Pflege-Guides schützen Erwerbstätige vor Überlastung
Beruf und Pflege lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Betriebliche Pflege-Guides können in dieser Situation Orientierung bieten, um die Beschäftigten zu entlasten. Die Kosten der Qualifizierung für diese Funktion übernehmen die AOKs Rheinland/Hamburg und NordWest – und helfen damit, eine pflegesensible Unternehmenskultur zu entwickeln.
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Allein in Nordrhein-Westfalen kümmern sich schätzungsweise eine halbe Million erwerbstätige Menschen um ihre pflegebedürftigen Angehörigen. Unternehmen können einiges tun, um ihre Beschäftigten in dieser Situation vor Überlastung zu schützen. Die AOK Rheinland/Hamburg und die AOK NordWest unterstützen Arbeitgeber in der Förderung einer pflegesensiblen Unternehmenskultur, indem sie Qualifizierungen zum „Betrieblichen Pflege-Guide“ anbieten. Die Qualifizierungen sind Teil des Landesprogramms NRW „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“. Die Kosten für das Landesprogramm würden hierbei von den Pflegekassen in NRW und der Landesregierung getragen, erklärt Maik Vonau, Fachbereichsleiter HKP & Pflege AOK NordWest.
Betriebliche Pflege-Guides geben den Kolleginnen und Kollegen erste Orientierung im Umgang mit der Pflegesituation und leiten Informationen über externe Hilfs- und regionale Beratungsnetze weiter. Sie informieren über Vereinbarkeitsangebote im Unternehmen, geben einen Überblick über gesetzliche Regelungen und unterstützen pflegende Beschäftigte bei individuellen Lösungen zum Aufbau eines tragfähigen Pflegearrangements im privaten Umfeld. Pflege-Guides sind eingebunden in die Strukturen des innerbetrieblichen Gesundheitsmanagements und der Personalpolitik.
Fast 900 Pflege-Guides qualifiziert
Die Pflege-Guide-Qualifizierung ist für die Teilnehmenden und Betriebe kostenfrei und besteht aus einem zweistündigen Online-Seminar, gefolgt von zwei ganztägigen Veranstaltungen in Präsenz. „Die Pflegekassen sind seit Jahren in der Pflegeberatung tätig und unterstützen nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern stehen auch den pflegenden Angehörigen zur Seite. Dabei gehört die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu den Zielen, die wir mit Priorität verfolgen“, erklärt Pia te Heesen, Referentin Prävention und Selbsthilfe bei der AOK Rheinland/Hamburg. „Zusätzlich leisten wir mit der Qualifizierung zum Betrieblichen Pflege-Guide einen wichtigen Beitrag zum Thema Fachkräftesicherung in Betrieben in NRW,“ ergänzt Christian Schulze-Bockholt, Spezialist Pflege und Prävention von der AOK NordWest.
Im Jahr 2025 finden insgesamt 21 Qualifizierungstermine an 15 verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen statt. Bisher haben 871 Menschen aus 466 Unternehmen an der Qualifizierung zum Betrieblichen Pflege-Guide teilgenommen. Eine von ihnen ist Claudia Prinz, die in der Bäckerei Evertzberg im Großraum Wuppertal arbeitet. Sie ist für rund 140 Kolleginnen und Kollegen Ansprechpartnerin bei Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. „Unser Anliegen ist, dem Mitarbeiter zu helfen, damit er sich wohl fühlt und im besten Fall bei uns bleibt“, begründet sie ihr Engagement als Pflege-Guide.
„Betriebliche Pflege-Guides sind ein Baustein einer pflegesensiblen Unternehmenskultur.“
Beraterin Gesundheitsmanagement beim BGF-Institut in Köln
Unternehmen und Beschäftigte profitieren
Von der Arbeit der Pflege-Guides profitieren sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten, betont Inga Daniels, Beraterin Gesundheitsmanagement beim BGF-Institut in Köln. Das BGF-Institut übernimmt die Pflege-Guide-Qualifizierungen für die AOK Rheinland/Hamburg. Für die AOK NordWest werden die Qualifizierungen durch die Familienbildungsstätten im Münsterland sowie durch die katholische Erwachsenen- und Familienbildung im Erzbistum Paderborn sichergestellt.
In fast allen Branchen heiße es stärker denn je, sich als Unternehmen für die Mitarbeitenden interessant zu machen, um gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden. „Betriebliche Pflege-Guides sind ein Baustein einer pflegesensiblen Unternehmenskultur und können einen wesentlichen Beitrag leisten diese auszubauen und zu verstetigen“, so Daniels. Mit einer pflegesensiblen Unternehmenskultur könne die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gelingen. Dies stärke die Bindung der Beschäftigten an den Betrieb, reduziere die Fehlzeiten und fördere ein positives Arbeitsklima. Die AOK verfolge mit der Qualifizierung von Pflege-Guides das Ziel, pflegende Beschäftigte dabei zu unterstützen, ein tragfähiges Pflegearrangement zu Hause aufzubauen. „Die Gedanken und Konzentration können dann ruhigen Gewissens ganz auf der Arbeit liegen“, so die Expertin des BGF-Instituts. Maik Vonau ergänzt: „Dieses Erfolgsmodell wollen wir auch für die Region Schleswig-Holstein übertragen. Daher ist es uns gelungen, zusammen mit der Landesregierung von Schleswig-Holstein das Thema Pflege-Guide in die Landespflegestrategie aufzunehmen.“
Rahmenbedingungen sorgen für Verstetigung
Damit Pflege-Guides auf Dauer wirksam werden können, empfiehlt Inga Daniels, dass sich Unternehmen Gedanken machen, warum sie sich für eine pflegesensible Unternehmenskultur entscheiden und welche ihrer Beschäftigten sie zum Pflege-Guide qualifizieren lassen wollen. Geeignet seien Menschen, die neben einem Interesse für das Thema und einer guten Vernetzung im Unternehmen Vertrauen bei den Kollegen und Kolleginnen genössen. Der Betriebs- oder Personalrat solle bei der Gestaltung von Vereinbarkeit von Beruf und Pflege einbezogen werden. Auch sollten Unternehmen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Pflege-Guides festlegen und die Aufgaben klar definieren, betont Daniels. Neben den zeitlichen Voraussetzungen sollten den Pflege-Guides geeignete Räumlichkeiten für die vertrauensvollen Gespräche mit den hilfesuchenden Mitarbeitenden zur Verfügung stehen. Die Rolle der Pflege-Guides sollte im Unternehmen flächendeckend und regelmäßig kommuniziert werden. So könnten sowohl die Beschäftigten als auch die Führungskräfte, sowie andere Gremien – wie beispielsweise das Betriebliche Gesundheitsmanagement oder die Gleichstellungsbeauftragte – über das Angebot Bescheid wissen und bei Bedarf darauf verweisen.
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