Krebsviren haben es zu leicht
AOK Hessen: Viel zu niedrige Impfquote gegen das Humane Papillomavirus (HPV) / signifikante regionale Unterschiede
Viel zu wenige Jugendliche sind wirksam gegen das potentiell Krebs auslösende Humane Papillomavirus (HPV) geimpft. Darauf macht die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen aufmerksam. Demnach liegt die Impfquote für eine vollständige Impfserie* bei ihren unter 18jährigen Versicherten bei 44 Prozent (Mädchen) und 20 Prozent (Jungen) – beides deutlich unter dem Bundesschnitt. HPV ist eine Gruppe von Viren, die sehr häufig vorkommt und nachweislich verschiedene Krebserkrankungen begünstigt. Insbesondere Gebärmutterhalskrebs, aber in selteneren Fällen auch Peniskrebs, Analkrebs sowie einige Formen von Hals- und Rachenkrebs.
In Deutschland liegen die HPV-Impfquoten für eine vollständige Impfserie laut Daten des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2021 bei 54 Prozent (Mädchen) und 27 Prozent (Jungen). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung jedoch für beide Geschlechter bereits ab dem Alter von neun Jahren und rät, sie spätestens bis zum 14. Lebensjahr durchzuführen; bei Bedarf kann bis zum 17. Lebensjahr nachgeimpft werden. Studien belegen, dass die Impfung das Risiko einer späteren HPV-bedingten Krebserkrankung um bis zu 90 Prozent senken kann. Die Weltgesundheitsorganisation Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die als Koordinationsbehörde der… (WHO) und die EU verfolgen deshalb das Ziel, bis 2030 eine Impfquote von mindestens 90 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und eine deutliche Steigerung bei den 15-jährigen Jungen zu erreichen. Insbesondere in der Altersgruppe 9-14 Jahre haben nur wenige Mädchen und Jungen einen vollständigen HPV-Impfschutz, nämlich 13 bzw. sieben Prozent. Die Mehrzahl der Impfungen Aufgrund des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes sind Leistungen für bestimmte Schutzimpfungen seit dem… erfolgt demnach erst im Alter von 15 bis 17 Jahren.
Starke regionale Unterschiede
Ein Blick auf die hesssischen Landkreise offenbart, dass es starke regionale Unterschiede gibt. Mädchen und Jungen zusammengenommen ist die Situation im Schwalm-Eder-Kreis mit einer Durchimpfungsquote von rund 24 Prozent am besten – aber weit ab von „gut“. Danach folgen die Kreise Bergstraße und Waldeck-Frankenberg mit Quoten von etwas über 21 Prozent. Düster sieht es in der Stadt Offenbach aus. Hier sind nur rund neun Prozent der Mädchen und Jungen durchgeimpft und damit wirksam gegen eine Infektion geschützt. Nur etwas darüber liegen die Kreise Lahn-Dill (12,4 Prozent) und Groß-Gerau (13,5 Prozent). Die AOK Hessen hat angekündigt, auf Basis dieser Ergebnisse nach den Ursachen für die großen regionalen Unterschiede zu forschen, um nach Möglichkeit geeignete Maßnahmen zu entwickeln.
Sehr verbreitetes Virus
Humane Papillomviren sind sehr verbreitet. Nach Schätzungen machen rund 70 bis 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben eine HPV-Infektion durch – oft, ohne davon etwas zu bemerken. Das Immunsystem sorgt in der Regel dafür, dass eine Infektion ohne Beschwerden ausheilt. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Dann kann sie – je nach Virustyp – unterschiedliche Folgen haben:
- Feigwarzen (Kondylome) sind kleine, stecknadelkopfartige Hautwucherungen. Sie treten meist im Intim- und Analbereich auf. Die Wucherungen sind gutartig, können aber schmerzhaft sein und sind hochansteckend.
- Krebsformen: Bestimmten HPV-Typen können zu Zellveränderungen führen, die als Krebsvorstufen gelten. Hier steht vor allem Gebärmutterhalskrebs im Fokus. In selteneren Fällen können die Viren aber auch andere Krebsformen auslösen, etwa Peniskrebs, Analskrebs oder Tumoren im Hals- und Rachenbereich.
HPV-Impfung rettet Leben
Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4.600 Menschen neu, 1.600 sterben daran. Ursache ist in rund der Häfte der Fälle eine HPV-Infektion. Zahlen aus den USA belegen eindrücklich, wie wichtig die Impfung ist: Zwischen 2012 und 2019 ging die Inzidenz ist eine Messgröße aus der Epidemiologie, die die Anzahl der Neuerkrankungen an einer bestimmten… von Gebärmutterhalskrebs bei Menschen unter 25 Jahren um 12 Prozent pro Jahr zurück, was insgesamt einer Reduktion um 65 Prozent entspricht. Ausgehend davon, dass sich der Trend der Vorjahre – ohne HPV-Impfung – fortgesetzt hätte, wäre es Forscherinnen und Forschern der Medical University of South Carolina zufolge zwischen 2016 und 2021 pro 100.000 Personenjahre zu 26 zusätzlichen Todesfällen gekommen.
AOK Hessen übernimmt Kosten
Die AOK Hessen übernimmt für ihre Versicherten die Kosten der HPV-Impfung im empfohlenen Alter. Sie erstattet im Rahmen ihres Gesundheitskontos kalenderjährlich sogar bis zu 300 Euro für Schutzimpfungen, die über die gesetzlichen Leistungen hinausgehen. Hierzu zählt auch die HPV-Impfung für Menschen im Alter bis zu 26 Jahre. „Nur wenn sich mehr Jugendliche und junge Erwachsene impfen lassen, lässt sich die Verbreitung von HPV in der Bevölkerung langfristig eindämmen. Das betrifft Mädchen und Jungen gleichermaßen. Wir fordern deshalb deshalb Eltern, Lehrkräfte und alle im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… Tätige auf, sich über diese Präventionsmaßnahme zu informieren und frühzeitig für die Impfung zu sensibilisieren“, sagt Dr. Angela Smith, leitende Ärztin im Medizinischen Kompetenz-Center der AOK Hessen.
*Als durchgeimpft gilt, wenn entweder zwei Impfungen im Alter von 9-14 Jahren stattfanden oder drei Impfungen im Alter von 15 bis 17. Bezugsjahr ist 2023. Jüngere Daten liegen noch nicht vor.