Zocken fürs Wohlbefinden
Videospiele machen Spaß, können von Schmerzen ablenken und so die Genesung fördern. Im größten Kinderkrankenhaus Schottlands in Glasgow gibt es darum seit einigen Monaten einen hauptberuflichen Videospieler. Steven Mair heißt der frisch gebackene „Gamer in Residence“.


Was sind Ihre Aufgaben als „Gamer in Residence”?
Steven Mair: Meine Hauptaufgabe ist tatsächlich, mit unseren jungen Patienten Videospiele zu spielen und sicherzustellen, dass sie einen Mitspieler haben, wenn sie einen brauchen. Ich koordiniere auch unsere ehrenamtlichen Mitspieler, die einmal pro Woche ins Haus kommen, und versuche, weitere Ehrenamtler zu gewinnen. Außerdem kümmere ich mich um die Spielkonsolen, die wir mithilfe von Spenden angeschafft haben, und löse technische Probleme, wenn welche auftreten. Und nicht zuletzt bin ich für unsere Fundraising-Kampagne zuständig, die Gamer aus Schottland und anderen Ländern dazu aufruft, unser Spieleprogramm zu unterstützen.
Was ist für Sie das Wichtigste an Ihrer Tätigkeit?
Mair: Zu sehen und von den Familien unserer Patientinnen und Patienten zu hören, wie sehr dieses Angebot und das Spielen den Kindern helfen. Einige haben gesagt, sie hätten ihr Kind zum ersten Mal seit seiner Operation wieder lächeln sehen, als ich kam, um mit ihm sein Lieblingsspiel zu spielen. Das ist einfach unbezahlbar.
Wie ist Ihr Job entstanden? Und wie wird er finanziert?
Mair: Im Frühjahr 2023 hat der Förderverein des Krankenhauses, die „Glasgow Children’s Hospital Charity“, die Aktion „Games for the Weans“ gestartet. „Weans“ ist das schottische Wort für „Kind“. Mit dieser Spendenaktion sollten Verbindungen zu Gamern in Schottland geknüpft werden, um mithilfe von Spenden die Videospiel-Ausstattung im Krankenhaus zu verbessern. Die Resonanz war unglaublich. Die gesammelten Gelder überstiegen bei weitem das, was wir für möglich gehalten hatten. Also haben wir größer gedacht und beschlossen, einen echten Gamer im Kinderkrankenhaus zu finanzieren, der mit den Kindern spielt. Und ich hatte das große Glück, dass mir diese Aufgabe angeboten wurde. Meine Stelle wird über unsere Spendenaktion finanziert. Eine große Hilfe sind auch zwei großartige Partner aus der Spieleindustrie und die amerikanische Wohltätigkeitsorganisation Child's Play, die Kinderkrankenhäuser auf der ganzen Welt unterstützt.
Was macht Ihnen am meisten Freude bei Ihrer Arbeit?
Mair: Die Reaktionen der Familien und der Kinder – die sind unglaublich positiv. Mir persönlich macht es auch Freude, den Kindern die Spiele beizubringen, mit denen ich aufgewachsen bin. Die Glasgow Children's Hospital Charity ist eine außergewöhnliche Organisation, und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, unterstützen mich sehr. Die Videospielzeiten werden übrigens in den klinischen Zeitplan der Kinder integriert und um Bausteine wie Schulunterricht, Bastelangebote und „traditionelles“ Spielen ergänzt. Auch darum kümmert sich der Förderverein.
„Einige Familien haben gesagt, sie hätten ihr Kind zum ersten Mal seit seiner Operation wieder lächeln sehen.“
„Gamer in Residence”
Welche Spiele sind denn besonders beliebt? Und was ist Ihr Lieblingsspiel?
Mair: Mein Lieblingsspiel ist im Moment Rocket League. Das ist zwar anfangs etwas schwierig zu verstehen, aber macht sehr viel Spaß. Sehr beliebt bei den Kindern sind Fußball, Minecraft und Mario Kart. Was mir an allen diesen Spielen gefällt, ist, dass man dabei kooperiert: Die Kinder und ich können zusammen im selben Team spielen oder Rennen fahren oder gemeinsam etwas bauen. Bei der Auswahl der Spiele orientieren wir uns an den Altersempfehlungen des europäischen Bewertungssystems PEGI (Pan European Game Information). Die Spiele, die wir mit den Kindern spielen, sind immer auf die entsprechenden Altersgruppen abgestimmt.
Welche Qualifikationen braucht man für Ihren Job?
Mair: Man muss wissen, wie man mit Kindern arbeitet. Man muss die Abläufe in einem Kinderkrankenhaus kennen. Man muss sich natürlich mit Videospielen auskennen und man sollte Erfahrungen im Fundraising haben. Außerdem muss man mit seinen eigenen Emotionen umgehen können. Ich verbringe ja viel Zeit mit den Patientinnen und Patienten, die zum Teil sehr krank sind. Meine Aufgabe besteht darin, ihnen in der Zeit, die ich mit ihnen verbringe, ein wenig Freude zu bereiten.
Mitwirkende des Beitrags
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