Blickwinkel Gesundheitssystem

Kommentar: Die letzte Chance vertan

20.11.2024 Kaja Klapsa 2 Min. Lesedauer

Die gescheiterte umfassende Corona-Aufarbeitung schadet dem gesellschaftlichen Klima. Ein Kommentar von Kaja Klapsa, Redakteurin bei Welt und Welt am Sonntag.

Foto einer jungen Frau mit Maske vor einer gelben U-Bahn
Die Maskenpflicht diente der Eindämmung von Ansteckungen – nun ist es an der Zeit, die Corona-Pandemie aufzuarbeiten.
Porträt von Kaja Klapsa, Redakteurin bei Welt und Welt am Sonntag
Kaja Klapsa, Redakteurin bei Welt und Welt am Sonntag

Es war nichts Geringeres als das Eingeständnis der eigenen Handlungsunfähigkeit. „Es wird keine zusätzliche Aufarbeitung der Corona-Pandemie in dieser Legislaturperiode geben“, erklärte Katja Mast, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Anfang Oktober. Die Ampel-Parteien hätten sich nicht auf ein geeignetes Format einigen können.

Was für ein Debakel. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Sozialdemokraten, die lange Zeit jede Art der Aufarbeitung blockiert haben. Erst als der öffentliche Druck im Frühjahr zunahm, brachte die Partei die seltsame Idee eines Bürgerrates ins Spiel. Mit diesem Instrument sollten offenbar die eigenen Parteileute geschützt und die Verantwortung auf zufällig ausgewählte Bürger abgewälzt werden. Verständlich, dass die FDP diesem Vorschlag nicht zustimmen wollte. Ihre Idee einer Enquete-Kommission wäre deutlich effektiver gewesen, um Fehler in der Pandemie zu erkennen und Lehren für die Zukunft zu ziehen.

„Die Pandemie arbeiten nun die Populisten von links und rechts auf.“

Kaja Klapsa

Redakteurin bei Welt und Welt am Sonntag

Eine Aufarbeitung wäre nicht nur fachlich, sondern auch im Hinblick auf das gesellschaftliche Klima entscheidend gewesen. Die Pandemie hat bei vielen Menschen tiefe Wunden hinterlassen, einige haben sich vom politischen System abgewandt. Für die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist die Untätigkeit ein Geschenk, beide schlachten das Thema hemmungslos aus.

Die Ampel aber hat die wohl letzte Chance auf Aufarbeitung verstreichen lassen. Das Interesse einer künftig vermutlich unionsgeführten Bundesregierung an tiefgreifender Analyse dürfte gering sein. Allein der Maskeneinkauf durch den ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist an Fehlentscheidungen kaum zu überbieten. So arbeiten nun diejenigen die Pandemie auf, die dafür am allerwenigsten geeignet sind – die Populisten von links und rechts.

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