Kassendefizit weiter gewachsen
Insgesamt beläuft sich das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen laut der vorläufigen Finanzergebnisse(KV 45) des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) nach den ersten neun Monaten des Jahres auf etwa 3,7 Milliarden Euro. Die Reserven der derzeit 95 Kassen bezifferte das Ministerium auf 4,7 Milliarden Euro. Sie liegen mit 0,17 Monatsausgaben damit unter halb der gesetzlichen Vorgabe von 0,2 Monatsausgaben.
34 Krankenkassen mussten nach Angaben des BMG aufgrund der Ausgabenentwicklung ihren Zusatzbeitrag unterjährig erhöhen. Der tatsächlich erhobenen durchschnittliche ZUsatzbeitrag lag demnach im November bei 1,83 Prozent, deutlich höher als die vom BMG 2023 noch ausgegebene Marke von 1,7 Prozent.
Als Gründe für das Minus führte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach insbesondere „den inflationsbedingten hohen Anstieg für Personal und medizinische Leistungen an". Aufgrund ineffizienter Strukturen, deren Reformierung in den vergangenen zehn Jahren versäumt worden sei, sei ein weiterer Grund. Kostentreiber seien vor allem die Ausgaben für Krankenhaus-Behandlungen und mangelnde Prävention. Lauterbach verwies auf die Reformbemühungen der geplatzten Ampel. „Um die GKV-Finanzen zu stabilisieren, haben wir daher fundamentale Strukturreformen im Gesundheitswesen angestoßen. Digitalisierung, Krankenhausreform und Maßnahmen zur Herzgesundheit werden die Kosten stabilisieren."
Der AOK-Bundesverband hatte schon frühzeitig vor zu hohen Kosten infolge der Reformpolitik Lauterbachs und der Ampel gewarnt. Vorstandschefin Dr. Carola Reimann natte ihn „den teuersten Gesundheitsminister aller Zeiten“.
- AOK: - 1,0 Milliarden Euro
- Ersatzkassen: - 1,3 Milliarden Euro
- Betriebskrankenkassen: - 859 Millionen Euro
- Innungskrankenkassen: - 409 Millionen Euro
- Knappschaft-Bahn-See: - 52 Millionen Euro
- Landwirtschaftliche Krankenversicherung (außerhalb RSA): - 8 Millionen Euro
Die Leistungsausgaben stiegen nach Ministeriumsangaben im Jahesvergleich um 7,8 Prozent beziehungsweise 16,7 Milliarden Euro. Die Kosten für Klinikbehandlungen wuchsen um 7,9 Prozent (+5,4 Milliarden Euro) . Wie bereits im ersten Halbjahr seien dafür erneut sowohl „die sehr dynamische Preiskomponente“ von mehr als fünf Prozent als auch die mit rund 12,8 Prozent (+1,9 Milliarden Euro) „äußerst dynamisch“ gestiegenen Pflegepersonalkosten verantwortlich.
Die GKV-Arzneimittelausgaben (+9,9 Prozent/+3,7 Milliarden) sind laut KV 45 ebenso 2unverändert hoch"..
Das Defizit des Gesundheitsfonds wuchs von 6,3 Milliarden auf 7,7 Milliarden Euro. Das sei, so das BMG, zumindest in Teilen saisonüblich, da die Einnahmen im Jahresverlauf schwankten.
Ausgaben in Milliarden Euro | Veränderungsrate GKV* | Veränderungsrate AOK* | |
Ärztliche Behandlung | 37,448 | 6,0 | 5,0 |
Zahnärztliche Behandlung | 10,548 | 2,8 | 3,0 |
Zahnersatz | 3,108 | 3,4 | 3,6 |
Arzneimittel | 41,115 | 9,5 | 9,0 |
Hilfsmittel | 8,830 | 5,7 | 5,7 |
Heilmittel | 9,942 | 9,8 | 10,2 |
Krankenhaus | 75,018 | 7,5 | 5,4 |
Krankengeld | 15,399 | 7,3 | 9,7 |
Fahrkosten | 7,1 | 8,0 | 7,2 |
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen | 2,311 | 9,6 | 11,7 |
Schutzimpfungen | 1,457 | 9,9 | 6,9 |
Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung | 1,165 | 3,0 | 3,2 |
Häusliche Krankenpflege | 7,835 | 11,9 | 11,5 |
Nettoverwaltungskosten | 9,415 | 0,6 | 2,3 |
*Veränderungsrate je Versicherter gegenüber den ersten drei Quartalen 2024
Quelle: BMG, KV45-Zahlen, 06.12.24