Mit vorhandenen Ressourcen schonend und klug umgehen
Seit einem halben Jahr ist die neue Landesregierung im Amt – und Diana Stolz die Hessische Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege. Staatssekretärin ist Dr. Sonja Optendrenk, die aus dem Bundesgesundheitsministerium nach Wiesbaden gewechselt ist. Die AOK Hessen sprach mit ihr über unterschiedliche Aspekte. Im ersten Teil des Gesprächs geht es vor allem um den Blick auf 2030 und die Bundesperspektiven.
Frau Dr. Optendrenk, Sie waren viele Jahre in unterschiedlichen Leitungsfunktionen im Bundeskanzleramt und im Bundesgesundheitsministerium tätig. Wie wichtig ist diese Bundesperspektive für Ihre Arbeit in Hessen?
Wir leben in einem föderalen System, in dem jeder seine Aufgaben und Verantwortung hat. Im Gesundheitssystem kommen noch die vielfältigen Akteure der Selbstverwaltung dazu. Es war mir immer wichtig, die Positionen, die Lage und die Herausforderungen aller Beteiligten zu kennen. Nur dann kann man gut beraten und sinnvolle Entscheidungen treffen. Ich habe in den verschiedenen Tätigkeiten einen breiten Blick auf wesentliche Politikfelder erhalten. Die Arbeit in Hessen bedingt einen Perspektivwechsel. Die Kenntnisse und Einblicke in die Bundesperspektive werden mir bei dieser Arbeit allerdings sehr helfen. Eines bleibt gleich: die gemeinsame Herausforderung, eine gute Gesundheits- und Pflegeversorgung für alle Menschen zu sichern.
Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Gesundheitsversorgung im Jahr 2030 von der heute unterscheiden?
Sonja Optendrenk: Im Jahr 2030 werden wir auf dem richtigen Weg zu einer adäquaten und zukunftsfesten Versorgung sein. Die wichtigsten Fundamente werden dann, jedenfalls in Hessen, gelegt sein. Aber: Das Gesundheitssystem wird – wie im Übrigen alle anderen Branchen auch – mit weniger Fachkräften umgehen müssen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Versorgung künftig anders organisiert ist, als wir sie heute kennen. Es gilt, mit den vorhandenen Ressourcen schonend und klug umzugehen, um eine bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten gewährleisten zu können.
Wie ordnen Sie in diesem Zusammenhang die aktuellen bundespolitischen Entwicklungen ein?
Sonja Optendrenk: Die aktuell diskutierten Reformen im Bereich Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… , ambulante Versorgung und Notfallversorgung werden dann umgesetzt, aber längst nicht zu Ende sein. Wir werden bei diesen Aufgaben niemals sagen können: Jetzt sind wir fertig. Für die Zukunft des stationären Bereichs kommt es sehr darauf an, ob und wie die geplante Krankenhausreform des Bundes umgesetzt wird. Klar ist, dass das bisherige System verändert werden muss, damit wir in Zukunft eine gute stationäre Versorgung für die Menschen in Hessen haben.
Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und auch die allgemeine Finanzsituation rund um die durch den Bund nur unzureichend finanzierten Betriebskosten zwingen dazu, die stationäre Versorgung neu zu denken. Mit oder ohne Reform des Bundes wird es daher darauf hinauslaufen, dass es mehr Kooperation zwischen Krankenhäusern geben muss und Leistungen konzentriert werden. Einige Krankenhäuser werden sich zu Fachkliniken entwickeln, andere zu sektorenübergreifenden Versorgungszentren. Auch der ambulante Bereich wird in Zukunft eine größere Rolle spielen. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, die zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen.
Was muss dafür bis 2030 angepackt werden?
Sonja Optendrenk: Ich bin zunächst einmal optimistisch, dass 2030 ein Mehr an sektorenübergreifender Versorgung, zunehmende Kooperationen und medizinische Versorgung auch über telemedizinische Angebote oder Videosprechstunden zum Alltag gehören und somit eine Antwort auf knappe Personalressourcen geben. Sektorenübergreifende Versorgungsmodelle brauchen jedoch eine bessere Koordinierung. Und die haus- und fachärztliche Versorgung Die ambulante vertragsärztliche Versorgung ist unterteilt in eine hausärztliche und eine… müssen enger aufeinander abgestimmt sein, um gerade unter den knapperen ärztlichen Ressourcen ein effizientes und wirtschaftliches Arbeiten im Sinne der Patientinnen und Patienten herzustellen.
Um eine flächendeckende Versorgung auch in ländlichen Regionen gewährleisten zu können, müssen auch die Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen spürbar vorangeschritten sein. Die Möglichkeit, andere Aufgabenfelder als heute zu besetzen, wird auch die einzelnen Gesundheitsberufe attraktiver machen. Das ist wichtig, denn wir müssen junge Menschen für diese Berufe begeistern. Der Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… bleibt der Nukleus, aber die anderen Berufsbilder werden sinnvolle Brücken zwischen Ärztin beziehungsweise Arzt und den Patientinnen und Patienten bauen. Wichtig wird auch sein, wie wir die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker Der Beruf des Apothekers setzt ein Pharmaziestudium voraus. Näheres zur Ausbildung und… in die Versorgung einbeziehen. Sie sind schon heute nicht nur Garant für eine sichere und flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln. Sie bieten auch mit ihren Präventions- und Beratungsleistungen einen niederschwelligen Zugang ins Gesundheitssystem für viele Menschen – nicht nur im ländlichen Raum. Im Sinne einer guten flächendeckenden Versorgung müssen wir also auch die Apotheken stärken. Und: Insgesamt sollte die Digitalisierung deutlich vorangeschritten sein. Hier ist viel Potenzial zur Unterstützung noch nicht gehoben.
Die Fortsetzung lesen Sie Anfang nächster Woche im Presse- und Politik-Portal.