Artikel Prävention

Traurigkeit mit Krankheitswert

20.11.2024 Sarah Ashrafian 4 Min. Lesedauer

Depressionen gehören zu den großen Volkskrankheiten – und werden immer noch unterschätzt. Der aktuelle Gesundheitsatlas aus dem Wissenschaftlichen Institut der AOK zeigt, wo die seelische Erkrankung in welcher Häufigkeit auftritt.

Illustration einer Frau, die traurig auf dem Boden sitzt mit angewinkelten Beinen und langen blauen Haaren, die wie ein Schleier von ihre wegwehen
Frauen erhalten deutlich häufiger als Männer die Diagnose Depression.

Schokolade essen, in den Urlaub fahren, sich einfach mal zusammenreißen – solche und ähnliche Vorschläge erhalten Menschen mit Depressionen mitunter aus ihrem Umfeld. Denn noch bestehen große Wissenslücken hinsichtlich der Erkrankung. Daran will der Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) etwas ändern: Er beschäftigt sich in diesem Jahr mit Depressionen, beleuchtet regionale Unterschiede in der Häufigkeit und macht auf die Relevanz des Themas aufmerksam.

Zusammenhänge aufdecken

Laut dem Gesundheitsatlas erhielten 9,49 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2022 die Diagnose Depression. Das entspricht einem Anteil (Prävalenz) von 12,5 Prozent in der Bevölkerung ab zehn Jahren. Im Saarland (14,2 Prozent), Hamburg (13,5 Prozent) und Hessen (13,4 Prozent) war der Anteil an Menschen mit Depressionen am höchsten. Die geringsten Häufigkeiten an ärztlich dokumentierten Depressionen fanden sich in Sachsen (11,1 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (11,2 Prozent) und Brandenburg (11,4 Prozent). In Metropolen, darunter auch Berlin und Hamburg, liegt die Prävalenz höher als in den ländlichen Kreisen Deutschlands.
 
Doch nicht nur die Siedlungsstruktur zeigt einen Zusammenhang mit dem Auftreten von Depressionen: In Regionen, in denen viele Patientinnen und Patienten mit Angststörungen oder Rückenschmerzen leben, haben auch mehr Menschen Depressionen. Zudem steigt die Prävalenz mit dem Alter. Bei Frauen treten Depressionen häufiger auf. So zeigt der Gesundheitsatlas, dass rund 23 Prozent der Frauen zwischen 60 und 64 Jahren daran erkranken. Bei den 75- bis 79-jährigen Frauen sind es sogar 27 Prozent, bei den 80- bis 84-Jährigen 28 Prozent. Bei den Männern in den Altersgruppen über 75 liegt die Prävalenz deutlich niedriger (bei rund 17 Prozent), aber auch höher als in jüngeren Jahrgängen.

Auslöser und Symptome

Grafik mit Deutschlandkarte: Diagnose Depressionen – Unterschiede nach Regionen

Depressionen sind psychische Erkrankungen und verlaufen in der Regel episodisch. Depressive Störungen können sich in emotionaler, kognitiver, körperlicher oder motorischer Form äußern. An erster Stelle der Symptome stehen gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit und Antriebsminderung. Weitere Charakteristika sind starke Selbstzweifel oder Suizidgedanken. Bei sehr schweren Verläufen kann es auch zu psychotischen Symptomen kommen.
 
Kritische Lebensereignisse wie Beziehungsbrüche und Todesfälle oder Traumata durch Gewalt, Krieg oder Missbrauch begünstigen die Erkrankung. Frauen sind im Laufe ihres Lebens mehr Stressoren und zusätzlich stärker hormonellen Schwankungen ausgesetzt. Das kann möglicherweise eine Erklärung dafür sein, dass Frauen häufiger an Depressionen erkranken. Es bleibt jedoch wichtig, die Relevanz von Depressionen unter Männern zu betonen. Denn eine mögliche Stigmatisierung kann dazu führen, dass Männer seltener Hilfe suchen.
 
Chronischer Stress ist ein Risikofaktor für Depressionen. Entscheidungsspielraum, Kontrolle und Vorhersehbarkeit am Arbeitsplatz können das psychische Wohlbefinden fördern. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten oder die Förderung von Fähigkeiten tragen dazu bei, Mitarbeitende vor der Entwicklung psychischer Erkrankungen zu schützen.

Vorurteile abbauen

Balkengrafik zum Thema: Häufigkeit von Depressionen nimmt mit dem Alter zu

Menschen mit Depressionen leiden unter Stigmatisierung. So ist es für sie in vielen Fällen schwierig, sich ihrem Umfeld zu öffnen. Gegebenenfalls kann dies auch den Zugang zu einer effektiven Versorgung erschweren. Auch in symptomfreien Phasen können die Erkrankten Vorurteilen begegnen, die ihre Rückkehr in den Alltag beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, Wissenslücken zu schließen und Menschen mit Depressionen die Möglichkeit zu bieten, Unterstützung in der Gesellschaft zu finden. Dazu möchte der Gesundheitsatlas Deutschland beitragen.

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