Eine gute Nachricht für Schwangere
Die AOK Hessen und das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (Standort Marburg) verbessern gemeinsam die Qualität der Geburtshilfe
Gute Nachrichten für Schwangere und solche, die es werden wollen, in der Region: Die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen und das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) haben einen Qualitätsvertrag für den Bereich Geburtshilfe geschlossen. Das bedeutet konkret: Von der Anmeldung zur Geburt, über individuelle Aufnahmegespräche, Hebammensprechstunden und einer konsequenten Blutdruckbeobachtung bis hin zu einer innovativen App erhalten Schwangere künftig ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Die beteiligten Partner sind überzeugt: Der Vertrag kann der Geburtshilfe in der Region einen enormen Qualitätsschub verleihen.
Der neue Versorgungpfad beginnt mit der Anmeldung in der Klinik, umfasst eine Begleitung bis zu sechs Monate nach der Geburt und wird ab sofort am Standort Marburg des Universitätsklinikums Gießen und Marburg eingeführt. Das Konzept wurde gemeinsam von Ärztinnen, Ärzten und Hebammen entwickelt und beinhaltet zweierlei: Einerseits medizinische Aspekte und Ziele – etwa weniger Interventionen in der Geburt, weniger Kaiserschnitte (außer bei Notfällen) und höhere Stillraten. Andererseits aber auch eine bessere Mutter-Kind-Bindung, ein schöneres Geburtserleben sowie ein höheres Bewusstsein in den geburtshilflichen Teams für Fragen der Trauma- und Kultursensibilität.
Vertrag als Meilenstein
Der Vertrag wurde ursprünglich von der Techniker Krankenkasse und der Barmer gemeinsam mit den Asklepios- und RHÖN Kliniken entwickelt. Die AOK Hessen ist ihm nun als eine von über 40 Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… bundesweit beigetreten. Für Joachim Henkel, den Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -Chef der AOK Hessen, ist der Vertrag ein kleiner Meilenstein: „Die Schwangerschaft ist eine Lebensphase, in der vieles drunter und drüber geht und viele Entscheidungen getroffen werden müssen. Umso wichtiger ist es, neben der bewährten ambulanten Betreuung zu wissen: Die Klinik, in der ich entbinden werde, ist von Anfang an mit Rat, Tat und medizinischer Unterstützung für mich da. Gleichzeitig steigt durch den Vertrag die Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… der geburtshilflichen Versorgung insgesamt – auch das ist für uns von großer Bedeutung.“
Uniklinikum sieht große Vorteile
Auch das Universitätsklinikum Gießen und Marburg ist vom Nutzen des Qualitätsvertrags überzeugt: Uli Kopf-Löchel, leitende Hebamme, und Siegmund Köhler, leitender Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… des Bereiches Geburtshilfe und Perinatalmedizin, beide am UKGM Marburg, haben die Qualitätsverträge von Anfang an mitentwickelt. Uli Kopf-Löchel: „Wenn die werdenden Eltern die Klinik betreten, treffen die meisten das erste Mal auf ein System, dass sie nur in der Theorie kennen gelernt haben. Durch den aus unserer klinischen Hebammenarbeit entwickelten Qualitätsvertrag gelingt es uns, die Eltern individueller und besser auf die anstehende Geburt vorzubereiten. Die Eltern erhalten die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen und die Kontrolle, in der manchmal sehr emotionalisierenden Situation der Geburt, zu behalten. Kontrollverlust erzeugt Angst, Angst ist traumatisierend. Über den Vertrag erhalten wir die Möglichkeit, gezielter auf die Bedürfnisse der werdenden Mütter einzugehen und traumasensibel zu arbeiten.“
Siegmund Köhler: „Dass in der Qualitätsmessung unserer Arbeit jetzt auch die Meinung unserer Mütter gefragt ist stellt einen Meilenstein in der Weiterentwicklung einer modernen Geburtshilfe dar. Zum ersten Mal können Frauen mit Ihrem Feedback dafür sorgen, dass sich entscheidende Themen in der Geburtsmedizin verändern und verbessern. Wie komme ich nach Geburt wieder gut in mein soziales Leben? Wie kann ich Probleme wie zum Beispiel eine Depression nach Geburt verhindern? Wer kann mir wie im Fall einer Inkontinenz helfen? All diese Fragen wird der Vertrag unter anderem ins Visier nehmen. Ich erwarte viele Neuerungen durch den Qualitätsvertrag.“
Blutdruck konsequent im Blick
Der neue Versorgungspfad umfasst digitale wie analoge Versorgungselemente und beginnt mit einem ausführlichen, individuellen Aufnahmegespräch durch eine Hebamme der Klinik. In dem Gespräch findet eine umfangreiche Erhebung der medizinischen und familiären Situation statt. Auch werden Wünsche der Schwangeren in Bezug auf die Geburt abgestimmt sowie Fragen zu spezifischen Risiken besprochen.
