Interview Prävention

Bewegung ist das Mittel der Wahl gegen Rückenschmerzen

07.03.2025 Claudia Schmid 4 Min. Lesedauer

Rückenschmerzen sind in Deutschland eines der häufigsten Gesundheitsprobleme mit insgesamt hohen Ausfallzeiten und Kosten. Menschen, die zu schwer heben, zu viel sitzen oder sich zu wenig bewegen, spüren das dann meist deutlich im Kreuz. Anlässlich des Tages der Rückengesundheit am 15. März erläutert Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband, was hinter den meisten Rückenproblemen steckt und was Betroffene selbst dagegen tun können.

Eine Frau sitzt auf der Couch und hält sich ihren schmerzenden Rücken.
Für 2020 beziffert das Statistische Bundesamt die Krankheitskosten für Rückenschmerzen auf 11,6 Milliarden Euro.

Fast ein Drittel (32,6 Prozent) der Gesamtbevölkerung Deutschlands war im Jahr 2022 mit Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung, so eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Und eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes aus dem Jahr 2024 ergab, dass 81 Prozent der Befragten mindestens einmal Rückenschmerzen gehabt haben. Für das Jahr 2020 beziffert das Statistische Bundesamt die Krankheitskosten für Rückenschmerzen auf 11,6 Milliarden Euro.

Foto: Dr. Camilla von Münchhausen, Ärztin im AOK-Bundesverband
Dr. Camilla von Münchhausen ist Ärztin im AOK-Bundesverband.

Das sind sehr hohe Zahlen, Frau Dr. von Münchhausen. Was kann getan werden, um diese zu senken?

Dr. Camilla von Münchhausen: Rückenschmerzen können aus vielfältigen Gründen auftreten, daher lässt sich das nicht pauschal so sagen. Der größte Anteil der Rückenschmerzen ist unspezifisch hat also keine eindeutigen Ursachen. Solche Rückenschmerzen lassen sich durch regelmäßige Bewegung teilweise vermeiden oder zumindest lindern. Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen für Bauch-, Rücken-, Rumpf- und Beckenmuskulatur sowie Dehnübungen haben sich hier bewährt. Doch auch schon regelmäßiges Spazierengehen tut dem Rücken gut. Bewegung kann einfach in den Alltag integriert werden, etwa in der Mittagspause spazieren gehen, Wege möglichst zu Fuß oder per Fahrrad zurücklegen oder Treppensteigen statt Aufzugfahren.

Dennoch fällt es vielen schwer, sich regelmäßig aktiv um ihre Rückengesundheit zu kümmern, obwohl die meisten wissen, dass es ihnen helfen würde. Was empfehlen Sie?

von Münchhausen: Wem es schwerfällt, dranzubleiben, hilft es vielleicht, sich mit anderen zum Sport zu verabreden oder Gesundheitskurse an festen Terminen zu besuchen. Unterstützung bieten auch niedrigschwellige Angebote, wie der AOK-Rückentrainer. Das ist ein kostenloses Online-Trainingskonzept, mit dem der Rücken in sechs Wochen gezielt gestärkt werden kann.

Rückenschmerz-Geplagte neigen dazu, sich zu schonen – aus Angst vor Schmerzen. Sie befürchten, dass schon einfache Bewegungen ihr Leiden verschlimmern. Schonhaltungen und Bewegungsmangel verstärken jedoch die Beschwerden und erhöhen das Risiko, dass die Rückenschmerzen chronisch werden. Das ist dann eine dauerhafte Belastung für die Betroffenen. Rückenschmerzen, die länger als drei Monate anhalten, gelten als chronisch.

„Psychische Belastungen, zu viel Stress, Ängste oder Depressionen können auch anhaltende Schmerzen verursachen oder schmerzverstärkend wirken.“

Dr. Camilla von Münchhausen

Ärztin im AOK-Bundesverband

Nicht immer haben Rückenschmerzen körperliche Ursachen. Welche anderen Gründe gibt es noch?

von Münchhausen: Psychische Belastungen, zu viel Stress, Ängste oder Depressionen können auch anhaltende Schmerzen verursachen oder schmerzverstärkend wirken. Manche Menschen reagieren beispielsweise auf Stress mit einer angespannten Muskulatur. Die ständige Anspannung begünstigt dann die Rückenschmerzen. Eine psychische Ursache für Kreuzschmerzen ziehen manche Menschen aber erst in Betracht, wenn sich trotz gezielter Rückenübungen oder einer physiotherapeutischen Behandlung nichts bessert. Regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken können hier Linderung bringen und zum Stressabbau beitragen.

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Wann sollten Rückenbeschwerden ärztlich abgeklärt werden?

von Münchhausen: Zwar steckt hinter Rückenbeschwerden selten eine ernsthafte Erkrankung, dennoch gibt es konkrete körperliche Auslöser für Rückenschmerzen. Das können etwa eine Verengung des Wirbelkanals oder ein Bandscheibenvorfall sein. Entzündungen, Verletzungen, Verschleißerscheinungen kommen ebenfalls als Ursache infrage. Dann handelt es sich um spezifische Rückenschmerzen. Ärztlich abklären sollten Betroffene Beschwerden wie Lähmungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Beinen, Kreuzschmerzen nach einem Unfall oder Rückenbeschwerden, die mit Fieber verbunden sind.

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