Leuchttürme in stürmischen Zeiten
Zum dritten Mal hat der AOK-Bundesverband vielversprechende Ansätze zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) in der ambulanten und stationären Pflege ausgezeichnet. In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Motto „Diversity-Management in der Pflege". Wie die Gewinner Vielfalt in ihren Arbeitsalltag integrieren und praktisch leben, wurde bei der Preisverleihung anschaulich dargestellt.
Am Mittwochabend (06.11.2024) hatte der AOK-Bundesverband in Berlin drei Gesundheitseinrichtungen mit dem BGF-Preis „Gesunde Pflege“ gewürdigt. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielten Firmen, die sich in besonderer Weise für die Betriebliche Gesundheitsfürsorge (BGF) engagieren.
Kurz vor Ende der Veranstaltung trat Sabine Richard ans Mikrofon. „Ich hoffe, dass die heute prämierten Unternehmen ein Beispiel für andere Firmen setzen, die bislang noch nicht die Energie gefunden haben, ebenfalls diesen Weg zu gehen“, sagte die Leiterin der Geschäftsführungseinheit Versorgung im AOK-Bundesverband. Sie sehe den heutigen Abend auch als Gegengewicht zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Richard fügte hinzu: „Unsere Gesellschaft profitiert nicht von Ausgrenzung, auch nicht ökonomisch.“ Dagegen böten Anerkennung von Vielfalt, Partizipation und gegenseitige Wertschätzung einen echten Mehrwert für Unternehmen und die Qualität ihrer Arbeit, betonte die promovierte Volkswirtin.
Diversity-Management in der Pflege
Das Motto in diesem Jahr lautet „Diversity-Management in der Pflege“. Allein 2023 hatte die AOK-Gemeinschaft bundesweit knapp 1.800 Pflegeeinrichtungen bei BGF-Projekten unterstützt. Der Preis ist Teil der AOK-Initiative „Pflege.Kräfte.Stärken“, die dazu beitragen soll, die Gesundheit der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu rücken. Rund 60 Gäste waren der Einladung zur Preisverleihung gefolgt, die Andreas Mazur und Rudolf Döbler als Flötenduo „Two Flutes Plus“ mit Barockwerken musikalisch begleiteten.
„Der Preis ist Ausdruck unserer Anerkennung für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, die sich in diesen herausfordernden Zeiten gezielt für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen.“
Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes
Eröffnet wurde der Abend von Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands. „Vor dem Hintergrund des Wandels und der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitswelt – aber auch angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels – sollte die Gesundheit der Beschäftigten ein zentrales Anliegen für jedes Unternehmen sein“, betonte Reimann in ihrer Rede. Die gelte ganz besonders für die Pflege. Denn der Druck auf die Beschäftigten sei gewaltig. „Sie müssen mehr kranke und alte Menschen versorgen, mehr Leid verarbeiten, mehr trösten und mehr zuhören“, so die AOK-Vorständin. Dabei benötigten Pflege- und Betreuungskräfte dringender denn je selbst Entlastung. „Der BGF-Preis Gesunde Pflege ist Ausdruck unserer Anerkennung für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, die sich in diesen herausfordernden Zeiten gezielt für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen“, sagte Reimann. Denn nur mit gesunden Pflegekräften, „die ihren Beruf motiviert und engagiert ausüben, lässt sich eine gute medizinische und pflegerische Versorgung sicherstellen.“
Verschiedene Lebensmodelle und Religionszugehörigkeiten berücksichtigen
Ein Unternehmen, in dem Mitarbeitergesundheit zur Firmenphilosophie gehört, ist das AWO-Seniorenzentrum Am Rosengarten in Mainz. Dort entstand die Idee, Erfahrungen mit dem Thema Gesundheit, die alle Beschäftigten aufgrund ihrer Biografien mitbringen, während eines interkulturellen Festes vorzustellen. Die Initiatoren wollten wissen, was im jeweiligen Land präventiv für die Gesundheit getan wird, welche gesundheitlichen Traditionen existieren und wie die Menschen in Deutschland damit umgehen. „Das interkulturelle Fest hat uns gezeigt, dass sich Spaß und Präventionsarbeit gut miteinander verbinden lassen“, sagte AWO-Sozialdienstleiterin Danijela Dragun.
