Einwurf: Sport kann Brücken bauen
Bei den Paralympics in Paris haben Menschen mit Behinderungen sportliche Höchstleistungen gezeigt. Katrin Kunert fordert den Abbau struktureller Hürden, damit der Breitensport nachziehen kann.
Mehr als 4.400 Para-Sportlerinnen und -Sportler aus aller Welt haben bei den Paralympics in Paris unter Beweis gestellt, zu welch herausragenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind. Sie begeisterten und inspirierten Millionen von Menschen mit und ohne Behinderung weltweit. Sie haben gezeigt: Sport kann Brücken bauen und ist ein Motor für verbesserte Teilhabemöglichkeiten.
Viele Menschen mit Behinderungen lassen sich von den Vorbildern der Paralympics motivieren und wollen gerne selbst aktiv werden. Sie stoßen dann allerdings auf Hürden, die den Einstieg in den Sport erschweren oder verhindern. So sind Sportstätten und der Weg dorthin nicht selten mit Barrieren verbunden – sowohl für Aktive als auch für Zuschauerinnen und Zuschauer.
„Der Sport spielt eine zentrale Rolle bei der Inklusion und der gesellschaftlichen Teilhabe.“
Vizepräsidentin Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport im Deutschen Behindertensportverband.
Ebenso fehlt es an Sportangeboten in Vereinen. Zudem sieht der Deutsche Behindertensportverband (DBS) großen Handlungsbedarf bei der Bereitstellung von Hilfsmitteln und Assistenzleistungen wie Sportrollstühlen und -prothesen oder auch Gebärdensprach-Dolmetscherinnen und -Dolmetschern.
Der Sport spielt eine zentrale Rolle bei der Inklusion und der gesellschaftlichen Teilhabe. Um dieses inklusive Potenzial voll auszuschöpfen, brauchen wir Maßnahmen, die Menschen mit Behinderungen in die Lage versetzen, selbstbestimmt und gleichberechtigt an allen Lebensbereichen teilzuhaben. Für Sportlerinnen und Sportler muss der Zugang zu sportlichen Hilfsmitteln und Leistungen zur sportlichen Teilhabe deutlich erleichtert werden. Eine gemeinsame Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes, des Sozialverbands VdK und des DBS hat zum Ziel, durch Beratungsleistungen und rechtliche Unterstützung die Versorgung mit geeigneten Hilfsmitteln zu verbessern. Für uns steht fest: Sporttreiben für Menschen mit Behinderungen darf nicht durch Bürokratie erschwert werden. Wir brauchen dringend vereinfachte Verfahren im Bereich der Hilfsmittelversorgung.
Die Paralympics zeigen uns, was alles möglich ist. Doch wenn wir die Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern wollen, müssen wir weiterhin strukturelle Barrieren abbauen. Verschwinden müssen auch die Barrieren in den Köpfen. Nur so kann Teilhabe gelingen und die nächste Generation ihr Potenzial entfalten.
Zur Person
Katrin Kunert ist Vizepräsidentin Breiten-, Präventions- und Rehabilitationssport im Deutschen Behindertensportverband. Von 2009 bis 2017 war Kunert Bundestagsabgeordnete in der Linksfraktion und fungierte im 18. Bundestag als Obfrau ihrer Fraktion im Sportausschuss.
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