Gesundheit anders stärken
Jacobs' Weg: Karl Lauterbachs Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit enttäuscht die Fachwelt. Prävention braucht eine Gesamtstrategie und keine unrealistischen Erwartungen.
Ende September hat die Ampel-Regierung das Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit in den Bundestag eingebracht. Hieran hatten seit seiner ersten Ankündigung praktisch alle Fachleute und einschlägigen Institutionen massive Kritik geäußert. Diese Kritik richtet sich nicht auf den Gegenstand des Gesetzes. Im Gegenteil: Gerade im Bereich von Public Health und Prävention gibt es in Deutschland gravierende Defizite. Deshalb ist die Enttäuschung der Fachwelt über den missglückten Gesetzentwurf aber auch besonders groß.
Dass sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der Kritik groß beeindrucken lässt, ist kaum zu erwarten. Er weiß ohnehin alles besser und zeigt sich einmal mehr beratungsresistent. Damit wird nicht nur eine Chance verpasst, sondern womöglich längerfristig Schaden angerichtet, etwa durch die geplante Amputation des Robert-Koch-Instituts oder die Trennung der Zuständigkeiten für Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten, die international ihresgleichen sucht. Vielleicht gibt es noch etwas Kosmetik durch einen anderen Namen für das geplante neue Institut. Doch kann das Fehlen eines umfassenden „Health-in-all-policies“-Ansatzes damit kaum aufgewogen werden.
„Dass Prävention Geld spart, ist eine Illusion.“
Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
In der Politik ist im Präventions-Kontext häufig von Kosteneinsparungen die Rede. So hat etwa der grüne Gesundheitspolitiker Johannes Wagner im Bundestag behauptet, mit Prävention ließe sich die Lebenserwartung steigern und Geld sparen. Teil eins dieser Aussage trifft zu, wenn es um sinnvolle Maßnahmen einschließlich gezielter Verhältnisprävention geht. Bei der Lebenserwartung gibt es in Deutschland noch viel Luft nach oben. Dass sich damit aber auch Geld sparen lässt, ist ein frommer Wunsch ohne Evidenz. Gewiss vermindert etwa die geringere Verbreitung von Diabetes die Behandlungskosten für diese Krankheit. Doch tritt an die Stelle einer vermiedenen Krankheit meist eine neue oder altersbedingte Pflegebedürftigkeit.
Prävention kann das Leben verlängern und seine Qualität erhöhen. Deshalb ist sie wichtig. Sie ist aber mit Investitionen verbunden, die Geld kosten. Dass damit insgesamt Geld eingespart wird, ist dagegen eine Illusion.
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