Laudatorin Lisa Peppler, Wissenschaftlerin am Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin, würdigte das Konzept, bei dem „Wissensvermittlung, Gemeinschaftsgefühl, Bewegung und Gesundheitsförderung“ verknüpft werden würden. Es sei wissenschaftlich belegbar, so Peppler, dass solche Aktivitäten „für die soziale und emotionale Entwicklung essentiell“ seien.
Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werden
Die verschiedenen Lebensmodelle und Religionszugehörigkeiten der Mitarbeiter berücksichtigt auch der zweite Preisträger des Abends, das Klinikum der Stadt Ludwigshafen, ein Krankenhaus mit 1.000 Betten und rund 1.800 Pflegekräften. „Für ein Haus unserer Größe ist es nicht immer einfach, den Bedürfnissen einer immer diverseren Belegschaft gerecht zu werden“, so Anne-Marie Engler, Teamleiterin Personalentwicklung. „Doch dank des Engagements der Mitarbeiter konnte eine Strategie entwickelt werden, in der auch individuelle Anliegen Gehör finden“.
Als „Projekt mit Leuchtturmcharakter für die Gesundheit der Pflegekräfte“, bezeichnete die Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Claudia Moll, das von der Klinik initiierte Projekt „Wir leben Vielfalt“. Die Politik könne einen Beitrag dazu leisten, Arbeitsbedingungen zu verbessern, doch es brauche auch das Engagement der Mitarbeiter, so Moll. „Ein wichtiger Bestandteil in der Pflege sind Fachkräfte aus dem Ausland. Wir werden sie langfristig aber nur halten können, wenn wir sie gut begleiten und auf allen Ebenen willkommen heißen.“ Diese und viele weitere Maßnahmen habe das Klinikum der Stadt Ludwigshafen umgesetzt, lobte die Vertreterin der Bundesregierung.
Spezialisierung auf geschlechter- und kultursensible Betreuung
Der dritte Preisträger, der Mannheimer Pflegedienst „Pflege im Quadrat“, hat sich auf eine „geschlechter- und kultursensible Betreuung“ spezialisiert. Um diesen Ansatz auch bei den 360 Mitarbeitern in insgesamt sechs Filialen zu verankern, trifft sich das Pflegepersonal jedes Jahr zum Diversity-Day. Führungskräfte erhalten Schulungen, die für einen vielfaltsbewussten Austausch sensibilisieren. So entstehe eine Atmosphäre, „in der nicht nur die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen berücksichtigt werden, sondern auch die Diversität der Pflegepersonen anerkannt wird“, erklärte Laudatorin Jana Luntz, Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerates. Luntz fügte hinzu: „Pflege im Quadrat“ erbringe nicht nur „außergewöhnliche Leistungen in der Pflege“, sondern sei auch ein ausgezeichnetes Beispiel für Inklusion und eine Atmosphäre des Verständnisses.
Gründer und Geschäftsführer Panajotis Neuert erzählte, dass Mitarbeiter, die zuvor schon in bis zu 20 Betrieben gearbeitet haben und dort teilweise aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt wurden, ihm gesagt hätten: „Auf diesem Arbeitsplatz fühle ich mich wohl, hier darf ich sein wie ich bin.“ Fabian Klenk, Diversity-Beauftragter von „Pflege im Quadrat", bedankte sich am Ende der Gala: „Wir finden es toll, dass die AOK das Thema Diversity mit Betrieblicher Gesundheitsversorgung verbindet.“
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