Interview Versorgung

Klinikum will mit Bodycams Personal schützen

21.03.2025 Barbara Huhn 3 Min. Lesedauer

Das Klinikum Dortmund will als erste Klinik in Deutschland Bodycams für seine Beschäftigten einführen. Warum, mit welchem Ziel und wo genau, erläutert Michael Kötzing, Arbeitsdirektor des Klinikums Dortmund, im Gespräch mit G+G.

Eine Person in Arztkittel mit Gesichtsmaske, Haube und Handschuh. Sie streckt die Hand entgegen und symbolisiert Stopp.
Gewalttaten am medizinischem Fachpersonal werden immer häufiger. Bodycams sollen die Angestellten schützen.
Porträt: Michael Kötzing, Arbeitsdirektor des Klinikums Dortmund
Michael Kötzing ist Arbeitsdirektor des Klinikums Dortmund.

Herr Kötzing, warum Bodycams? Das kennt man ja eher von Polizeieinsätzen auf einer Demo.

Michael Kötzing: Die Zahl der Gewalttaten und Angriffe auf das Personal in deutschen Krankenhäusern ist gestiegen – leider auch an unserem Klinikum. Die Kameras am Körper sollen in erster Linie deeskalierend wirken und zweitens mögliche Übergriffe auf die Beschäftigten dokumentieren. Die Zunahme belegte zuletzt auch eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wonach 73 Prozent der befragten Krankenhäuser angaben, dass Übergriffe in ihren Häusern in den vergangenen fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) zugenommen haben. Nur vier Prozent hatten weniger Gewalt erfahren. Der Respekt gegenüber medizinischem Personal nimmt offenbar immer mehr ab. Das ist einer der Hauptgründe.

Wo sollen die Bodycams zum Einsatz kommen?

Kötzing: Vor allem am Empfang der Notaufnahmen. Dort kommt es zu besonders vielen Übergriffen. Auch in der genannten Umfrage bezeichnete die Hälfte der Kliniken die Notaufnahme als besonders belasteten Bereich.

Was versprechen Sie sich davon?

Kötzing: Wir erhoffen uns von den Bodycams Prävention und Deeskalation. Polizei und Ordnungsdienst der Stadt machen die Erfahrung, dass das hilft. Allein aus finanziellen Gründen kann das Klinikum nicht so viel Sicherheitspersonal beschäftigen, dass alle Bereiche rund um die Uhr abgedeckt sind. Für uns ist diese Maßnahme ein weiterer wichtiger Schritt, um die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten und die Zahl an Gewalttaten zu reduzieren.

Foto: Ein Patient mit blutigem Gesicht und Verbänden geht auf Klinikpersonal los.
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Wie soll das denn in der Praxis aussehen?

Kötzing: Eingeschaltet werden die Kameras ausschließlich, wenn eine Situation droht zu eskalieren – nicht in vertraulichen Situationen, wie etwa während einer medizinischen Behandlung. Der Einsatz der Kamera muss in jedem Fall deutlich angezeigt beziehungsweise erkennbar angekündigt werden. Die aufgezeichneten Übergriffe werden in der Regel zur Anzeige gebracht und haben beweissichernde Wirkung. Dann können solche Vorfälle beispielsweise zu einem Hausverbot führen, von dem nur medizinische Notfälle ausgenommen wären.

Ist die Kamera Pflicht?

Kötzing: Nein, die Nutzung ist freiwillig. Jeder Mitarbeitende kann selbst darüber entscheiden, ob er sie einsetzen will oder nicht und wann er sie einschaltet.

Wann soll es losgehen?

Kötzing: Wir stehen noch ganz am Anfang eines Prozesses. Viele Fragen sind noch offen. Im Moment prüfen unserer eigenes Justiziariat und eine externe Rechtsanwaltskanzlei unser Vorhaben – unter anderem wegen des Datenschutzes. Danach müssen die Details für den Einsatz entwickelt werden. Der Betriebsrat ist in den Prozess eingebunden und unterstützt das Projekt. Geplant ist jedenfalls, dass die Bodycams im Laufe dieses Jahres in den drei Notaufnahmen Nord, Mitte und der Kinderklinik testweise eingeführt werden; einen näheren Termin gibt es noch nicht. Wir werden danach überprüfen und feststellen, ob es funktioniert oder nicht. Aber der Versuch ist es uns wert.

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