Blick auf die Pflege in den Regionen
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Deutschland auch in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK im aktuellen Pflege-Report zeigen eine erhebliche Varianz des regionalen Pflegegeschehens.
Die Sicherstellung der Versorgung von Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarfen ist eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wächst kontinuierlich. Seit Einführung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 bis 2023 ist ein Anstieg um 57 Prozent auf 5,24 Millionen gesetzlich versicherte Pflegebedürftige zu verzeichnen.
Die sogenannte Babyboomer-Generation vergrößert den Druck, die pflegerische Versorgung zukunftsfest weiterzuentwickeln. Der kürzlich erschienene Pflege-Report 2024 widmet sich dieser Entwicklung unter dem Titel „Ankunft der Babyboomer: Welche Pflegestrukturen sind zu gestalten?“ mit insgesamt 18 Beiträgen. Sie setzen an pflegepolitisch zentralen Bereichen an, wo das Pflegesystem seine Tragfähigkeit besonders stärken muss: bei den Versorgungsstrukturen und deren Steuerung, den Arbeitsbedingungen und der Weiterentwicklung des Pflegeberufs sowie bei Fragen zur Situation der Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen.
Transparenz herstellen
Ein wesentlicher Baustein für die Gestaltung dieses Wandels ist eine verlässliche Pflegestrukturplanung vor Ort. Kleinräumige Transparenz zur Situation der aktuellen pflegerischen Versorgung ist hierbei maßgeblich. Die Abrechnungsdaten der AOK-Kranken- und Pflegekassen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Das unterstreichen die Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im neuen Pflege-Report. Das WIdO hat routinedatenbasierte, anonymisierte Informationen über 2,2 Millionen AOK-versicherte Pflegebedürftige – das entspricht 43 Prozent aller pflegebedürftigen gesetzlich Versicherten – für das Jahr 2023 ausgewertet. Diese Analyse hat das WIdO genutzt, um sowohl die Häufigkeit von Pflegebedürftigkeit als auch die Inanspruchnahme von Pflegegeld, Sach- und Kombinationsleistungen sowie der vollstationären Dauerpflege regional darzustellen.
Varianzen in der Prävalenz
Das Ergebnis: eine teilweise erhebliche regionale Varianz zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten. Die Pflegeprävalenz beträgt für das Jahr 2023 je nach Kreis zwischen 3,4 und 17,1 Prozent. Dabei erstreckt sich das Fünftel der 400 Kreise mit den anteilsmäßig meisten Pflegebedürftigen primär auf Ostdeutschland, auf Nordrhein-Westfalen an der belgischen und niederländischen Grenze, auf Hessen und auf das Saarland.
Ein wichtiger Befund darüber hinaus: Der Anstieg der Pflegeprävalenz von 2017 bis 2023 ist nicht nur durch die Alterungsprozesse der Gesellschaft zu erklären. Die Pflegeprävalenz überschreitet nahezu in allen Kreisen die demografische Prognose deutlich und in regional ganz unterschiedlichem Maße. So lag die Pflegeprävalenz im Jahr 2023 im Durchschnitt aller Kreise in Deutschland 30 Prozent über dem Wert, der aufgrund der Alterung der Gesellschaft seit 2017 bei unveränderter Pflegewahrscheinlichkeit erwartbar gewesen wäre. Im Saarland, in Teilen Ostdeutschlands und in Nordrhein-Westfalen zeigen sich die stärksten Überschreitungen dieser Prognose um mindestens 42 Prozent für die jeweiligen Kreise. Wesentlich geringere Überschreitungen um maximal 20 Prozent je Kreis ließen sich für Niedersachsen, Baden-Württemberg und für Bayern feststellen.
Regional planen
Diese Analysen – und die regionale Varianz bei der Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen – lassen darauf schließen, dass Antworten für die zukünftigen Herausforderungen regional zu formulieren sind. Die Bereitstellung strukturell planungsrelevanter Informationen kann dabei als empirische Planungsgrundlage für die Kommune dienen. Welche Merkmale dabei langfristig einzubeziehen sind, hängt wesentlich davon ab, wodurch die regionale Varianz bei Pflegeprävalenz und Inanspruchnahme begründet ist. Auch hier liefert der Pflege-Report 2024 erste Antworten.
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