Austausch zu Gesundheitsreformen
Die Reformbaustellen müssen angepackt werden. Das war die einhellige Meinung beim vierten Hessischen Gesundheitsforum am 18. September. Aber wie? In Frankfurt kamen die wichtigsten Entscheidungsträgerinnen und -träger aus dem hessischen Gesundheitswesen zusammen, um sich darüber auszutauschen.
Effiziente Strukturen schaffen
Wie können wir das Geld, das wir zur Verfügung haben, effizient einsetzen? Diese Frage stellte Professor Josef Hecken als Keynote-Sprecher beim Hessischen Gesundheitsforum. Der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) identifizierte drei zentrale Herausforderungen: Die Versorgungsbedarfe steigen aufgrund des demografischen Wandels immer weiter, die Behandlungsmöglichkeiten nehmen durch den medizinischen Fortschritt an Komplexität zu und das medizinische Personal wird gleichzeitig weniger. Diese können nur mit spürbaren Strukturveränderungen im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… bewältigt werden, die zu einem optimierten Personaleinsatz führen. Er forderte, Mindestmengen intensiver zu nutzen und Spitzenmedizin weiter zu konzentrieren. Bei der Spezialisierung von Krankenhäusern müssten aber auch die Bedürfnisse der Versorgung in den ländlichen Regionen mitbedacht werden. Zu den im Rahmen der Krankenhausreform vorgesehenen Leistungsgruppen, meinte er, „die sind gut, aber zu grob gegliedert.“ Zudem machte er „gigantische Ambulantisierungspotenziale“ aus. Insgesamt plädierte er dafür, die Reformen anzupacken, dabei gemeinsam zu agieren und die Menschen mitzunehmen. Er bedankte sich dafür, „dass Sie in Hessen miteinander reden.“
Kooperativer Weg in Hessen
Damit nahm er nicht nur Bezug auf das Format des Gesundheitsforums, sondern auch auf die eröffnenden Worte der Hessischen Gesundheitsministerin Diana Stolz. Sie zeigte sich sehr erfreut über die Bereitschaft zur Unterstützung bei den Akteuren im Land, die sie in den ersten acht Monaten ihrer Amtszeit erfahren hat. „In Hessen gehen wir den kooperativen Weg“, meinte sie, nannte als gutes Beispiel dafür den Hessischen Pakt für Gesundheit und spielte damit auf die nicht nur von ihr kritisierte mangelnde Gesprächskultur auf Bundesebene an. Sie hob hervor, wie wichtig ihr Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… , Apotheken als niedrigschwelliges Gesundheitsangebot, Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… durch Angehörige zu Hause und die Förderung einer sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung sind. Angesichts der finanziellen Herausforderungen im Gesundheitswesen ist es wichtig, richtig zu priorisieren. Auch sie betonte, dass die Reformen jetzt angegangen werden müssen, bei der Krankenhausreform müsse aber ein Mittelweg aus bundeseinheitlichen Vorgaben und Gestaltungsmöglichkeiten für die Länder gefunden werden, um den regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen zu können.
Warten ist keine Option
In zwei Gesprächsrunden kamen dann unterschiedliche Akteure aus dem Gesundheitswesen zu Wort. Bei der ersten stand die Versorgungspraxis vor Ort im Mittelpunkt. Dort tauschten sich Achim Neyer, Vorstandsvorsitzender des Klinikverbundes Hessen, Carola Koch, Vorstandsvorsitzende des Gesundheitsnetzes Frankfurt, Martin Hußing, Vorsitzender des Landespflegerates und Isabella Erb-Herrmann, Vorstandsmitglied der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen, aus.
Dabei ging es unter anderem um Kooperationen, die Chancen und Probleme der Digitalisierung und den anstehenden Strukturwandel, der alle Versorgungsbereiche betrifft. Erb-Herrmann betonte, dass Deutschland zwar das zweitteuerste Gesundheitswesen der Welt hat, der Output aber zeigt, dass die Strukturen reformiert werden müssen – und zwar schnell: „Weiter zu warten, ist keine Option.“ In der zweiten Runde betonte Professor Edgar Franke (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, dass Reformen notwendig sind. „Dabei müssen wir auf Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… und Effizienz setzen, zurzeit bieten wir nur durchschnittliche Qualität.“ Darüber diskutierte er mit den Landtagsabgeordneten Ralf-Norbert Bartelt (CDU), Kathrin Anders (Bündnis 90/Die Grünen) und Yanki Pürsün (FDP). Insgesamt wichen die Meinungen eher in Details voneinander ab. Ansonsten herrschte auf beiden Podien Einigkeit, dass sich im deutschen Gesundheitswesen so schnell wie möglich einiges ändern muss.
Über den eigenen Schatten springen
Detlef Lamm, der Vorstandsvorsitzende der AOK Hessen, eröffnete und schloss das Gesundheitsforum. Auch er hob hervor, dass das gemeinsame Handeln wichtiger ist als partikulare Einzelinteressen. „Wir müssen alle über unseren Schatten springen.“ Schließlich ginge es im Bund wie in Hessen um ein schützenswertes Gesundheitswesen. Dabei müssen Reformen im Krankenhausbereich, im ambulanten Sektor, in der Pflege und für die Apotheken gemeinsam gedacht werden. Er dankte allen Mitwirkenden auf dem Podium und den Gästen für Ihre Teilnahme. Wie immer konnte die Veranstaltung auch für einen intensiven Austausch am Rande des offiziellen Programms genutzt werden. Und alle Interessierten konnten sich an einem eigens errichteten Infostand vor Ort über eine der aktuellen Innovationen im Gesundheitswesen informieren: die elektronische Patientenakte Mit der ePA können Patientinnen und Patienten sowie die an Ihrer Behandlung beteiligten Ärztinnen… .