.

Geschichte wiederhole sich nicht, wird oft gesagt.  Doch wer sich seit Längerem mit der Gesundheitspolitik beschäftigt, erlebt derzeit ein Déjà-vu. Jahrelang war Sparen kein Thema, diverse Minister gaben das Geld mit vollen Händen aus. Schließlich sorgte ein ungeahnter Beschäftigungsboom nach der Finanzkrise 2008/2009 für sprudelnde Einnahmen. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Diskussion über Stabilisierung der Kassenfinanzen

Die Ausgaben steigen wieder deutlich stärker als die Einnahmen, was die Beiträge klettern lässt. Und wie zu Zeiten von Ministerin Ulla Schmidt (SPD), unter deren Ägide Anfang der Nullerjahre diverse Sparmaßnahmen umgesetzt wurden, wird auch jetzt wieder über eine Stabilisierung der Kassenfinanzen diskutiert: Praxis- oder Notfallgebühr, Selbstbehalte, die Kürzung von Leistungen, höhere Zuzahlungen oder die private Absicherung bestimmter Risiken – das alles kommt einem sehr bekannt vor.
 

„Leistungskürzungen bringen immer Kollateralschäden mit sich.

Tim Szent-Ivanyi

Korrespondent RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)

Extrem angespannten Haushaltslage

Foto: Porträtbild von Tim Szent-Ivanyi, Korrespondent RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)
Tim Szent-Ivanyi, Korrespondent RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)

Allerdings gilt das Verdikt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, wonach Leistungskürzungen unter seiner Verantwortung ausgeschlossen sind. Das ist richtig so, denn die Erfahrungen zeigen, dass die Kollateralschäden reiner Sparmaßnahmen größer sein können als der erhoffte Nutzen. Man denke nur an die hohen Bürokratiekosten der Praxisgebühr.

Da angesichts der extrem angespannten Haushaltslage die Hoffnung auf mehr Steuergeld vergeblich sein dürfte, sind andere Wege nötig, um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Im Vordergrund muss dabei stehen, die Patientinnen und Patienten bei einer Erkrankung effizient durch das Gesundheitswesen zu geleiten, zum Beispiel durch Lotsenmodelle bei der regulären Versorgung oder eine intelligente Zuweisung im Notfall.

Wer dagegen weiter die freie Arztwahl will, sollte höhere Beiträge zahlen. Eine derartige Steuerung ist nicht nur aus Kostengründen sinnvoll. Der zunehmende Personalmangel erzwingt sie geradezu.

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