Pressemitteilung

Hessen: Gefährliche Lungenkrankheit wird Todesursache Nummer eins

15.11.2024 AOK Hessen 4 Min. Lesedauer

COPD auf dem Vormarsch/Rauchen und Feinstaub wichtige Faktoren/Werra-Meißner-Kreis besonders stark betroffen

Das Bild zeigt einen Mann (Oberkörper), der sich eine Beatmungsmaske vor Mund und Nase hält. Er hat graumelierte Haare und Bart und trägt einen ocker-gelben Pullover.

COPD ist eine häufige Erkrankung der Lunge, bei der betroffene Patientinnen und Patienten typischerweise unter Atemnot, Husten und Auswurf leiden – und am Ende der Erkrankung aufgrund von Luftnot ersticken können. Bundesweit müssen 7 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner ab 40 Jahren mit dieser schwerwiegenden Diagnose leben. Hessen liegt mit 6,63 Prozent etwas darunter. Auffallende Spitzen gibt es in Hessen im Werra-Meißner-Kreis (8,5 Prozent) und der Stadt Offenbach (ebenfalls 8,5 Prozent). Der niedrigste Anteil findet sich mit 5,3 Prozent im Hochtaunuskreis. In ganz Deutschland führt die Stadt Gelsenkirchen das Ranking mit bemerkenswerten 11,9 Prozent an. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen in Verbindung mit dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ).*

COPD wird Todesursache Nummer eins

Laut der Universität Marburg, an der 2024 eine internationale COPD-Konferenz stattfand, betrifft COPD weltweit 65 Millionen Menschen und ist jährlich für den Tod von ca. 3,2 Millionen Personen verantwortlich. Diese Zahlen werden Prognosen zufolge innerhalb von 10 Jahren um 30 Prozent ansteigen. In Europa leiden fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen über 40 Jahren an COPD, was jedes Jahr zu 1,1 Millionen Krankenhauseinweisungen führt. Dr. Angela Smith, leitende Ärztin bei der AOK Hessen, sagt: „Mit diesen Steigerungsraten, die wir auch für Deutschland erwarten, wird COPD über kurz oder lang noch vor Krebs zur Todesursache Nummer eins werden.“ Aus ihrer Sicht gibt es nach wie vor zu viele unentdeckte Fälle von COPD, weil Betroffene frühe Hinweise auf die Erkrankung nicht ernst nehmen. Insbesondere, wenn Menschen rauchen oder früher geraucht haben, sollte bei täglichem, vor allem morgendlichem, Husten, oft auch mit Abhusten von Schleim, eine Abklärung erfolgen. Typische Symptome wie Atemnot bei Belastung kommen meist erst bei fortgeschrittener Erkrankung hinzu.

Rauchen als wichtiger Risikofaktor

Im Vergleich der Bundesländer gibt es in Baden-Württemberg mit 5,8 Prozent relativ wenig Betroffene, gefolgt von Sachsen (5,2 Prozent) und Bayern (6,1 Prozent). Ganz vorne liegt Nordrhein-Westfalen mit 8,6 Prozent. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter und erreicht ihren Höhepunkt bei den 85- bis 89-Jährigen. Männer sind häufiger betroffen, Frauen holen deren Vorsprung allerdings auf. „Die noch bestehenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern können durch das unterschiedliche Rauchverhalten erklärt werden“, so Angela Smith. „In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war der Raucheranteil in Deutschland unter den Männern stets höher als unter den Frauen.“ Auch insgesamt zeigt sich die Bedeutung des Risikofaktors „Rauchen“: In der Datengruppe mit dem niedrigsten Raucheranteil liegt die Häufigkeit der Erkrankung bundesweit bei 6,3 Prozent. In derjenigen mit dem höchsten Anteil von Raucherinnen und Rauchern bei 7,5 Prozent. Doch auch andere Faktoren wie die Feinstaubbelastung oder die Sozialstruktur in den Regionen spielen eine Rolle. „Die kurzfristigen Auswirkungen von Feinstaub auf Verschlechterungen des Gesundheitszustandes und auf die Sterblichkeit bei COPD-Erkrankten sind gut durch Studien belegt“, bestätigt Angela Smith.

Medikamente machen den Unterschied

Die regelmäßige Inhalation von COPD-Medikamenten ist entscheidend für die Prognose und das Ausmaß der Atemnot. Leider erhalten zu wenige COPD-Patientinnen und -Patienten diese Dauertherapie: In Hessen bekommen nur zwei Drittel der von COPD Betroffenen überhaupt eine Medikamentenverordnung und nur wenig mehr als ein Drittel eine Dauertherapie. Deutlich besser ist die medikamentöse Therapie, wenn Betroffene an einem Diseasemanagement-Programm (DMP) teilnehmen. Bei der AOK Hessen heißt es „Curaplan COPD“. Das verdeutlicht – neben vielen anderen Vorteilen des Behandlungsprogramms – den Nutzen der DMP. Dennoch sind in Hessen nur rund 19 Prozent der an COPD erkrankten Menschen in einem DMP eingeschrieben.  „Diese Zahl sollte unbedingt erhöht werden, damit möglichst viele Betroffene von einer optimalen Therapie profitieren können“, betont Angela Smith.

 

*Alle Zahlen in dieser Pressemitteilung beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung ab 40 Jahren. Und sie rekurrieren auf „faire“ Werte. Hierbei werden die Unterschiede herausgerechnet, die durch die unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung in den einzelnen Regionen entstehen. Dies geschieht mithilfe des Verfahrens der direkten Standardisierung. Da die Alters- und Geschlechtsstruktur in der Bevölkerung einer Region ein nicht beeinflussbarer Faktor für das Auftreten einer Erkrankung ist, kann der Vergleich der standardisierten Werte als „fair“ bezeichnet werden. Mit den „fairen“ Werten kann man Regionen besser miteinander vergleichen, um Ansatzpunkte für die Ursachen der regionalen Unterschiede zu finden, die über die Alters- und Geschlechtsstruktur hinausgehen.

Pressesprecher

Stephan Gill

AOK Hessen