Hintergrund

Schweden: Der Wohlfahrtsstaat

Das schwedische Modell der Sozial- und Gesundheitsversicherung hat sich über 100 Jahre entwickelt und galt vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren als Paradebeispiel eines Wohlfahrtsstaates. Grundsätzlich erfasst das schwedische Sozialsystem alle Einwohner – von der kommunalen Kinderfürsorge bis zur kommunalen Altenfürsorge für Rentner.

Hauptstadt Schwedens: Stockholm.
Stockholm - die Hauptstadt Schwedens.

Inhalte im Überblick

Das Sozialsystem wird weitgehend über die Einkommensteuer finanziert. In den 1990er-Jahren kam es erstmals zu deutlichen Einschnitten bei den Sozialleistungen. Im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… wurden nach der Jahrtausendwende Zuzahlungen Zuzahlungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind eine Form der direkten finanziellen… für Medikamente, zahnmedizinische Versorgung für Menschen über 24 Jahre, Haus- und Facharztbehandlungen sowie Krankenhausaufenthalte eingeführt. Die Eigenleistungen sind auf jährliche Höchstbeträge gedeckelt und liegen im EU-Vergleich auf niedrigem Niveau.

Das schwedische Gesundheitswesen wird durch die Volksgesundheitsbehörde (Folkhälsomyndigheten) verwaltet, die auch als Krankenkasse fungiert. Die Organisation des Gesundheitssystems ist dezentral. Die schwedische Regierung formuliert nationale Richtlinien Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) konkretisiert in Richtlinien mit Bindungswirkung für… und Regeln. Für die konkrete Ausgestaltung der Versorgung vor Ort sind die 21 Regionen und 290 Gemeinden verantwortlich. Grundsätzlich eingeschlossen sind Notfallversorgung, ambulante und stationäre Behandlungen, medizinische Grundversorgung und Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… (zum Beispiel Krebsvorsorge, Impfungen Aufgrund des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes sind Leistungen für bestimmte Schutzimpfungen seit dem… , Mutterschaftsvorsorge), psychische Gesundheitsfürsorge, Rehabilitationsmaßnahmen und zahnmedizinische Behandlungen für Kinder und Erwachsene bis 23 Jahre. Dank konsequenter Umsetzung von Public-Health-Strategien gibt es in Schweden im EU-Vergleich die wenigsten Raucher und den geringsten Alkoholkonsum.

Schweden gehört zu den Vorreitern bei der Ambulantisierung und Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Die Hauptrolle bei der medizinischen Grundversorgung spielen die regionalen Primärversorgungszentren (PCC). Deren Leistungsangebote und Honorare werden von den Regionalverwaltungen festgelegt. PCC werden sowohl durch öffentliche als auch private Träger betrieben und bestehen in der Regel aus einem Team von Allgemeinmedizinern, spezialisierten Pflegekräften, Therapeuten und Psychologen. Trotz der Größe Schwedens ist für rund 90 Prozent der Einwohner ein PCC innerhalb von zehn Minuten erreichbar.

Zusätzlich gibt es einen nationalen Telefon- und Onlineservice sowie private digitale Gesundheitsdienste für Video-Konsultationen. Digitale Leistungen werden in gleicher Höhe honoriert wie direkte Arztbesuche. Neben den PCC können die Patienten – je nach regionalem Angebot – auch direkt niedergelassene Ärzte aufsuchen. Grundsätzlich haben die Versicherten freie Arztwahl Jeder Patient hat das Recht, den (Zahn-)Arzt seines Vertrauens frei zu wählen. Dieses Recht kann aus… . Seit 2022 müssen sie sich jedoch bei einem PCC ihrer Wahl registrieren. Regional gibt es unterschiedliche Vorgaben zur Gatekeeper-Funktion der PCC.

Durch die von der Regierung forcierte starke Ambulantisierung – auch im fachärztlichen Bereich – beschränkt sich die stationäre Versorgung in Schweden überwiegend auf Notfälle, Intensivversorgung und Spezialbehandlungen. In einigen Regionen bieten Kliniken die häusliche Betreuung von Patienten durch qualifiziertes Personal an. Schweden hat deshalb mit knapp 190 Betten je 100.000 Einwohner die niedrigste Bettendichte in Europa (EU-Schnitt: 516).

Trotz der umfangreichen gesetzlichen Gesundheitsversorgung gibt es auch in Schweden private Krankenversicherungen. Meistens handelt es sich um Zusatzversicherungen, die von den Arbeitgebern angeboten werden und einen schnelleren Zugang zu ärztlichen Spezialisten ermöglichen. 2020 hatten etwa 15 Prozent der Menschen in Schweden eine private Krankenversicherung In der privaten Krankenversicherung (PKV) wird Versicherungsschutz durch private Unternehmen… .

Kennzahlen

Bevölkerung (2023):

10,551 Millionen

Bevölkerungsanteil über 65 Jahre (2021):

20,3 Prozent

Geburtenrate (2022):

1,53

Lebenserwartung Frauen (2023):

84,7 Jahre

Lebenserwartung Männer (2023):

81,1 Jahre

Gesundheitsausgaben Das Statistische Bundesamt erstellt im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung eine… insgesamt (2023):

59,832 Milliarden Euro

684,435 Milliarden Schwedische Kronen

Pro-Kopf-Ausgaben Gesundheit (2021):

4.200 Euro

48.045 Schwedische Kronen

Anteil Gesundheitsausgaben BIP (2021):

11,2 Prozent

Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner (2022):

189,9

Ärzte je 10.000 Einwohner (2021):

39

Pflegekräfte je 10.000 Einwohner (2021):

114

 

Weiterführende Links

Drei Europa-Fahnen am Mast wehen im Wind vor blauem Himmel, eine davon im Anschnitt
Rampenlicht statt Nebenrolle: Die EU setzt auf mehr Kooperation in der Gesundheitspolitik. Hier finden Sie Infos über den Weg zur Gesundheitsunion. Dazu: ein Blick in die Geschichte der EU, auf ihre Institutionen und die Gesundheitssysteme in den Mitgliedstaaten.
Aktualisiert am 26.03.2025