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Debatte: Strategien gegen Pflegebedürftigkeit

20.11.2024 Markus Gosch 2 Min. Lesedauer

Bessere Sturzprävention und ausreichend Plätze für die geriatrische Rehabilitation: Geriater Markus Gosch sieht gute Möglichkeiten, Pflegebedürftigkeit zu verzögern, zu verringern oder zu verhindern.

Eine ältere Dame sitzt in einem Rollstuhl am Fenster, hinter ihr steht eine Pflegerin und hält ihre Hand.
Die geriatrische Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von dauerhafter Pflegebedürftigkeit.
Foto: Prof. Dr. Markus Gosch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg.
Prof. Dr. Markus Gosch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels müssen zwei Schwerpunkte in der medizinischen Versorgung älterer Menschen gesetzt werden: In der Primär- und Sekundär­prävention lässt sich Pflegebedürftigkeit durch Sturzprophylaxe und eine gute Osteoporose-Therapie hinauszögern. Zudem braucht es geeignete Versorgungskonzepte für Multimorbidität, denn viele ältere Patientinnen und Patienten haben zum Beispiel auch kardiologische Probleme oder Tumorerkrankungen.

Dabei spielt die geriatrische Rehabilitation eine entscheidende Rolle. Sie beginnt im Akutkrankenhaus. Dank des gut etablierten Systems der geriatrischen Frühkomplexbehandlung können wir multimorbide, ältere Menschen sehr früh rehabilitativ betreuen und haben zusätzlich die Möglichkeit, sie in eine geriatrische Rehabilitationsklinik zu schicken. Wenn man die sehr guten Daten aus all diesen Bereichen in den multiprofessionellen Behandlungsprozess einfließen lässt, könnten nicht nur die Pflegebedürftigkeit, sondern auch Todesfälle und die Aufnahmen in Pflegeheime signifikant reduziert werden. 

„Das System produziert also auch Pflegebedürftigkeit. Das darf nicht die Zukunft sein.“

Dr. Markus Gosch

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg.

Es gibt weitere Stellschrauben für eine wirksame Prävention von Pflegebedürftigkeit. Defizite sehen wir in der ambulanten Versorgung. Wir benötigen mehr ambulante Angebote, insbesondere zur Sturzprophylaxe und zum Management der Polypharmazie. Ein noch größeres Defizit besteht allerdings in der geriatrischen Rehabilitation, die auf die Frühkomplexbehandlung folgen sollte. Stationären Patientinnen und Patienten, die geriatrischer Reha bedürfen, kann diese häufig nicht angeboten werden, weil schlichtweg keine Plätze verfügbar sind. Dadurch kommen viele Menschen direkt in die Pflegeheime und von dort oft nicht mehr zurück nach Hause. Das System produziert also auch Pflegebedürftigkeit. Das kann und darf nicht die Zukunft sein! 

Nicht alle Patientinnen und Patienten benötigen das komplette Setting einer Rehaklinik. Viele würden von Konzepten wie Kurzzeitpflege in Verbindung mit Reha profitieren. Dabei steht weniger die ärztliche Betreuung im Vordergrund, sondern mehr das Therapieprogramm, das auch in der Kurzzeitpflege angeboten werden kann. 

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