Artikel Prävention

Wenig Wechselwillen auf dem Arbeitsmarkt

16.10.2024 Johanna Baumgardt 3 Min. Lesedauer

Die Mehrheit der Angestellten fühlt sich mit ihrer Arbeitsstelle emotional stark verbunden. Das ist Ergebnis einer Befragung aus dem aktuellen Fehlzeiten-Report. Unternehmen können viel für die Bindung tun.

Foto einer großen Stahlröhre, in der geschweißt wird
Was schweißt Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen? Antworten gibt der Fehlzeiten-Report.

Viele Branchen suchen händeringend Fachkräfte. Unternehmen haben deshalb heute mehr denn je großes Interesse daran, Beschäftigte langfristig gesund und leistungsfähig zu halten. Ein zentraler Faktor ist hierbei eine ausgeprägte Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihren Arbeitgeber. Sie verringert nachweislich die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte ihre Organisation verlassen – auch auf einem vom Personalmangel geprägten Arbeitsmarkt.
 
Ob Angestellte sich einem Unternehmen zugehörig fühlen, beeinflusst ihr Verhalten, ihr Erleben und ihre Einstellung gegenüber der Arbeit. Zudem haben Studien gezeigt, dass eine hohe Bindung einen positiven Einfluss auf Prozesse hat, die das Zusammenspiel eines Unternehmens und seiner Beschäftigten fördern. Dies geht einher mit höherer Leistungsbereitschaft, gestiegener Kreativität, stärkerer Kundenorientierung, besserer Gesundheit sowie höherem körperlichen und seelischen Wohlbefinden. Für Arbeitgeber ist es daher wichtig zu wissen, wie es um die Bindung ihrer Mitarbeitenden steht und was sie tun können, um diese zu stärken.

Analyse belegt hohe Bindung

Porträt von Dr. Johanna Baumgardt, Leiterin des Forschungsbereichs Betriebliche Gesundheitsförderung & Heilmittel im Wissenschaftlichen Institut der AOK
Dr. Johanna Baumgardt ist Leiterin des Forschungsbereichs Betriebliche Gesundheitsförderung & Heilmittel im Wissenschaftlichen Institut der AOK.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) analysierte die Bindung der Mitarbeitenden an ihre Organisation mithilfe von 15 Fragen aus dem Organizational Commitment Questionnaire. Die Antworten lagen auf einer Skala zwischen 1 („trifft überhaupt nicht zu“) und 5 („trifft voll und ganz zu“). Nach den im Fehlzeiten-Report 2024 veröffentlichten Ergebnissen der repräsentativen Umfrage unter 2.501 Angestellten war die emotionale Bindung an die eigene Organisation überdurchschnittlich ausgeprägt (Mittelwert der Antworten = 3,59). 29 Prozent der Befragten bewerteten diese sogar als hoch (Mittelwert > 4).

Die Mehrheit der Beschäftigten (62 Prozent) kann sich vorstellen, länger als die nächsten zehn Jahre oder sogar bis zur Rente bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben (siehe Grafik). Konkret danach gefragt, ob sie sich vorstellen können, im Jahr 2024 ihren Arbeitgeber zu wechseln, gaben acht Prozent der Befragten an, dies zu planen. 25 Prozent bekundeten, einem Wechsel offen gegenüberzustehen. Knapp 62 Prozent der wechselwilligen Beschäftigten waren Frauen. Mit 17 Prozent am häufigsten gaben Befragte aus den Berufsgruppen Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Kunst, Kultur und (Medien-)Gestaltung an, konkret einen Arbeitsplatzwechsel zu planen.

Führungskräfte schulen

Um die hohe Bindung zu erhalten und wechselwillige sowie neue Beschäftigte langfristig an eine Organisation zu binden, können Arbeitgeber viel tun. Wegen der großen Bedeutung des Führungsverhaltens für eine hohe Bindung sollten Führungskräfte entsprechend unterstützt und geschult werden. Eine Möglichkeit sind Führungskräftetrainings zur Gestaltung und Stärkung der sozialen Identität des Teams. Zudem kann eine hohe Passung zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Gegebenheiten der Arbeitsstelle die Bindung erhöhen. Daher sollte diese im Personalauswahlprozess fokussiert, thematisiert und im Arbeitsverhältnis sichergestellt werden. Um die Ausprägung und Entwicklung der Bindung objektiv einschätzen und steuern zu können, sollten Arbeitgeber diese regelmäßig mit einschlägigen Fragebögen evaluieren.

Nicht zuletzt bietet mit Blick auf die Zusammenhänge von höherer Bindung und weniger erkrankungsbedingten Fehlzeiten, geringerem Präsentismus, weniger arbeitsbedingten Beeinträchtigungen des psychischen Befindens und weniger kognitiver Irritationen die Betriebliche Gesundheitsförderung zahlreiche Ansatzpunkte für Organisationen.

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