Kein Notfall für die Notaufnahme
Befragung der AOK Hessen zeigt: Jede zehnte Person handelt unvernünftig / Unnötige Einsätze und Klinikbesuche
Sicher ist sicher? Man weiß ja nie? Obwohl nach eigenem Ermessen überhaupt kein Notfall In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… vorliegt, suchen elf Prozent der volljährigen Bevölkerung Hessens die Notaufnahme der nächstgelegenen Klinik auf oder rufen gleich den Rettungswagen. Hochgerechnet sind das Bagatelleinsätze im hohen fünfstelligen Bereich jährlich – allein in Hessen. Und verstopfte Notaufnahmen. Das ergibt eine telefonische, repräsentative Befragung von 1.000 in Hessen wohnenden Menschen im Auftrag der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen durch Insa Consulere.
Die Frage war so formuliert: „Stellen Sie sich vor, Sie haben spätabends, am Wochenende oder an einem Feiertag ein medizinisches Problem, das behandlungsbedürftig ist. Sie selbst sind sich sicher, dass es kein Notfall ist. Was tun Sie am ehesten?“ Zwar klingen elf Prozent zunächst nach wenig, in der Summe macht das jedoch sehr viel aus.
Drei Thesen
Es gibt mehrere Thesen, die eine solche Entwicklung erklären könnten: Die Fähigkeit, Beschwerden einigermaßen richtig einzuordnen, scheint erheblich abgenommen zu haben – somit eine zu geringe Gesundheitskompetenz. Denkbar ist auch, dass einige Personen das System ausnutzen und die vermeintlich beste und vor allem schnellste Lösung für sich beanspruchen. Ein weiterer Faktor ist, dass die Wartezeiten der GKV-Versicherten insbesondere für einen Termin in einer fachärztlichen Praxis häufig sehr lang sind. Stattdessen wird „gemogelt“ und dieser Schritt einfach übersprungen.
Vernünftige Wege
Allerdings würde sich eine große Mehrheit vernünftig und solidarisch verhalten. Denn 56 Prozent würden bis zum nächsten Werktag ausharren, wiederum jede vierte Person den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufsuchen. Fünf Prozent meinen, sie würden lieber abwarten, ohne überstürzt etwas Konkretes zu planen.
Bedarfsgerecht versorgen
Neben verstopften Notaufnahmen sind auch manche Leitstellen (112) überlastet, wie erst kürzlich die Leitstelle Frankfurt berichtete. Es kursiere der Irrglaube, dass eine Einlieferung per Rettungsdienst zu einer bevorzugten Behandlung in der Notaufnahme führe. Zudem scheinen viele Menschen nicht mehr mit Erkrankungen angemessen umgehen und die Akutversorgung richtig in Anspruch nehmen zu können. Um dem entgegenzuwirken, hat die Kassenärztliche Vereinigung gemeinsam mit den Krankenhäusern in Frankfurt-Höchst, Darmstadt und Offenbach einen sogenannten gemeinsamen Tresen installiert. Dort sollen die Patientinnen und Patienten der jeweils richtigen Versorgungsebene zugeordnet werden. Entsprechend kommen in die Notaufnahme nur jene, die dort wirklich hingehören.
Mehr Steuerung
„Wir brauchen eine bessere Steuerung der Patientinnen und Patienten, um unser Gesundheitssystem effizienter zu machen und auch in Zukunft bedarfsgerecht versorgen zu können. Die knappen Personalressourcen müssen zielgenauer dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. Ideen und Ansätze dafür gibt es – und auch in den aktuellen Koalitionsgesprächen spielt das Thema eine Rolle“, erläutert Ralf Metzger, bei der AOK Hessen verantwortlich für Unternehmenspolitik.