Artikel Prävention

Besser vorbereitet auf die nächste Pandemie

17.01.2024 Tina Stähler 4 Min. Lesedauer

Die Corona-Pandemie hat Deutschland vor fast genau vier Jahren kalt erwischt. Umso wichtiger ist es, künftig besser vorbereitet zu sein. Gemeinsam mit zwölf Partnern aus sechs Ländern hat das Universitätsklinikum Jena damit begonnen, eine europäische Forschungsplattform aufzubauen. So soll eine Pipeline zur Entwicklung antiviraler Wirkstoffe entstehen.

Foto: Illustration zum Thema Viren und Forschung.

Die Covid-19-Pandemie hat vor Augen geführt, welche immensen Auswirkungen das Auftreten oder die Rückkehr gefährlicher Viren haben. „Am gefährlichsten für das einzelne Individuum sind derzeit sicherlich die von der Weltgesundheitsorganisation gelisteten Viren mit epidemischem Potenzial, wie Lassa oder Nipah", erklärt Prof. Dr. Rainer König vom Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena. „Zusätzlich halten viele in unserem Konsortium Influenza ebenfalls für kritisch, speziell, wenn ein Vogelgrippentyp auf den Menschen übergeht." 

Im Projekt „Antivirus Pandemic Preparedness PLatform" (APPEAL), das die Uniklinik Jena mit zwölf internationalen Projektpartnern wie dem Institut Pasteur Paris sowie dem Imperial College London durchführt, geht es „nicht um eine bessere klinische Versorgungsstruktur", wie Konsortiumsleiter König betont. „Wir wollen technisch vorbereitet sein, dass wir, wenn klar ist, was das nächste – eine Pandemie bedingende – Virus ist, zügig eine Pipeline bereitstellen können, mit der Targets und die dazugehörigen Wirkstoffe ermittelt werden können." Das Projekt wird von der Europäischen Union und Großbritannien mit insgesamt 8,1 Millionen Euro gefördert und läuft bis Ende 2028.

Impfungen und antivirale Medikamente bildeten die wesentlichen Säulen der weltweiten Pandemie-Vorsorge, müssten aber wegen der genetischen Wandelfähigkeit von Viren stetig angepasst werden, so das Forscherteam aus Jena. „Wir wollen eine Forschungsplattform aufbauen, die rechnerisch und experimentell geeignete Zieleiweißstoffe und deren Signalwege in den Wirtszellen identifiziert. Entsprechende Wirkstoffkandidaten werden im Labor und im Tierversuch getestet und der beste davon im Rahmen einer klinischen Pilotstudie validiert“, beschreibt König das Forschungsprogramm.

„Unsere Pipeline soll einen Beitrag leisten, um schnell und wirksam auf die Ausbreitung neu oder wieder auftretender gefährlicher Virusinfektionen reagieren zu können.“

Prof. Dr. Rainer König

Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena

Die Zusammenarbeit der 13 Projektpartner ist komplex. So würden in Jena und Greifswald bereits vorhandene sowie neu generierte Daten ausgewertet werden, um eine zunächst größere Liste von circa tausend bis zweitausend Kandidaten-Genen zusammenzustellen, erläutert König. Die Forschung gehe dann an Orten wie Heidelberg, Frankfurt, Montpellier und Lyon weiter, inklusive Wirkstoffsuche in Barcelona und London sowie Labortests in Frankfurt, Lyon und Montpellier. „Unsere Pipeline soll einen Beitrag leisten, um schnell und wirksam auf die Ausbreitung neu oder wieder auftretender gefährlicher Virusinfektionen reagieren zu können", macht König deutlich.

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