Zeitschriftenschau
In jeder Ausgabe kuratiert G+G Beiträge aus Fachzeitschriften und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft.
Blutprodukte: Gentests könnten Transfusionen sicherer machen
Sequenziermaschinen könnten künftig in Blutprodukten automatisiert alle Gene entschlüsseln, die für die Blutgruppen verantwortlich sind. Dies könnte laut der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) die Sicherheit für Patienten erhöhen. Die International Society of Blood unterscheidet inzwischen 45 verschiedene Blutgruppen. Berücksichtigt man die verschiedenen Varianten der einzelnen Blutgruppengene, ergeben sich laut DGTI sogar 360 verschiedene Blutgruppen. Mit dem „Next-Generation Sequencing“ sei es aber möglich, alle Gene gleichzeitig zu analysieren. Insbesondere bei Menschen, die häufig eine Bluttransfusion erhielten, bringe das neue Verfahren Fortschritte, zum Beispiel bei Patienten mit Sichelzellanämie. Das neue Verfahren macht es nach Angaben der Fachgesellschaft aber auch leichter, Blutprodukte für Patienten zu finden, die seltene Blutgruppenmerkmale benötigen.
Ärztezeitung, online (5. September 2023)
Atemwegsinfektion: Mundspülung kann Viruslast reduzieren
Jedes Jahr sorgen Respiratorische Synzytial-Viren, kurz RSV, für unzählige Atemwegsinfektionen. Für Säuglinge, Kleinkinder und vorerkrankte Menschen kann das Virus lebensgefährlich werden. Forschende der Ruhr-Universität Bochum haben Möglichkeiten untersucht, die die Ansteckungsgefahr verringern können. Ergebnis: Alkoholbasierte Hand- und handelsübliche Flächendesinfektionsmittel schützen bei korrekter Anwendung gut vor der Übertragung des Virus über Oberflächen. Die Daten aus dem Labor deuten außerdem darauf hin, dass Mundspülungen ebenfalls helfen könnten, die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch zu senken.
Autismus: Blickerfassung könnte Früherkennung verbessern
Mit einem Eye-Tracking-Test, der Augenbewegungen registriert, lässt sich bei Kleinkindern eine Autismus-Spektrum-Störung möglicherweise schneller diagnostizieren. Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat untersucht, ob durch entsprechende Tests eine frühe Diagnose gestellt oder bestätigt werden kann. An der Studie nahmen 499 Kleinkinder im Alter von 16 bis 30 Monaten teil. Zur Abklärung eines Verdachts auf eine Autismus-Spektrum-Störung wurden die Kinder in sechs speziellen Autismus-Zentren mit der Methode des Eye-Tracking untersucht. Dabei wurden die Blick-Präferenzen der Kinder für soziale und nicht soziale Stimuli getestet. Die Tests erkannten Autismus mit einer Sensitivität von 71 Prozent, die Spezifität betrug 80,7 Prozent. In der Subgruppe der 335 Kinder mit bereits gesicherter Diagnose lag die Test-Sensitivität bei 78 und die Spezifität bei 85,4 Prozent.
Journal of the American Medical Association 2023; 330 (9): 854–865
Humanes Papillomavirus: Virus selten an das Neugeborene übertragen
Auf das humane Papillomavirus (HPV) positiv getestete Schwangere fragen sich häufig, ob sie ihr Baby vor oder während der Geburt anstecken können. Forschende aus Kanada geben Entwarnung. Laut ihrer Studie wird perinatal HPV eher selten übertragen. Insgesamt wertete das Forscherteam Proben von 1.050 Teilnehmerinnen und ihren Babys aus. Bei 422 Schwangeren (40,3 Prozent) war der Vaginalabstrich HPV-positiv. HPV-Viren wurden in 10,7 Prozent der Plazentas nachgewiesen. Von den Neugeborenen hatten sieben Prozent das Virus bei der Geburt. Sechs Monate später war bei ihnen der Erreger nicht mehr nachweisbar. Die Forschenden wollen nun die Kinder in den kommende fünf Jahren erneut auf HPV zu untersuchen, um herauszufinden, ob das Virus tatsächlich vollständig weg ist und nicht im Körper der Kinder schlummert.
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