Interview Versorgung

„Antibiotika-Resistenzen machen nicht vor Ländergrenzen Halt“

20.11.2024 Silke Heller-Jung 4 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Dr. Sören L. Becker, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Foto: Prof. Dr. Dr. Sören L. Becker ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes
Prof. Dr. Dr. Sören L. Becker ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Herr Professor Becker, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Prof. Dr. Dr. Sören Becker: Die Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika hat auf globaler Ebene eine enorme Bedeutung gewonnen. Wir verstehen zunehmend, dass auch in Ländern des Globalen Südens, in denen teilweise nur eine begrenzte Auswahl an Antibiotika zur Verfügung steht, Antibiotika-Resistenzen bedeutsame Auswirkungen auf den Verlauf von Krankheitsbildern und das Überleben von Patienten haben. Zugleich machen die Resistenzen nicht vor Ländergrenzen Halt, sodass es wichtig ist, dass wir die Epidemiologie und Charakteristika bestimmter Resistenzmechanismen sowie deren Ausbreitung weltweit besser verstehen. Außerhalb der westlichen Welt ist dies bisher jedoch nur bruchstückhaft der Fall. Wir versuchen daher, durch eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Instituten in Afrika südlich der Sahara sowie in Südostasien einen Beitrag zu einem verbesserten Verständnis des Vorkommens von Multiresistenz bei Bakterien und anderen Krankheitserregern zu schaffen.

Wie fördern Sie an Ihrer Einrichtung die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Prof. Dr. Dr. Becker: An der Universität des Saarlandes arbeiten wir interfakultär eng zusammen und haben außerdem das Privileg, mit wissenschaftlich starken Instituten partnerschaftlich kooperieren zu können. Von besonderer Bedeutung ist hierbei das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Studien Saarland (HIPS), das sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung innovativer Medikamente zur Behandlung multiresistenter Krankheitserreger beschäftigt. Im Globalen Süden profitieren wir wechselseitig von unseren nachhaltig ausgerichteten partnerschaftlichen Kooperationsprojekten mit Partnern in Ländern wie Guinea-Bissau, der Elfenbeinküste oder Indonesien.

Zur Person

Prof. Dr. Dr. Sören L. Becker studierte Humanmedizin in Freiburg und Rom. Er absolvierte eine Weiterbildung in klinischer Tropenmedizin in Lima/Peru und forschte lange am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel. Der Facharzt für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie verfügt über die Zusatzweiterbildungen Infektiologie und Tropenmedizin.
Seit 2018 ist er Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes. Becker bekleidet zudem die Professur für Medizinische Mikrobiologie an der Universität des Saarlandes.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Prof. Dr. Dr. Becker: Die enormen Veränderungen in der Zusammenarbeit zwischen der westlichen Welt und dem Globalen Süden haben vielfältige Auswirkungen, die sich jedoch auf allen Ebenen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit am besten adressieren lassen. Hier ist ein engerer Zusammenschluss bei Fragen der Globalen Gesundheit besonders wichtig und auch in unserem eigenen Interesse, denn die COVID-19-Pandemie hat in eindrucksvoller Weise gezeigt, dass Gesundheitsprobleme auch in entlegenen Erdteilen schnell zu gravierenden Auswirkungen auf unser tägliches Leben führen können.

Forschungsschwerpunkte:

  • Globale Gesundheit
  • Infektionsdiagnostik
  • Tropenkrankheiten
  • Multiresistente Erreger

Jahresetat:

keine Angabe

Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • 1 Universitätsprofessor
  • 10 Ärztinnen und Ärzte
  • 5 Wissenschaftliche Mitarbeitende
  • 22 Medizinische Technologinnen für Laboranalytik
  • 7 Hygiene-Fachkräfte
  • 7 Mitarbeitende im Sekretariat

Kontaktdaten:

Universität des Saarlandes
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Gebäude 43
66421 Homburg
Telefon: 06841 1623900
E-Mail

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