Die Schwangeren erhalten außerdem ein von der AOK Hessen bereitgestelltes, hochwertiges Blutdruckmessgerät. Es dient im Verlauf der Schwangerschaft zum Selbstmonitoring, um frühzeitig eine Veränderung im Blutdruck festzustellen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten. Die Schwangeren können zudem Hebammen-Sprechstunden in der Klinik in Anspruch nehmen. Dieses Angebot richtet sich speziell an jene Personen, die keine Versorgung durch eine niedergelassene Hebamme bekommen. Die Inhalte der Sprechstunden sind in zehn Themenblöcke aufgeteilt, die sowohl die Vorbereitung der Geburt adressieren als auch die Gesundheit nach der Geburt.
Eine App gegen Ängste und Depressionen
Digitales Rückgrat des Versorgungsprogramms ist eine App, die für diesen Qualitätsvertrag von der Firma Minddistrict neu entwickelt wurde und auf Erfahrungen aus den Niederlanden beruht. Inhalte der App sind zum einen eine Serie von digitalen Modulen zur Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… der Geburtsangst sowie zur Prävention einer postnatalen Depression. Über den gesamten Versorgungspfad hinweg, erfolgt zudem eine laufende Befragung der Schwangeren zu unterschiedlichen Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Hierüber wird einerseits eine frühzeitige Intervention bei medizinischen Herausforderungen ermöglicht. Anderseits entsteht durch die laufende Befragung die Möglichkeit zur systematischen Verbesserung der Versorgungsqualität.
Niedergelassene weiter wichtig für die Versorgung
Die Qualitätsverträge lassen die Schwangerenvorsorge durch niedergelassene Frauenärztinnen und -ärzten sowie Hebammen unberührt. Das heißt: Schwangere, die am Qualitätsvertrag teilnehmen, werden nicht vorzeitig in die klinische Versorgung überwiesen, sondern bleiben wie gewohnt in der Betreuung ihrer Frauenarztpraxis. Geburtsvorbereitungskurse werden wie gewohnt wahrgenommen.
Die Qualitätsverträge sind ein Zusatzangebot zur bestehenden Vorsorge Für die medizinische Vorsorge und die Rehabilitation gilt der Grundsatz ambulant vor stationär – das… mit dem Ziel, die sektorenübergreifende, hervorragende Versorgung in Deutschland weiter zu verbessern. Die in diesem Zusammenhang durchgeführten Untersuchungen etwa mit dem Blutdruckmessgerät dienen der zusätzlichen Sicherheit und Vorsorge der werdenden Mütter. Bei wiederholt auffälligen Messwerten wird die Schwangere primär an ihren niedergelassenen Frauenarzt als Ansprechpartner verwiesen. Auch postnatal, also nach der Geburt, werden die Mütter wie gewohnt über ihre niedergelassenen Ärzte betreut.