Schulfach Gesundheit einführen?
Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich ungesund, bewegen sich zu wenig oder rauchen. Kann ein Fach Gesundheit dies ändern oder sollte Gesundheitskompetenz in den bestehenden Lehrplan integriert werden?
Wissenschaftlich fundierte Grundlagen für das ganze Leben vermitteln
Wie eine gesundheitsfördernde Ernährung zusammengesetzt sein sollte, ist aus der Sicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erwiesen. Allerdings sind gerade Kinder und Jugendliche einer Vielzahl von Einflüssen sowie Falschinformationen über die sozialen Netzwerke, durch Werbung sowie Influencerinnen und Influencer ausgesetzt. Hier kann Schule wirkungsvoll ansetzen und über ein Schulfach Gesundheit wissenschaftlich fundierte Grundlagen für das ganze Leben vermitteln. Wichtig ist dabei die enge Verzahnung von Ernährungsbildung mit einem gesundheitsfördernden und nachhaltigen Essen in der Mensa. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie dauerhaft verantwortungsvoll mit ihrer Gesundheit und den begrenzten Ressourcen dieser Erde umgehen können. Für die Vermittlung der Inhalte werden qualifizierte Lehrkräfte sowie adäquate Räumlichkeiten benötigt.
Gesundheit als Thema in vorhandenen Fächern stärken
Gesundheitserziehung ist ein wichtiges fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel. Im Sport, Heimat- und Sachunterricht und in den Naturwissenschaften werden Gesundheitsfragen behandelt. Auch in Deutsch, den Fremdsprachen oder in Religion beziehungsweise Ethik kommen gesundheitliche Themen sowie auch Fragen zu Prävention oder zu mentaler Gesundheit zur Sprache. Das Thema Gesundheit wird auch im größeren Kontext von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt behandelt. Die Einführung eines neuen Fachs Gesundheit konkurriert mit Forderungen nach Fächern wie Finanzen oder Lebenskunde und benötigt in Zeiten des Lehrkräftemangels zusätzlich qualifizierte Lehrkräfte. Daher ist es sinnvoller, Gesundheit und die anderen Themen als Querschnittsthemen in den bereits vorhandenen Fächern zu stärken.
Hauptgründe für schlechte Gesundheit sind systemisch behebbar
Die zentrale Frage ist: Was wird unterrichtet? Kritische Gesundheitskompetenz oder kompetente Navigation im System sind wichtig, wenn dies basierend auf dem besten verfügbaren Wissen und in multidisziplinär entwickelten Lehrplänen vermittelt wird. Ein Fach „Gesunde Lebensführung“ hingegen bürdet die Verantwortung für gesundheitliche Risiken dem Individuum auf. Dabei sind die Hauptgründe für schlechte Gesundheit systemisch und nur systemisch behebbar: Sozioökonomischer Status ist der stärkste Prädiktor für Gesundheit. Längst haben Lebensmittel und Tabakindustrie erreicht, dass wirtschaftliche Systementscheidungen als individueller Lebensstil geframt werden. Wichtiger als ein Schulfach Gesundheit wäre eine „gesundheitskompetente Schule“, die Schülerinnen und Schülern gesundes Leben und Lernen ermöglicht.
Krankheitsprävention gelingt, wenn sie frühzeitig implementiert wird
Ja, das brauchen wir! Warum? Beeinflussbare Volkserkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenerkrankungen und Dialyse sowie Diabetes (Typ 2) haben weltweit massiv zugenommen und tragen wesentlich zum Beinahe-Kollaps unserer Gesundheitssysteme bei. Hier ist Prävention das Lösungswort. Krankheitsprävention betrifft den Lebensstil, die Ernährung, die Bewegung, Nikotin- und Alkoholkonsum und gelingt am besten, wenn sie frühzeitig implementiert wird. Ein Schulfach Gesundheit ist ausreichend breit aufgestellt – anders als zum Beispiel Ernährung – und könnte im Sinn des „One Health“- Konzepts auch Tier- und Pflanzengesundheit adressieren. Schließlich würden einige Schülerinnen und Schüler für den Arztberuf sensibilisiert werden, was gut im Hinblick auf den sich ausweitenden Ärztemangel wäre.
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