Regionale Unterschiede – Bericht zeigt Defizite bei Gesundheitsversorgung auf
Egal ob Krankenhäuser, Hausärzte oder Pflegeeinrichtungen – bei der Gesundheitsversorgung besteht in vielen Regionen Deutschlands ein großer Verbesserungsbedarf. Das zeigt der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung, für den erstmals die Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger zu den Lebensbedingungen in allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten erfasst wurden.
Gleichwertige Lebensverhältnisse sind ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Immerhin zeigen die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Studie, dass es bei der Annäherung der Regionen etwa bezüglich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der Arbeitslosenquote, der Lebenserwartung oder auch im Bereich der medizinischen Versorgung Fortschritte gibt. Doch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) musste bei der Vorstellung gleichzeitig einräumen, „dass viele Regionen weiterhin vor großen Herausforderungen stehen“.
41 Prozent der Bürger sehen eine Verschlechterung der Versorgung
Auf die Frage, wie sich die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat, gaben 41 Prozent der Bürgerinnen und Bürger an, dass sich die Lage verschlechtert habe und lediglich fünf Prozent sahen eine Verbesserung. In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen nahmen weitaus mehr Menschen (47 Prozent) eine Verschlechterung wahr als in urbanen Räumen. Allerdings spüren die Bewohner auch hier einen Abwärtstrend (kreisfreie Großstadt: 37 Prozent, städtischer Kreis: 39 Prozent).
Bundesweit sind lediglich 44 Prozent der Befragten der Ansicht, dass genügend grundversorgende Fachärztinnen und Fachärzte zur Verfügung stehen. Die ostdeutschen Kreise weisen hier mehrheitlich unterdurchschnittliche Zustimmungswerte auf. Überhaupt fällt die Einschätzung in ländlichen Regionen weitaus negativer aus, während sich in Großstädten und ihrem Umland eine überdurchschnittliche Zufriedenheit zeigt. Die Versorgung mit Krankenhäusern in der Region wird nur von 61 Prozent als gut eingeschätzt. In Großstädten und ihren Umlandkreisen ist die Zufriedenheit auch hier größer als in dünn besiedelten Gebieten.
Nicht zuletzt bei der Erreichbarkeit medizinischer und pflegerischer Einrichtungen zeigen sich deutliche Differenzen: In Städten sind diese Häuser grundsätzlich besser ansteuerbar. In ländlichen Kreisen ohne städtische Zentren in der näheren Umgebung gibt es im Schnitt die weitesten Wege zur nächsten Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung. In dünn besiedelten Regionen ist die Fahrtzeit mit zehn Minuten doppelt so lang wie in Großstädten.
Immer weniger Hausärzte
Für die meisten Menschen ist die Versorgungsdichte mit Hausärztinnen und Hausärzten ein wichtiges Element bei der Bewertung ihrer Lebensverhältnisse. Die Mediziner nehmen letztlich eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung ein, indem sie meist erster Anlaufpunkt bei Beschwerden sind und häufig ganze Familien durchs Leben begleiten. Der Bericht verweist darauf, dass die Ansiedlung der Hausärzte im Rahmen der kassenärztlichen Bedarfsplanung durch die Vergabe von Zulassungen erfolgt. „Aufgrund des demografischen Wandels kann es künftig nach dem altersbedingten Ausscheiden von Medizinerinnen und Medizinern zu Unterversorgungen kommen, wenn Zulassungen aus Gründen fehlender Praxisnachfolgen offenbleiben“, schreiben die Autoren.
Noch kann laut Bundesregierung „von einer guten hausärztlichen Versorgung gesprochen werden“. Bei der Versorgungsdichte gibt es aber wiederum deutliche regionale Unterschiede. In Teilen von Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stellt sich die Versorgung im Vergleich zu den anderen Regionen etwas schlechter dar. Im Mittel kamen auf eine Hausärztin/einen Hausarzt dem Gleichwertigkeitsbericht zufolge im Jahr 2022 1.645 Einwohnerinnen und Einwohner – ein Plus von sieben Prozent.
Regierung will Unterschiede ausgleichen
Die Regierung bekennt sich in dem Bericht dazu, dass die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und flächendeckenden Gesundheitsversorgung ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge und entscheidend für die Stärkung gleichwertiger Lebensverhältnisse sei. Unter anderem ziele das geplante Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz darauf ab, die ambulante regionale Versorgung voranzubringen. Mit der Krankenhausreform sei zudem beabsichtigt, Behandlungsqualität und Effizienz zu steigern und die medizinische Versorgung überall zu gewährleisten. Unions-Politiker kritisierten, der Gleichwertigkeitsbericht stelle der Bundesregierung „ein denkbar schlechtes Zeugnis“ aus. Eine gute medizinische Versorgung sei notwendig – ebenso wie eine gute kommunale Infrastruktur, kulturelle Vielfalt und ein Mindset, „dass das Leben im ländlichen Raum nicht nur geduldet, sondern unterstützt wird“, unterstrich der CDU-Parlamentarier Henning Otte.
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