Betriebe sollten mehr für die Gesundheit tun
Die hohen Krankenstände müssen für die Firmen Anlass zum Handeln sein, meint Lars Niggemeyer, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Niedersachsen (Versichertenseite).
Analysen des Wissenschaftlichen Institus der AOK weisen historisch hohe Krankenstände und Fehlzeiten aus. Wie bewerten Sie die Entwicklung?
Lars Niggemeyer: Das ist ein alarmierendes Signal. Ein wesentlicher Treiber der hohen Arbeitsunfähigkeiten sind nach wie vor Atemwegserkrankungen, aber leider steigen auch die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen, die mit verhältnismäßig langen Ausfallzeiten einhergehen. Berufe aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen sind besonders stark betroffen. Angesichts der Umbrüche und Herausforderungen in der Arbeitswelt und auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel wird es zunehmend wichtig, dass Gesundheitsförderung der Beschäftigten und Arbeitszufriedenheit im Fokus der Unternehmen stehen.
Welche Maßnahmen können hier hilfreich sein?
Niggemeyer: Mit systematischer betrieblicher Gesundheitsförderung können Unternehmen hohen Krankenständen gezielt entgegenwirken. Besonders effektiv wird das dann, wenn Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse mit Angeboten zur Förderung des Gesundheitsverhaltens kombiniert werden. Die AOK ist ein starker Partner für nachhaltige betriebliche Prävention. Unternehmen profitieren auch davon, dass hier alle Leistungen für Arbeitgeber und Beschäftigte kostenfrei sind.
Immer mehr Betriebe testen das Instrument der Anwesenheitsprämie gegen Produktivitätsverlust…
Niggemeyer: Das ist mehr als kritisch zu sehen. Es handelt sich um einen falschen Anreiz, der die Gefahr birgt, dass arbeitsunfähige Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit gehen und möglicherweise weitere Kollegen anstecken. Wenn es um Produktivität geht, sollte der betriebliche Fokus auf Gesundheit und dem Genesen der Mitarbeitenden liegen und nicht auf „durchhalten“. Präsentismus rechnet sich nicht. Das gilt auch für das Betriebsklima. Betriebliche Gesundheitsförderung ist definitiv der bessere Ansatz für eine gute Bindung ans Unternehmen.
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