Was tun gegen Diabetes?
Laut einer Studie des Deutschen Diabeteszentrums geht mehr als jeder vierte Todesfall auf Diabetes mellitus zurück. Brauchen wir neue Ansätze im Kampf gegen die Volkskrankheit?
Verdoppeltes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen
Im Jahr 2050 werden weltweit mehr als 1,3 Milliarden Menschen an Diabetes erkrankt sein. In den USA haben aktuell 14 Prozent der Erwachsenen einen Diabetes und weitere 38 Prozent eine Vorstufe. Somit ist dort ein erhöhter Blutzuckerwert nicht mehr die Ausnahme, sondern Normalität. 90 Prozent der Menschen haben einen Typ 2 Diabetes. Sowohl der Diabetes als auch bereits die Vorstufe gehen mit einem teils mehr als verdoppelten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen einher. Auch Krebserkrankungen, wie der Leber und Bauchspeicheldrüse, sowie Herzschwäche und Fettlebererkrankung treten bei Menschen mit Diabetes vermehrt auf. Meistens ist eine Gewichtsabnahme von fünf bis sieben Prozent bereits ausreichend, um das Risiko für Diabetes und seine Komplikationen deutlich zu verringern. In der Frühphase des Typ 2 Diabetes kann nach einer Gewichtsabnahme – unter zehn Prozent – oft auch eine Remission, also eine partielle Heilung des Diabetes, erfolgen.
Weitreichende Folgen derzeit gesellschaftlich stark unterschätzt
Diabetes wird oft mit Fehlernährung und Übergewicht in Verbindung gebracht. Doch das sind Faktoren, die die Krankheit begünstigen und nicht ihre Ursachen. Mit einem Diabetes sind Folgeerkrankungen an Organen wie Herz und Nieren verbunden. Im Krankenhaus, wo jeder fünfte stationäre Patient eine Diabetes-Erkrankung hat, müssen Betroffene länger behandelt werden, haben mehr Komplikationen und versterben häufiger. Diese weitreichenden Folgen einer Diabeteserkrankung werden derzeit gesellschaftlich stark unterschätzt und finden gesundheitspolitisch wenig Beachtung. Wir brauchen daher einen neuen Ansatz im Kampf gegen Diabetes – und zwar eine adäquate Behandlung der über acht Millionen Diabetespatienten in Deutschland, die weitere Komplikationen oder gar Todesfälle verhindert.
Bestes Mittel gegen hohe Diabetes-Sterblichkeit sind Prävention und Wissensvermittlung
Untersucht wurde in der Studie das Jahr 2010. Entscheidend für das Ergebnis war die Versorgung Anfang der 2000er Jahre. Damals fehlten Therapien, die nachweislich Sterblichkeit und kardiovaskuläres Risiko senken. Das hat sich mit der Einführung neuer lebensverlängernder Medikamente geändert. Diese Arzneien sind jedoch teuer, weshalb sie nicht schon zu Beginn der Therapie breit eingesetzt werden. Bestes Mittel gegen hohe Diabetes-Sterblichkeit sind Prävention und Wissensvermittlung. Organschäden sind vor allem durch Schulung im Umgang mit Diabetes vermeidbar und werden noch zu wenig genutzt. Jeder Diabetiker muss zu Beginn der Erkrankung und später regelmäßig qualifizierte, therapiebegleitende Schulungen erhalten. Wir brauchen keine neuen Ansätze, sondern müssen vorhandenes Potenzial nutzen. Hier sind die Krankenkassen bei der Finanzierung und die Ärzte bei der Umsetzung moderner Therapieformen gefragt, um die Übersterblichkeit bei Diabetes zu reduzieren.
Zuverlässige Versorgung der Menschen mit Diabetes gefährdet
Neue Ansätze werden dringend benötigt: Die steigende Anzahl der Diabetesbetroffenen und die vielfältigen Begleit- und Folgeerkrankungen belasten das Gesundheitssystem. Die Kosten eskalieren und gemeinsam mit dem Fachkräftemangel gefährdet dies die zuverlässige Versorgung der Menschen mit Diabetes. Auch fehlt es an Transparenz, denn es ist nicht zentral vermerkt, wenn Todesfälle, Herzinfarkt oder Schlaganfall auf Diabetes mellitus zurückzuführen sind. Die Lebensmittelampel muss verbindlich eingeführt und die Nationale Diabetesstrategie umgesetzt werden, damit Maßnahmen zur Prävention, Eindämmung und zuverlässigen Behandlung greifen können. Medizinische Behandler und Patienten müssen in den Disease Mangement Progrogrammen (DMP) enger zusammenarbeiten – im Idealfall in Kooperation mit Patientencoaches. Bei den jungen Menschen ist Aufklärung unerlässlich – am besten über die Social-Media-Kanäle.
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