Interview Versorgung

„Kindliche Entwicklung vor negativen Einflüssen schützen“

16.10.2024 Silke Heller-Jung 3 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Volker Mall, Inhaber des Lehrstuhls für Sozialpädiatrie der Technischen Universität München und Ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums München.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Porträt von Prof. Dr. Volker Mall, Professor für Sozialpädiatrie an der Technischen Universität München und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin
Prof. Dr. Volker Mall ist Professor für Sozialpädiatrie an der Technischen Universität München und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin.

Herr Professor Mall, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?
 
Prof. Dr. Volker Mall: Wir analysieren zum Beispiel, wie sich aktuelle Belastungssituationen und Krisen bei jungen Familien mit Babys und Kleinkindern auf das kindliche Verhalten auswirken. Und wir forschen unter anderem zur kulturübergreifenden Anpassung sozialpädiatrischer und psychologischer Untersuchungs- und Therapiemethoden, zur Prävention von Folgeschäden durch Trauma und Deprivation bei Kindern mit Fluchterfahrung, zu den Auswirkungen von dysreguliertem frühkindlichem Medienkonsum und zum Einfluss der Corona-Pandemie auf den psychosozialen Stress und die kindliche Entwicklung. Außerdem befassen wir uns mit frühkindlichen Regulationsproblemen und haben beispielsweise an der Entwicklung einer Ratgeber-App für Eltern von Schreibabys mitgearbeitet. Darüber hinaus erforschen wir verschiedene Syndrome und seltene Erkrankungen und entwickeln spezifische Patientenschulungen für chronisch kranke Kinder und ihre Eltern.
 
Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?
 
Prof. Dr. Mall: Der Lehrstuhl ist interdisziplinär aufgestellt (unter anderem Medizin, Psychologie, Pädagogik, Gesundheitswissenschaft, Sport- und Ernährungswissenschaft) und arbeitet fakultätsübergreifend mit anderen Fachbereichen sowie, beispielweise im Rahmen von Forschungsverbünden, mit anderen Universitäten zusammen. Um Synergieeffekte zu nutzen, stellen wir unsere Ergebnisse in gemeinsamen Boards vor und tauschen uns auf deutschen und internationalen Fachkongressen aus.

Zur Person:

Prof. Dr. Volker Mall studierte Medizin an der Universität Freiburg und war dort anschließend zunächst als Arzt und wissenschaftlicher Assistent und anschließend als Oberarzt Pädiatrie tätig. Der Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiater wurde 2008 zum außerplanmäßigen Professor berufen und übernahm 2011 die Professor für Jugendmedizin und Neuropädiatrie an der Technischen Universität Dresden. 2012 übernahm er die Professur für Sozialpädiatrie an der Technischen Universität München und wurde Ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums München.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Prof. Dr. Mall: Die Politik ist gut beraten, sich die Einschätzung von Wissenschaftlern einzuholen, um mit Weitblick und Abwägung der Alternativen gut informierte Entscheidungen treffen zu können. Da die Wissenschaft sich tiefgehend und fundiert mit den jeweiligen Themengebieten befasst, ist davon auszugehen, dass sich die führenden Wissenschaftler in einem Themenfeld besser auskennen als die meisten anderen Menschen, die nicht die Zeit und die Kapazitäten haben, sich so intensiv mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Da die Wissenschaft sich mit ihren Schlussfolgerungen zudem auf belegbare Zahlen und Fakten sowie replizierbare Ergebnisse beruft, unterliegen daraus abgeleitete Aussagen weniger den klassischen Beurteilungsfehlern, die etwa aufgrund von Gewohnheiten, Vorurteilen oder Wahrnehmungsverzerrungen entstehen können.

Forschungsschwerpunkte:

  • Früherkennung und Frühdiagnostik
  • Entwicklung und Entwicklungsstörungen
  • psychosoziale Aspekte chronischer Erkrankungen
  • Therapie der Cerebralparese, Lebensqualitätsaspekte und Versorgungsforschung
  • Transcranial Magnetic Stimulation

Jahresetat:

circa 400.000 Euro
 
Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • 1 Professor
  • circa 35 Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden, wissenschaftliche Hilfskräfte und nicht wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Kontaktdaten:

kbo-Kinderzentrum gGmbH/Technische Universität München
Lehrstuhl für Sozialpädiatrie
Heiglhofstraße 69
81377 München
Telefon: 089 71009-233
E-Mail

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