Zeitschriftenschau
In jeder Ausgabe kuratiert G+G Beiträge aus Fachzeitschriften und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft.
Übergewicht: Abnehmen mit Protein Pacing und Intervallfasten
Eine kleine US-amerikanische Studie mit 41 übergewichtigen bis adipösen, aber ansonsten gesunden Personen untersuchte acht Wochen lang, wie sich Intervallfasten plus Protein-Pacing (IF-P) im Vergleich zu einer mediterranen Diät auf Gewichtsverlust und Darmgesundheit auswirkt. Protein Pacing ist eine Form der Ernährung, bei der Eiweiß in kleinen Portionen regelmäßig über den Tag verteilt aufgenommen wird. Im Ergebnis führte IF-P bei übergewichtigen Probanden zu mehr Gewichtsverlust als eine mediterrane Diät (minus 8,8 Prozent versus minus 5,4 Prozent). Außerdem zeigte die IF-P Gruppe eine verbesserte Darmgesundheit, erhöhte Mikrobiomdiversität und mehr Bakterien, die mit einem günstigen Stoffwechselprofil assoziiert sind und die Fettverbrennung fördern. Da die Studiendauer kurz und die Teilnehmerzahl gering war, sind die Ergebnisse allerdings kritisch zu hinterfragen.
Herzinfarkt: Betablocker überflüssig?
Die meisten Studien zum Nutzen von Betablockern stammen aus den 1980er-Jahren und sind somit veraltet. Daher haben schwedische Forschende im Rahmen der REDUCE-AMI-Studie untersucht, ob nach einem Herzinfarkt eine Langzeittherapie mit Betablockern die Mortalität und die Zahl der Reinfarkte reduzieren kann. An der zwischen 2017 und 2023 an 45 Zentren in Schweden, Estland und Neuseeland durchgeführten Studie nahmen 5.020 Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt teil. Ergebnis der Studie: Bei Patienten mit erhaltener Pumpfunktion konnte kein Nutzen der Behandlung mit Betablockern nachgewiesen werden. Bei optimal behandelten Patienten mit primärer Ballondilatation (PCI) des Infarktgefäßes, Statinen und ACE-Hemmern brachten Betablocker ebenfalls keinen zusätzlichen Vorteil hinsichtlich Mortalität oder Reinfarkt. Sollten weitere Studien keinen Benefit für Betablocker nach Myokardinfarkt nachweisen können, müssten zukünftig Leitlinien und klinische Praxis angepasst werden.
Adipositas: Stehtraining senkt Blutdruck
US-amerikanische Forschende vom Kaiser Permanente Washington Health Research Institute, sind der Frage nachgegangen, ob es sinnvoll ist, adipöse ältere Patientinnen und Patienten zu einem Stehtraining zu motivieren. An der Studie „Healthy Aging Resources to Thrive“ nahmen 283 ältere adipöse Menschen im Alter von 60 bis 89 Jahren mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 30 und 50 teil. Die Hälfte der Teilnehmenden erhielt ein spezielles Stehtraining (I-Stand-Programm) und die übrigen allgemeine Gesundheitsinformationen (Kontrollgruppe). Ergebnis: Die I-Stand-Gruppe reduzierte die tägliche Sitzdauer durchschnittlich um 40 Minuten, die Kontrollgruppe nur um rund sieben bis 8,5 Minuten. Zudem hatte in der I-Stand-Gruppe der systolische Blutdruck im Mittel um 6,7 mmHg abgenommen, in der Kontrollgruppe nur um 3,2 mmHg. Der diastolische Druck ging jedoch in beiden Gruppen nur minimal zurück. Dasselbe traf für Gewicht, BMI und Bauchumfang zu - diese Größen blieben in beiden Gruppen weitgehend konstant. Die Studienautoren hatten einen größeren Effekt des Trainings mit bis zu zwei Stunden weniger Sitzen erwartet. Allerdings habe bereits die recht moderate Verringerung der Sitzdauer positive Auswirkungen auf den Blutdruck gehabt. Ein Problem könnte gewesen sein, dass die Studie zum Teil in der Coronapandemie stattfand, was die Mobilität durch viele Pandemiemaßnahmen zusätzlich eingeschränkt haben dürfte.
Darmerkrankungen: Stuhltransplantation kann heilsam sein
Zwei neue Cochrane Reviews analysierten die Wirksamkeit von Stuhltransplantationen (fäkale Mikrobiom-Transplantation, FMT), also der Übertragung des Darminhalts eines gesunden Spendenden in den Darm von Patientinnen und Patienten). Demnach wirkt eine FMT besser gegen wiederkehrende Infektionen durch das Bakterium Clostridioides difficile als eine Standardbehandlung mit Antibiotika. Bei 77 Prozent der Studienteilnehmenden, die eine Stuhltransplantation erhielten, kam es innerhalb von acht Wochen nicht zu einer erneuten Infektion, verglichen mit 40 Prozent derjenigen, die Antibiotika erhielten. Ein weiterer Review zum Einsatz bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erbrachte keine eindeutige Evidenz für einen Nutzen der FMT.
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