Artikel Prävention

Gesünder im Homeoffice – Forscher zeigen Vorteile mobiler Arbeit auf

29.05.2024 Thorsten Severin 4 Min. Lesedauer

Die Arbeit im Homeoffice ist seit der Corona-Pandemie in den meisten Unternehmen geübte Praxis. Eine Umfrage von Konstanzer Wissenschaftlern bestätigt einmal mehr: Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Anders als häufig suggeriert, sind bislang nur 22 Prozent der Betriebe zu einer verstärkten Präsenzpflicht zurückgekehrt. In diesen Betrieben berichten Mitarbeitende wesentlich häufiger von erheblichen gesundheitlichen Problemen.

Foto: Ein Mann sitzt am Eßtisch und notiert etwas, vor ihm ein Laptop.
Ergebnis der Studie: Nach wie vor wünschen sich Menschen mit Bürotätigkeiten, dass sie 2,8 Tage von zuhause arbeiten können.

Seit Beginn der Coronapandemie 2020 untersucht das Future of Work Lab an der Universität Konstanz die Einstellung von Erwerbstätigen, Führungskräften und Unternehmen zum Homeoffice. Das Team unter der Leitung des Organisationsforschers Professor Florian Kunze richtet seinen Blick etwa darauf, wie sich mobiles Arbeiten und das Arbeiten im Homeoffice auf das Engagement, die Produktivität oder emotionale Erschöpfung auswirken. Bei der jüngsten Erhebung im April wurden 1.023 Beschäftigte befragt, von denen 476 Führungsverantwortung tragen.

Wunsch nach Homeoffice auf hohem Niveau

„Mitarbeitende mit Präsenzpflicht beklagen fast doppelt so häufig Belastungs- und Erschöpfungssymptome. Gleichzeitig stellen sie bei sich selbst kaum einen leistungssteigernden Einfluss der Präsenzarbeit fest“, fasst Kunze die jüngsten Erkenntnisse zusammen. „Das sollten Unternehmen bei der Entscheidung, ob eine Rückkehr zur Präsenzpflicht umgesetzt wird, unbedingt mit in den Blick nehmen.“ Konkret litten von den Mitarbeitenden mit Präsenzpflicht 38 Prozent unter emotionaler Erschöpfung, von den in den eigenen vier Wänden 21 Prozent.

Im Vergleich zu den vergangenen Befragungen ist der Wunsch nach Homeoffice leicht rückläufig, allerdings auf einem generell hohen Niveau. Nach wie vor wünschen sich Menschen mit Bürotätigkeiten, dass sie 2,8 Tage und damit mehr als die Hälfte ihrer wöchentlichen Arbeitszeit von zuhause arbeiten können. Befragte mit Führungsverantwortung hingegen sehen 2,5 Tage als genug an. Ein Drittel der Führungskräfte hält eine stärkere Präsenzpflicht für sinnvoll, während nur etwa ein Fünftel der Angestellten ohne Führungsverantwortung eine solche Regelung befürwortet. Eine große Lücke zwischen beiden Gruppen klafft auch bei der Frage, ob im Homeoffice effiziente Prozesse sichergestellt werden können: 31 Prozent der Führungskräfte sehen das kritisch, von den übrigen Beschäftigten sind es mit 15 Prozent nicht mal halb so viele. 43 Prozent der Vorgesetzten sind der Ansicht, dass durch Homeoffice und mobiles Arbeiten die Kommunikation im Team leidet, von den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sehen das nur 31 Prozent so.

Für die Unternehmen komme es nun darauf an, „sowohl auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen als auch betriebswirtschaftliche Perspektiven der Führungskräfte zu berücksichtigen und diese nicht gegeneinander auszuspielen“, schreiben die Konstanzer Experten.

Arbeiten von zuhause bringt Autonomie

Das Homeoffice ist seit der Corona-Pandemie immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten. Klar ist: Das Arbeiten von zuhause – und damit im ganz persönlichen Umfeld – bringt mehr Autonomie mit sich, Arbeitsabläufe können freier gestaltet werden. Doch Experten verweisen zugleich darauf, dass jenseits der höheren Selbstbestimmung auch gesundheitliche Gefahren im Homeoffice lauern können.

So stellt Flexibilität zwar eine wichtige Ressource dar, doch wer sich schlecht selbst strukturieren und nicht gut für seine Gesundheit sorgen kann, für den bedeutet mobiles Arbeiten eventuell zusätzlichen Stress. Der wiederum kann ein Auslöser für den verstärkten Konsum von Alkohol oder Zigaretten sein. Gut organisierte Menschen wiederum neigen Experten zufolge dazu, es im Homeoffice mit dem Arbeiten zu übertreiben und so die eigene Gesundheit zu gefährden.

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