Interview Pflege

„Virtuelle Anlaufstelle unterstützt Betroffene“

18.09.2024 Thorsten Severin 3 Min. Lesedauer

Mit einer Pflegeakademie im Internet geht die AOK Bayern neue Wege, wie Frank Firsching, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Bayern (Versichertenseite), beschreibt.

Foto: Eine jüngere Dame in Pflegekleidung hilft einer älteren Dame die Treppe hinunterzusteigen.
Gut acht von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt.
Foto: Frank Firsching, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Bayern (Versichertenseite).
Frank Firsching, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Bayern (Versichertenseite)

Herr Firsching, mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Wie kann die AOK Bayern hier unterstützen?

Frank Firsching: Mit der AOK-Gesundheitsakademie für Pflege bieten wir eine virtuelle Anlaufstelle, die alle Kurs- und Beratungsangebote sowie Forschungsprojekte zum Thema Pflege auf einer Plattform im Internet bündelt. Wir sehen uns als Pflegelotse, der Angehörige und Pflegebedürftige im Alltag unterstützt. Ziel ist es, die körperliche und seelische Belastung der Betroffenen zu mildern. Das Angebot reicht von Basispflegekursen über spezielle Schulungen für Angehörige von Demenzpatienten bis hin zu innovativen Modellvorhaben.

Inwieweit können Forschungsprojekte den Betroffenen helfen? 

Firsching: Wir brauchen dringend neue Ideen zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Pflege. Mit dem Projekt „Bestärken+“, bei dem die AOK Bayern mit der Hochschule Kempten kooperiert, soll beispielsweise die Lebensqualität von Pflegebedürftigen gestärkt und ihre Selbstständigkeit gefördert werden. Dazu wird ein Weiterbildungskonzept für Alltagsbegleiterinnen und -begleiter entwickelt. Diese können durch spezielle Aktivitäten die Mobilität der Pflegebedürftigen stärken oder mit Spielen das Gedächtnis trainieren.

Experten fordern allerdings auch tiefgreifende Reformen im Pflegesektor ...

Firsching: Auch die AOK-Gemeinschaft fordert grundlegende Reformen und hat dazu Vorschläge vorgelegt. Für die Pflege zu Hause braucht es mehr Unterstützung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. So fordern wir eine jährliche Dynamisierung der Pflegeleistungen, die sich an den Bruttolohnzuwächsen orientiert. Auch die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflegeleistung muss dringend aufgehoben werden. Alle Pflegebedürftigen sollten Anspruch auf ein Geldleistungs- und ein Sachleistungsbudget bekommen – ganz unabhängig, ob Betroffene zu Hause oder in einer Einrichtung gepflegt werden.

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