Bundestagswahl 2025: Ausgaben für Gesundheit und Pflege in Hessen steigen
Die Finanzlage in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist prekär. Das zeigen die deutlichen Beitragssatzsteigerungen der Krankenkassen zum Jahreswechsel. Auch die AOK Hessen musste ihren Zusatzbeitragssatz erhöhen. In allen Leistungsbereichen prognostiziert sie deutliche Kostenanstiege.
5,1 Prozent mehr für Leistungen
Über 1,7 Millionen Menschen sind bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen versichert und damit fast jede und jeder Dritte im hessischen GKV-Markt. Ihr Haushaltsvolumen in der Kranken- und Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… beträgt rund neun Milliarden Euro. Entwicklungen bei ihr sind daher prägend für die GKV in Hessen. Bei den Leistungsausgaben erwartet die AOK Hessen für 2025 einen Anstieg um 5,1 Prozent je Versicherten gegenüber dem Vorjahr. Schon 2024 sind diese laut vorläufigem Jahresergebnis um 7,7 Prozent gestiegen. Damit liegen die Veränderungen deutlich oberhalb der allgemeinen Inflationsrate. Krankenhausbehandlung Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben Anspruch auf vollstationäre… , Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… und ärztliche Behandlung Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung haben Anspruch auf ärztliche und zahnärztliche… sind wie in den vergangenen Jahren die größten Ausgabenpositionen. Fast jeder dritte Euro fließt in die stationäre Krankenhausbehandlung. Und 2025 wird dort ein weiterer Anstieg um 2,8 Prozent erwartet. Verantwortlich dafür sind unter anderem gestiegene Personalkosten in der Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… und höhere Fallzahlen und -kosten für psychiatrische Behandlungen. Auch die Anpassung der Entgelte für stationäre Leistungen tragen zu dem Anstieg bei.
Größtes Plus bei ambulanter Versorgung
Die Arzneimittelausgaben werden im Haushaltsjahr 2025 um rund 5,0 Prozent je Versicherten auf 731,93 Euro steigen. Neben der allgemeinen Preis- und Mengenentwicklung tragen insbesondere Ausgaben für onkologische Arzneimittel zu diesem Anstieg bei. Für die ambulante ärztliche Versorgung werden im Jahr 2025 Ausgaben in Höhe von 655 Euro je Versicherten veranschlagt. Das entspricht einem Anstieg um 6,5 Prozent gegenüber dem voraussichtlichen Rechnungsergebnis 2024. Der Zuwachs resultiert aus Beschlüssen des Bewertungsausschusses auf Bundesebene zur Vergütung Die Leistungserbringer im Gesundheitswesen werden nach unterschiedlichen Systemen vergütet. Die… von ärztlichen Leistungen sowie aus gesetzlichen Neuregelungen zu ambulanten Leistungen. So erwartet die AOK Hessen unter anderem Mehrkosten von knapp zehn Millionen für Vergütungen zur Erfassung, Speicherung und Dokumentation in der neuen elektronischen Patientenakte, die im Jahr 2025 für alle Versicherten der GKV eingerichtet wird.
Hohe Beitragssprünge in GKV und SPV
Diesen deutlichen Ausgabenanstieg gibt es im Trend für die gesamte GKV zu verzeichnen. Mit ihrem neuen Zusatzbeitragssatz von 2,49 Prozent liegt die AOK Hessen zum Jahresbeginn 2025 dennoch knapp unter dem vom Bundesgesundheitsministerium festgelegten bundesdurchschnittlichen Zusatzbeitragssatz und deutlich unter dem tatsächlich erhobenen durchschnittlichen Satz von über 2,9 Prozent. Dies macht deutlich: Die Finanzlage der GKV ist extrem angespannt. Nachdem in den Jahren 2020 und 2022 vom Gesetzgeber in die Vermögensreserven der Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… gegriffen wurde, um Defizite auszugleichen, sind nunmehr kaum noch Rücklagen vorhanden. Hinzu kommen politisch veranlasste Leistungsausweitungen sowie Kosten, die ordnungspolitisch nicht in die Finanzierungsverantwortung der Krankenkassen fallen. Auch in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) spitzt sich die Finanzsituation zu. Zum Jahreswechsel wurde der Beitrag um 0,2 Prozentpunkte angehoben – obwohl er zuletzt erst im Juli 2023 erhöht wurde. Die Ausgaben werden weiter ansteigen, da auch die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt. So haben in Hessen zum Jahresende 2023 423.400 Personen Leistungen der sozialen Pflegeversicherung erhalten. Das sind 14,9 Prozent mehr als Ende 2021. Diese Entwicklung dürfte sich aufgrund des demografischen Wandels weiter fortsetzen. In der Pflegeversicherung prognostiziert die AOK Hessen für 2025 eine Steigerung der Leistungsausgaben um 10,1 Prozent je Versicherten.
Drängende Aufgaben
Aus Sicht der AOK Hessen müssen die notwendigen und lange überfälligen Strukturreformen im Gesundheits- und Pflegebereich – insbesondere die Krankenhausreform – zügig umgesetzt werden. Aber auch einnahmeseitige Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzsituation der GKV sind erforderlich, um weitere Beitragssteigerungen und damit Belastungen für Mitglieder und Unternehmen zu verhindern. In den Wahlprogrammen der politischen Parteien zur anstehenden Bundestagswahl sind die Finanzen der Sozialversicherung Die Sozialversicherung in ihrer heutigen Form geht auf die "Kaiserliche Botschaft" von 1881 und die… zwar Thema, aber die Vorschläge bleiben meist sehr vage. Detlef Lamm, der Vorsitzende der AOK Hessen stellt klar: „Nachhaltige Finanzierungs- und Strukturreformen sind nötig. Sollen weitere Beitragssatzanpassungen 2026 verhindert werden, braucht es aber zudem kurzfristige Entlastungen. Eine Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge für Bürgergeldbeziehende in der GKV und die Refinanzierung der Rentenbeiträge für pflegende Angehörige in der Pflegeversicherung sind erste Schritte, die auch ordnungspolitisch überfällig sind.“