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Debatte: Abwechslung statt Zusatzpräparate

16.10.2024 Kiran Virmani 2 Min. Lesedauer

Der Markt für Vitamin- und Mineralstofftabletten boomt. Doch Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen, sagt Oecotrophologin Kiran Virmani.

Diverse bunte Pillen liegen auf einem Haufen.
Je abwechslungsreicher man isst, desto geringer ist das Risiko einer Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen.

Die meisten Menschen sind hierzulande durch ihre Ernährung ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Sie brauchen in der Regel keine Extraportion Vitamine und Mineralstoffe. Repräsentative Studien zeigen, dass bei der Mehrzahl der Vitamine die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr im Mittel erreicht oder überschritten werden, ausgenommen Vitamin D und Jod. Fälschlicherweise wird eine rechnerische Unterversorgung häufig als Mangel bezeichnet. Bei einem Unterschreiten der Werte kann der Bedarf des Einzelnen trotzdem gedeckt sein, da die Referenzwerte erhebliche Zuschläge zum durchschnittlichen Bedarf enthalten. Ein Unterschreiten der Referenzwerte erlaubt lediglich Rückschlüsse auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Unterversorgung.

„Bei der Mehrzahl der Vitamine werden die Referenzwerte erreicht oder überschritten.“

Dr. Kiran Virmani

Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Foto: Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
Dr. Kiran Virmani ist Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Die DGE arbeitet unabhängig und der Wissenschaft verpflichtet.

Der Grund für eine Unterversorgung liegt oft in einer ungünstigen Lebensmittelauswahl. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, moderaten Mengen Milch(-produkten) und Fleisch sowie pflanzlichen Ölen und Nüssen bietet eine optimale Versorgung mit Vitaminen und anderen wichtigen Mikronährstoffen. Je abwechslungsreicher man isst, desto geringer ist das Risiko einer Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Werden hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt, steigt das Risiko für eine Überversorgung mit den betreffenden Mikronährstoffen. Darüber hinaus belegen internationale Studien, dass von einer über den Bedarf hinausgehenden Aufnahme von Mikronährstoffen keine positiven gesundheitlichen Wirkungen zu erwarten sind. 

Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen. Für einzelne Risikogruppen gibt es jedoch kritische Nährstoffe: Beispielsweise sollten Schwangere und Stillende gegebenenfalls Eisen und Jod supplementieren. Für Säuglinge wird die Vitamin K-Gabe nach der Geburt und im ersten Lebensjahr ein Präparat mit Vitamin D und Fluorid empfohlen. Für Menschen, die sich vegan – ohne tierische Lebensmittel – ernähren, sind Vitamin-B12-Präparate unerlässlich. Dies sind nur einige Beispiele. Im Zweifel ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen oder eine Ernährungsfachkraft aufzusuchen.

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