Interview Prävention

„Verhaltensänderungen brauchen langen Atem"

12.10.2023 Thorsten Severin 4 Min. Lesedauer

Die Vermittlung von Gesundheitskompetenz ist nach Ansicht von Sven Nobereit, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK PLUS, eine wichtige Aufgabe der AOK.

Foto: Neben einem Apfel, auf dem ein Herz-/Kreislaufdiagramm angedeutet ist, liegt ein Stethoskop.
Gesundheitskompetenz hilft, Verantwortung für sich und die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Foto: Porträt Sven Nobereit, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK PLUS
Sven Nobereit ist alternierender
Vorsitzender des Verwaltungsrats
der AOK PLUS.

Herr Nobereit, die AOK versteht sich als „Gesundheitskasse“. Woran zeigt sich das im Alltag?…

Sven Nobereit: Eine AOK-Studie hat im Jahr 2020 gezeigt, dass die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland wenig Ernährungskompetenz hat. Viele Menschen verstehen Nährwertkennzeichnungen von Lebensmitteln nicht ausreichend und können kaum kochen. Dabei ist es möglich, sich auch mit knappen Mitteln gesund zu ernähren und dabei auf Süßes nicht völlig zu verzichten. Wir helfen Menschen hier und in fast allen Lebenswelten, mehr Gesundheitskompetenz zu gewinnen.

Wie genau und mit welchen Ergebnissen geschieht das?

Nobereit: Seit mehr als 15 Jahren sind wir etwa in Kindergärten mit Programmen zur Gesundheitsförderung unterwegs – mit dem Drachenkind Jolinchen als beliebtem Maskottchen. Kinder von drei bis sechs Jahren lernen da eine Menge über gesundes Essen und dass sich Salz und Zucker in vielen Lebensmitteln verstecken. Über die Einbindung der Eltern werden die Kleinen zu Multiplikatoren für gesundes Essen in den Familien.

Generell gilt: Wenn wir möchten, dass sich Dinge nachhaltig verändern, müssen wir langfristig denken, ganze Gruppen erreichen und die Gruppendynamik nutzen – egal ob im Betrieb, im Pflegeheim oder an der Uni.

Das ist also kein kurzfristiger Aktionismus?

Nobereit: Kurzfristig geht hier gar nichts. Für Verhaltensänderungen braucht es einen langen Atem und den eben beschriebenen Settingansatz. Die AOK kooperiert deshalb mit Schulen, den Kommunen, Sportvereinen. Auch die Wirtschaft hat die Chance, diesen Prozess mitzugestalten. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft müssen die Einzelnen lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen, auch für sich und ihre Gesundheit. Die Präventionsangebote der AOK ermuntern zu gesünderer Ernährung, weniger Sitzen und mehr Bewegung. Politische Entscheider sollten auf gar keinen Fall vergessen, dass Prävention meist günstiger ist als die Behandlung von Krankheiten.

Foto: Eine Schulklasse sitzt im Unterricht und meldet sich. Vorne steht eine Lehrerin.
Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich ungesund, bewegen sich zu wenig oder rauchen. Kann ein Fach Gesundheit dies ändern oder sollte Gesundheitskompetenz in den bestehenden Lehrplan integriert werden?
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Foto: Eine Früstücksbox mit Obst, Gemüse und Vollkornbrot steht geöffnet auf einem Tisch, daneben liegen ein Apfel und eine Flasche Orangensaft.
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