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Zeitschriftenschau

20.11.2024 Thomas Ebel 2 Min. Lesedauer

In jeder Ausgabe kuratiert G+G Beiträge aus Fachzeitschriften und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und Wissenschaft.

Foto: Mehrere aufgeschlagene Zeitschriften liegen übereinander.
Immer auf dem neuesten Stand: G+G liefert Einblicke in den Fachjournalismus.

Schizophrenie: Augenarzt kann Hinweise darauf erkennen

In einer umfassenden Studie zu Schizophrenie haben Forscher einen signifikanten Zusammenhang zwischen Netzhautveränderungen und der Erkrankung entdeckt. Die Untersuchung umfasste 103 Patienten mit Schizophrenie und 130 gesunde Kontrollpersonen, wobei Methoden wie optische Kohärenztomografie (OCT), Elektroretinografie (ERG) und Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt wurden. Die Studienergebnisse zeigten, dass Schizophrenie-Patienten mikrostrukturelle und funktionelle Veränderungen der Netzhaut aufweisen. Insbesondere sind die Netzhautschichten dünner und die Amplituden der A- und B-Wellen im ERG reduziert. Diese Befunde legen nahe, dass Netzhautveränderungen als potenzielle Biomarker für Schizophrenie dienen könnten und neue Perspektiven für die Forschung zur Entstehung und zum Verlauf der Erkrankung eröffnen. Außerdem könnte der Studie zufolge die Netzhautuntersuchung als nicht-invasives Diagnoseinstrument genutzt werden.

Biological Psychiatry 10/2024, Seite 792–803 

Sehstörung: Melatonin kann vor altersbedingter Makuladegeneration schützen

Eine US-amerikanische Kohortenstudie deutet darauf hin, dass Melatonin möglicherweise vor der Entstehung und dem Fortschreiten der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) schützt. Bei Menschen ab 50 Jahren ohne vorherige AMD-Diagnose war die Einnahme von Melatonin mit einem um 42 Prozent verringerten Risiko assoziiert. Melatonin wirkt antioxidativ, entzündungshemmend, fördert das Zellüberleben und könnte den Verlust von retinalen Pigmentepithel-Zellen (Pigmentschicht der Netzhaut) verhindern. Die Studie bietet eine Grundlage für weitere prospektive klinische Studien zur präventiven Wirkung von Melatonin gegen AMD. 

JAMA Ophthalmology 2024;142 (7): 648–654

COPD: Kardiovaskuläres Risiko erhöht

Eine Kohortenstudie mit über 200.000 Patienten, die an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD leiden, hat gezeigt: Bei einer akuten, über mindestens zwei Tage anhaltenden Verschlechterung der Symptome wie Husten und Atemnot (Exazerbation) ist das kardiovaskuläre Risiko signifikant erhöht. Bereits nach der ersten Exazerbation steigt das Risiko, und im ersten Monat nach einer moderaten Exazerbation ist es um das Zwei- bis Fünffache erhöht. Dieses Risiko besteht auch ein Jahr später. Wichtige Risikofaktoren sind die Häufigkeit und Schwere der Exazerbationen – auch bei Patienten ohne vorherige Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mechanismen wie Entzündungen, Überblähung der Lunge und Sauerstoffmangel (Hypoxie) tragen zu dem erhöhten Risiko bei. Daher ist es entscheidend, Exazerbationen zu vermeiden und die Herz-Kreislauf-Gesundheit von COPD-Patienten engmaschig zu überwachen.

Journal of the American Heart Association 11/2024, online 4. Juni 2024

Künstliche Intelligenz: Stimmveränderungen sind frühe Warnzeichen für COPD-Exazerbationen

Eine Stimmanalyse könnte dazu beitragen, Exazerbationen bei COPD-Patientinnen und -Patienten früh zu erkennen und zu behandeln. Dies geht aus der niederländischen Pilotstudie TACTICAS hervor. Dafür nahmen 28 COPD-Erkrankte mit häufigen Exazerbationen täglich ihre Stimme mit einer Smartphone-App auf. Die Auswertung der Aufnahmen zeigte deutliche Veränderungen am ersten Tag einer Exazerbation: Die Stimmfrequenz stieg an, und Heiserkeit trat auf. Diese Ergebnisse führten zur Entwicklung einer spezialisierten Anwendung, die Exazerbationen möglichst früh erkennen soll. Ziel ist es, durch algorithmische Stimmanalyse eine Verschlechterung vor dem Auftreten erster Symptome vorherzusagen. Dies könnte eine frühzeitige therapeutische Intervention ermöglichen. Neben der Stimmanalyse gibt es weitere digitale Forschungsprojekte zur Früherkennung von COPD-Exazerbationen, beispielsweise die Entwicklung eines Hustendetektors. Diese innovativen Ansätze zeigen das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) und digitaler Technologien in der COPD-Behandlung.

MMW – Fortschritte der Medizin 17/2024, Seite 16–17 (kostenpflichtig)

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