Einwurf: Autonomie trotz Krankheit
Multiple Sklerose kann zu Behinderung und vorzeitiger Verrentung führen, sagt Christian Wulff. Der Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft setzt sich für eine bessere Behandlung und Versorgung der Patientinnen und Patienten ein.
Geschätzt sind in Deutschland aktuell etwa 280.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, jährlich kommen 12.000 bis 15.000 hinzu. Insgesamt hat sich die Zahl der Erkrankten in den letzten 15 Jahren ungefähr verdoppelt. Dies liegt auch an einer besseren und schnelleren Diagnostik. Zu Beginn der Krankheit treten oftmals motorische Einschränkungen wie Lähmungen und Sehstörungen auf. Daneben kommt es zu Gefühlsstörungen der Haut, Missempfindungen oder Taubheitsgefühl, Unsicherheit beim Gehen oder Greifen, Doppelbildern, Blasenstörungen sowie verwaschenem Sprechen.
Erfolge im Alltag zu sehen
Mit den immunmodulierenden Therapien Anfang der 1990er Jahre gab es erstmals ein gezielt wirkendes Medikament. Seither sind zahlreiche hinzugekommen. Allerdings stieg mit der Wirksamkeit auch die Gefahr schwerer Nebenwirkungen. Dies ist sowohl den behandelnden Ärzten als auch den Betroffenen bewusst.
Die Erfolge sind jedoch für viele Erkrankte im Alltag zu sehen: Eine mögliche Behinderung tritt später im Leben auf. Das Risiko, früher berentet zu werden, ist nach wie vor hoch, aber der Zeitpunkt der Erwerbsunfähigkeit verschiebt sich nach hinten. Viele Betroffene können in Teilzeit oder mit angepassten Arbeitsplatzbedingungen lange ihrer Arbeit nachgehen. Dennoch sind im modernen Arbeitsalltag Forschung und Unterstützung vonseiten der Sozialleistungsträger notwendig, um Arbeitsplätze zu erhalten.
„Mutter- oder Elternschaft mit MS sind heute keine Ausnahme mehr.“
Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
Armutsrisiko gering halten
All diese Fakoren sind wichtig, um das Armutsrisiko gering zu halten. Auch das Risiko, pflegebedürftig zu werden, ist bei MS erhöht. Der wichtigste Ansatz bleibt daher, Therapien auch für Menschen mit einem chronisch voranschreitenden Verlauf zu entwickeln. Hier sollten sich Haus- und Fachärzte besser vernetzen. Mutter- oder Elternschaft mit MS sind heute keine Ausnahme mehr. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass sich eine Schwangerschaft nicht negativ und in manchen Fällen sogar sehr positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt.
Wir wissen mittlerweile um den wohl sehr großen Einfluss einer frühen Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus auf die Entstehung von MS. Forschung sowie eine mögliche Impfung wären Meilensteine in der Prävention. Auch der Einfluss des Geschlechts muss weiter erforscht werden: Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Aus meiner Sicht ist zudem die Förderung der Selbsthilfe ein zentraler Bestandteil unseres Gesundheitssystems.
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